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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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danach und berührte etwas Weiches: ein
    Bündel aus Wol e. Ihre Finger erforschten es.
    »Ein Paar Socken ?«, fragte sie.
    »Ja. Trag sie«, sagte die mysteriöse Stimme heiser.
    »Danke, aber ich habe selbst welche…«, begann Pol y.
    Es seufzte in der Dunkelheit. »Nicht an den Füßen. Schieb sie dir
    vorn in die Hose.«
    »Wie bitte?«
    »Du hast dort keine Beulen, wo keine sein sollen, und das ist gut so«,
    erklärte das Flüstern geduldig. »Aber es fehlt dort eine, wo es eine
    geben sol te. Verstehst du? Weiter unten?«
    »Oh! Äh… ich… aber… Ich dachte, es würde niemandem auffallen«,
    sagte Pol y und glühte vor Verlegenheit. Man hatte sie entlarvt! Aber es
    gab kein Gezeter, keine zornigen Zitate aus dem Buch Nuggan. Jemand half ihr. Jemand, der sie gesehen hatte…
    »Es ist eine komische Sache«, sagte die Stimme. »Die Leute bemerken
    eher das, was fehlt, als das, was da ist. Nur ein Paar, wohlgemerkt.
    Werd nicht zu ehrgeizig.«
    Polly zögerte. »Äh… ist es offensichtlich?«, fragte sie.
    »Nein. Deshalb habe ich dir die Socken gegeben.«
    »Ich meine, dass ich kein… dass ich…«
    »Nein, eigentlich nicht«, sagte die Stimme im Dunkeln. »Du machst
    das ziemlich gut. Du kommst als ängstlicher Junge rüber, der versucht,
    groß und tapfer zu wirken. Du könntest öfter in der Nase bohren. Ist
    nur ein Tipp. Nur wenige Dinge interessieren einen jungen Mann mehr
    als der Inhalt seiner Nasenlöcher. So, und jetzt muss ich dich
    meinerseits um einen Gefal en bitten.«
    Ich habe dich nicht um einen Gefal en gebeten, dachte Pol y und
    ärgerte sich, dass man sie für einen ängstlichen Jungen hielt, wo sie
    doch sicher war, cool und unerschütterlich zu wirken. Doch sie
    erwiderte ruhig: »Und der wäre?«
    »Hast du Papier?«
    Wortlos holte Polly »Von den Müttern Borograwiens« unter ihrem
    Hemd hervor und reichte das Pamphlet nach oben. Sie hörte, wie ein
    Streichholz entzündet wurde, und der schweflige Geruch machte den
    Gestank ein wenig erträglicher.
    »Sehe ich hier das Wappen Ihrer Hoheit vor mir?«, sagte die
    flüsternde Stimme. »Nun, es wird nicht mehr lange vor mir sein.
    Verdufte… Junge.«
    Schockiert, benommen, verwirrt und halb erstickt eilte Polly in die
    Nacht hinaus und schaffte es bis zur Tür des Schuppens. Sie hatte sie
    kaum hinter sich geschlossen und blinzelte in der Finsternis, als sie
    wieder aufgerissen wurde. Herein kamen Wind, Regen und Korporal
    Strappi.
    »Aufwachen, ihr Jammerlappen! Raus aus den Federn und rein in die
    Klamotten! Hopp, hopp…«
    Um Pol y herum sprangen Leute auf und fielen durcheinander. Ihre
    Muskeln schienen direkt der Stimme zu gehorchen, denn kein Gehirn
    konnte so schnel in Gang kommen. Korporal Strappis Reaktion
    gehorchte dem Gesetz der Unteroffiziere und machte die Verwirrung
    noch verwirrender.
    »Lieber Himmel, alte Weiber könnten sich schnel er anziehen als ihr!«,
    rief er voller Zufriedenheit, als Rekruten mit den Armen fuchtelten, auf
    der Suche nach Mänteln und Stiefeln. »Antreten! Zum Rasieren! Jeder
    Mann im Regiment muss ordentlich rasiert sein, das ist ein Befehl!
    Anziehen! Reißer, ich habe dich im Auge! Bewegung! Bewegung!
    Frühstück in fünf Minuten! Wer als Letzter kommt, kriegt keine Wurst!
    Meine Güte, was für ein trauriger Haufen!«
    Die vier geringeren Reiter der Apokalypse namens Panik, Konfusion,
    Ignoranz und Geschrei übernahmen die Kontrol e im Raum, zur
    hämischen Freude von Korporal Strappi. Pol y duckte sich durch die
    Tür, zog einen kleinen Blechbecher aus ihrem Rucksack, tauchte ihn in
    eine Wassertonne, stel te ihn auf ein altes Fass hinter dem Gasthaus
    und begann, sich zu rasieren.
    Auch das hatte sie geübt. Das Geheimnis lag in der sorgfältig
    abgestumpften Klinge des langen Rasiermessers. Der Rest war nur
    Schaum und Seife. Trage viel Schaum auf, streiche mit dem Messer viel
    Schaum fort, fertig ist die Rasur. Ja, kein Zweifel, Herr, fühl nur die
    glatte Haut…
    Polly war halb fertig, als eine Stimme an ihrem Ohr schrie: »Was
    machst du da, Soldat Pimmel?«
    Sie konnte von Glück sagen, dass die Klinge so stumpf war.
    »Perks, Herr!«, erwiderte Pol y und rieb sich die Nase. »Ich rasiere
    mich, Herr! Und ich heiße Perks, Herr!«
    » Herr ? Ich bin kein Herr, Pimmel, sondern ein verdammter Korporal, Pimmel. Was bedeutet, dass du mich gefälligst mit ›Korporal‹
    ansprichst, Pimmel. Und du benutzt beim Rasieren einen offiziellen
    Regimentsbecher, den du nicht bekommen hast,

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