Weiberregiment
zu sein. Es heißt, das Militär kann einen
Mann aus dir machen. Nun… was auch immer du als Nächstes tun
wirst, tu es als du selbst. Ob gut oder schlecht, tu es als du. Zu viele
Lügen, und es gibt keine Wahrheit mehr, zu der man zurückkehren
kann.«
»In Ordnung, Feldwebel.«
»Das ist ein Befehl, Perks. Oh… und noch etwas, Perks.«
»Ja, Feldwebel?«
»Danke, Perks.«
Pol y öffnete die Tür, zögerte noch einmal und sah zurück. Jackrum
hatte seinen Stuhl zum Feuer gedreht und sich umgedreht. Um ihn
herum arbeitete die Küche.
Sechs Monate vergingen. Die Welt war nicht perfekt, aber sie drehte
sich weiter.
Polly hatte die Zeitungsartikel behalten. Sie waren im Detail nicht
präzise, denn ihr Autor erzählte… Geschichten und nicht das, was
wirklich geschehen war. Sie ähnelten Gemälden, wenn man dabei
gewesen war und das Geschehen beobachtet hatte. Aber der Marsch
zur Festung stimmte, mit Reißer ganz vorn auf einem weißen Pferd und
hoch erhobener weißer Fahne. Und es stimmte, dass Leute aus ihren
Häusern gekommen waren und sich dem Marsch angeschlossen hatten,
sodass kein Heer die Burg erreichte, sondern eine Art disziplinierter
Mob, der schrie und jubelte. Und es stimmte, dass die Wächter einen
Blick darauf geworfen und an ihre Zukunft gedacht hatten und dass das
Tor aufgeschwungen war, bevor die Hufe des Pferds über die
Zugbrücke pochten. Es hatte keinen Kampf gegeben. Es war einfach so
zu Ende gegangen. Das Land hatte ausgeatmet.
Polly glaubte nicht, dass das Bild der Herzogin auf seiner Staffelei im
großen, leeren Thronsaal wirklich gelächelt hatte, als Reißer darauf
zugegangen war. Pol y war zugegen gewesen und hatte es nicht gesehen,
aber viele Leute schworen, dass es tatsächlich geschehen war, und man
fragte sich, was es mit der Wahrheit auf sich hatte und ob es viel eicht
unterschiedliche Arten von Wahrheit gab.
Jedenfal s hatte es funktioniert. Und dann…
…kehrten sie heim. Viele Soldaten nutzten den unsicheren
Waffenstil stand, um sich auf den Weg nach Hause zu machen.
Der erste Schnee fiel bereits, und wenn sich die Menschen einen
Krieg wünschten, so gab der Winter ihnen einen. Er kam mit Lanzen
aus Eis und Pfeilen aus Hunger. Er fül te die Pässe mit Schnee und
machte die Welt so fern wie den Mond…
Und dann öffneten sich die alten Zwergenminen, und ein Pony nach
dem anderen kam zum Vorschein. Man hatte immer davon gesprochen,
dass es überal Zwergentunnel gab, und nicht nur Tunnel, geheime
Kanäle unter den Bergen, Docks und viele Schleusen, die Lastschiffe in
der geschäftigen Dunkelheit eine Meile hochheben konnten, tief unter
den von Stürmen umtosten Gipfeln.
Sie brachten Kohl, Kartoffeln, Wurzelgemüse, Äpfel, Fässer mit Fett,
Lebensmittel, die sich gut hielten. Und der Winter wurde besiegt, und
die Schneeschmelze sauste durch die Täler, und der Kneck zog neue
Bahnen durch den flachen Schlick des Tals.
Sie waren heimgekehrt, und Polly überlegte, ob sie sich jemals auf den
Weg gemacht hatten. Sind wir Soldaten gewesen?, fragte sie sich. Auf
der Straße nach Prinz-Marmaduk-und-Pjotr-Albert-Hans-Josef-
Bernhardt-Wilhelmsberg hatte man sie bejubelt und weitaus besser
behandelt, als es ihr Rang verdiente. Sie bekamen sogar eine besondere
Uniform, extra für sie entworfen. Doch immer wieder erschien der
Zahnlose Abbens vor Pol ys innerem Auge…
Wir waren keine Soldaten, dachte sie schließlich. Wir waren Mädchen
in Uniform. Wir waren wie Glücksbringer. Wir waren Maskottchen. Wir haben nicht wirklich existiert, sondern nur etwas symbolisiert. Wir
haben gute Arbeit geleistet, für Frauen. Wir waren etwas, das
vorüberging.
Tol er und Stecher würden sich nie wieder in die Schule stecken
lassen und gingen jetzt ihren eigenen Weg. Reißer hatte sich dem
Haushalt des Generals angeschlossen und ein eigenes Zimmer. Sie lebte
in Frieden, machte sich nützlich und wurde nicht geschlagen. Jade und
ihr Kavalier waren fortgezogen, um sich mit interessanteren Dingen zu
beschäftigen, was Trolle vernünftigerweise machten. Knaller… hatte
ihren eigenen Zeitplan. Maladikta war verschwunden. Und Igorina hatte
sich in der Hauptstadt niedergelassen und befasste sich dort mit
Frauenproblemen, besser gesagt: mit den Frauenproblemen, die sich
nicht um Männer drehten. Und ranghohe Offiziere hatten ihnen
Medaillen verliehen und ihnen mit einem vagen, starren Lächeln
nachgesehen. Küsse währten nicht lange.
Und
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