Weiberregiment
Nein! Einige
von ihnen ahnten viel eicht etwas und vermuteten, dass sich irgendwo irgendetwas abspielte, aber ich war einfach nur der große, dicke
Feldwebel, der jeden und alles kannte und auch alles trank.«
Pol y betupfte sich die Augen. »Was hast du jetzt vor, wenn du nicht
nach Skritz willst?«
»Oh, ich habe etwas beiseite gelegt«, sagte Jackrum. »Mehr als nur
etwas, um genau zu sein. Kriegsbeute und dergleichen. Wie auch immer
man es nennt – es ist einiges zusammengekommen. Ich hab nicht al es
an die Wand gepinkelt wie die anderen Jungs. Ich schätze, ich kann
mich an die meisten verdammten Orte erinnern, wo ich den Kram
vergraben habe. Hab immer daran gedacht, mal ein Wirtshaus
aufzumachen, oder viel eicht einen Puff… einen richtigen, erstklassigen
Puff. Du brauchst mich gar nicht so anzusehen, nicht so was Elendiges
wie das stinkende Zelt. Nein, ich rede von einem Puff mit einem
Küchenchef, Kronleuchtern und viel rotem Samt, sehr exklusiv. Ich
würde mir eine schicke Empfangsdame besorgen und selbst die
Aufgaben des Rausschmeißers und des Barmanns übernehmen. Hier
ein guter Rat, Junge, für deine zukünftige Laufbahn, und er betrifft
etwas, das einige der anderen kleinen Jungs von sich aus gelernt haben:
Es ist manchmal hilfreich, einen dieser verruchten Orte zu besuchen,
denn sonst machen sich die Männer Gedanken über dich. Ich habe
immer ein gutes Buch zum Lesen mitgenommen und der jungen Frau
geraten, ein wenig zu schlafen, um sich von der anstrengenden Arbeit
zu erholen.«
Pol y nahm den Rat entgegen, ohne darauf einzugehen. »Möchtest du
nicht deine Enkel besuchen?«
»Ich will mich ihnen nicht aufdrängen, Junge«, sagte Jackrum mit
fester Stimme. »Es wäre falsch. Mein Junge ist ein angesehener Mann in
jenem Ort! Was habe ich zu bieten? Er wünscht sich bestimmt keine
dicke alte Schachtel, die an seine Hintertür klopft, den Saft von
Kautabak ausspuckt und behauptet, seine Mutter zu sein!«
Pol y sah kurz ins Feuer und fühlte, wie ihr eine Idee durch den Kopf
kroch. »Und ein verdienstvoller Hauptfeldwebel mit glitzernden
Tressen und glänzenden Medaillen, dessen prächtige Kutsche am
Vordereingang hält und der sich dem Waffenschmied als sein Vater
vorstellt?«, fragte sie.
Jackrum starrte sie groß an.
»Die Wirren des Krieges und so«, fuhr Polly fort, und ihre Gedanken
rasten plötzlich. »Junge Liebe. Die Pflicht ruft. Auseinander gerissene
Familien. Vergebliche Suche. Jahrzehnte vergehen. Liebevolle
Erinnerungen. Und dann… ein mitgehörtes Gespräch in einem
Gasthaus, ja, das klingt glaubhaft. Hoffnung erwacht. Eine neue Suche.
Hier und dort einige Leute schmieren. Die Erinnerungen alter Frauen.
Schließlich eine Adresse…«
»Wovon redest du da, Perks?«
»Du bist ein Lügner, Feldwebel«, sagte Pol y. »Der beste, den ich
kenne. Eine letzte große Lüge, die einen Schlussstrich zieht! Warum
nicht? Du könntest ihm das Medail on zeigen und von dem Mädchen
erzählen, das du zurückgelassen hast…«
Jackrum wandte den Blick ab, sagte aber: »Du bist ein verdammt fixer
Denker, Perks. Und woher sol te ich die prächtige Kutsche nehmen?«
»Ach, Feldwebel ! Heute? Es gibt… Männer in hohen Positionen, die derzeit bereit wären, dir jeden Wunsch zu erfüllen. Das weißt du.
Besonders dann, wenn es bedeutet, dass sie dich nie wiedersehen. Du
hast sie nie um viel gebeten. An deiner Stel e würde ich den einen oder
anderen Gefal en einfordern, solange du noch Gelegenheit dazu hast.
So sind die Rein-und-Rausser, Herr. Nimm den Käse, solange er da ist,
denn Küsse währen nicht lange.«
Jackrum atmete tief durch. »Ich denke darüber nach, Perks.
Verschwinde jetzt.«
Polly stand auf. »Denk gut und gründlich darüber nach, Feldwebel.
Wie du selbst gesagt hast: Jeder, der jetzt noch jemanden hat, ist im
Vorteil. Vier Enkel? Ich wäre ein stolzes Kind, wenn ich einen Opa
hätte, der Kautabaksaft so weit spuckt, dass er damit eine Fliege an der
gegenüberliegenden Wand trifft.«
»Ich warne dich, Perks.«
»War nur so ein Gedanke, Feldwebel.«
»Ja… gut«, brummte Jackrum.
»Danke, dass du uns bis hierher gebracht hast, Feldwebel.«
»Perks!«, sagte Jackrum, als Pol y die Tür erreichte. Sie blieb stehen
und drehte sich um.
»Ja, Feldwebel?«
»Ich… eigentlich habe ich mehr von ihnen erwartet. Ich dachte, sie
würden es besser machen als Männer. Das Problem war: Sie verstanden
es besser als Männer, Männer
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