Weiberregiment
Bewaffnete, deren Arbeit vermutlich nur
dann interessant wurde, wenn al e Riegel verschwanden. Die Reise
endete in einer Küche. Sie war groß und ganz offensichtlich kein Ort,
an dem Kräuter und Pilze geschnitten wurden. In diesem düsteren,
schmutzigen und rußverkrusteten Saal hatten Köche vermutlich die
Mahlzeiten für Hunderte von hungrigen Männern zubereitet.
Gelegentlich wurde die Tür geöffnet, und schattenhafte Gestalten
sahen zu ihnen herein, ohne ein Wort zu sagen.
»Man hat uns erwartet«, brummte Knal er. Sie saßen auf dem Boden,
mit dem Rücken an einem uralten Hackklotz. Igorina kümmerte sich
um die immer noch bewusstlose Reißer.
»Sie können den Lift noch nicht nach oben gezogen haben«, sagte
Polly. »Dazu saß der Stein viel zu fest.«
»Viel eicht haben uns die Waschfrauen verraten«, meinte Toller. »Frau
Enid gefiel mir nicht sonderlich.«
»Das spielt jetzt keine Rolle mehr«, sagte Polly. »Ist das die einzige
Tür?«
»Auf der anderen Seite gibt es einen Lagerraum«, sagte Toller. »Aber
keinen Ausgang, abgesehen von einem Gitter im Boden.«
»Ein möglicher Fluchtweg für uns?«
»Nur wenn wir uns in Würfel schneiden lassen.«
Sie blickten verdrossen zur fernen Tür. Sie hatte sich erneut geöffnet,
und die Silhouetten dahinter sprachen leise miteinander. Toller hatte
sich einmal der offenen Tür genähert, woraufhin plötzlich Männer mit
Schwertern vor ihr standen. Pol y sah zu Bluse, der an der Wand lehnte,
den Kopf nach hinten geneigt.
»Ich gebe ihm besser Bescheid«, sagte sie. Toller zuckte mit den
Schultern.
Bluse öffnete die Augen und lächelte matt, als Pol y näher kam. »Ah,
Perks«, sagte er. »Wir hätten es fast geschafft, wie?«
»Tut mir Leid, dass wir dich enttäuscht haben, Herr«, sagte Pol y.
»Bitte um Erlaubnis, mich setzen zu dürfen.«
»Fühl dich auf diesen kalten Fliesen ganz wie zu Hause«, erwiderte
Bluse. »Und ich fürchte, ich habe euch enttäuscht.«
»O nein, Herr…«, protestierte Pol y.
»Ihr wart mein erstes Kommando«, sagte Bluse. »Abgesehen von
Korporal Drebb, und er war siebzig und hatte nur einen Arm, der arme
Kerl.« Er rieb sich den Nasenrücken. »Ich brauchte euch nur aus dem
Tal zu bringen. Das war al es. Aber törichterweise träumte ich von einer
Welt, in der eines Tages al e eine Bluse tragen. Oder vielleicht eine
essen. Ich hätte auf Feldwebel Jackrum hören sol en! Ach, kann ich
meiner lieben Emmeline jemals wieder in die Augen sehen?«
»Ich weiß es nicht, Herr«, sagte Pol y.
»Das war keine Frage, sondern eine Art rhetorischer
Verzweiflungsschrei, Perks«, meinte Bluse.
»Bitte um Verzeihung, Herr.« Pol y atmete tief durch und bereitete
sich auf den Sprung in die eisigen Tiefen der Wahrheit vor. »Du solltest
da etwas wissen, Herr…«
»Ich fürchte, dass man uns ins Verlies wirft, sobald klar wird, dass wir
keine Frauen sind«, fuhr der Leutnant fort. »Sie sind sehr groß und sehr
schmutzig, habe ich gehört. Vol er Leute.«
»Herr, wir sind Frauen, Herr«, sagte Polly.
»Ja, gut, Perks, ausgezeichnet, aber jetzt brauchen wir uns nicht mehr
zu verstellen.«
»Du verstehst nicht, Herr. Wir sind Frauen, wirklich. Wir alle.«
Bluse lächelte nervös. »Ich glaube, du bist ein wenig… durcheinander,
Perks. Das geschah damals auch mit Wriggelwoll…«
»Herr…«
»…obwohl ich sagen muss, dass er es verstand, die richtigen
Gardinen und Vorhänge auszuwählen…«
» Nein, Herr. Ich war… ich bin ein Mädchen und habe mir die Haare abgeschnitten, um wie ein Junge auszusehen und den Schilling der
Herzogin zu nehmen, Herr. Ich gebe dir mein Wort darauf, Herr, denn
ich möchte es dir nicht zeigen. Wir haben dir einen Streich gespielt,
Herr. Nicht in dem Sinn einen Streich, aber wir al e hatten Grund,
woanders zu sein, Herr, oder zumindest nicht dort, wo wir waren. Wir
haben gelogen.«
Bluse starrte sie an. »Bist du sicher?«
»Ja, Herr. Ich bin weiblichen Geschlechts. Ich überprüfe es jeden Tag,
Herr.«
»Und Soldat Halter?«
»Ja, Herr.«
» Und Stecher?«
»Ja, Herr. Beide, Herr. Geh nicht zu ihnen, Herr.«
»Was ist mit Knaller?«
»Sie erwartet ein Kind, Herr.«
Bluse riss erschrocken die Augen auf. »O nein. Hier? «
»Erst in einigen Monaten, Herr, soweit ich weiß.«
»Und der arme kleine Soldat Goom?«
»Ein Mädchen, Herr. Und Igor ist in Wirklichkeit Igorina. Und wo
immer sie auch sein mag, Karborund heißt eigentlich Jade.
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