Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
faule Brüder zu
    kümmern.«
    »Wie lange liegt das zurück, Feldwebel?«
    »Ich weiß es nicht genau. Ich weiß nicht genau, wie alt ich bin, das
    schwöre ich, es ist die Wahrheit«, sagte Jackrum. »Ich habe so oft über
    mein Alter gelogen, dass ich es schließlich selbst glaubte.« Sie begann,
    den Kautabak ganz vorsichtig in dem neuen Beutel zu verstauen.
    »Und dein junger Mann?«, fragte Polly.
    »Oh, wir hatten eine großartige Zeit.« Jackrum verharrte kurz und
    blickte ins Leere. »Er wurde nie befördert, weil er stotterte, aber ich
    hatte eine gute Rufstimme, und das gefällt Offizieren. Es machte Willie
    nichts aus, selbst dann nicht, als ich Feldwebel wurde. Und dann fiel er
    bei Seppel. Starb an meiner Seite.«
    »Das tut mir Leid.«
    »Es braucht dir nicht Leid zu tun, du hast ihn ja nicht getötet«, sagte
    Jackrum ruhig. »Ich trat über seine Leiche hinweg und spießte den
    Mann auf, der ihn umgebracht hatte. Es war nicht seine Schuld. Und
    auch nicht meine. Wir waren Soldaten. Und einige Monate später gab es
    dann eine Überraschung für mich, und ich nannte ihn Wil iam, nach
    seinem Vater. Zum Glück hatte ich zu dem Zeitpunkt Urlaub. Meine
    Oma zog ihn für mich auf und ließ ihn drüben in Skritz Waffenschmied
    werden. Guter Beruf. Niemand tötet einen guten Waffenschmied. Ich
    habe gehört, dass er wie sein Vater aussieht. Einmal bin ich einem
    Hauptmann begegnet, der bei ihm ein verdammtes Schwert gekauft hat.
    Er zeigte es mir, ohne die Hintergründe zu kennen. Ein verdammt gutes Schwert, mit Schneckenverzierungen am Heft und al em Drum und
    Dran, sehr klassisch. Inzwischen sol er verheiratet sein und vier Kinder
    haben. Hat außerdem einen Zweispänner, Bedienstete, ein großes
    Haus… Ja, ich sehe, dass du aufpasst…«
    »Reißer… nun, Reißer und die Herzogin erwähnten…«
    »Ja, sie erwähnten Skritz und ein Schwert«, sagte Jackrum. »Als ich das
    hörte, wusste ich, dass nicht nur ich über euch Jungs wachte. Ich
    wusste, dass ihr überleben würdet. Das alte Mädchen brauchte euch.«
    »Du musst nach Skritz, Feldwebel.«
    »Ich muss? Wer sagt das? Ich habe dem alten Mädchen mein ganzes
    Leben lang gedient, und jetzt kann es nicht mehr über mich verfügen.
    Ich bin mein eigener Herr, bin es immer gewesen.«
    »Glaubst du, Feldwebel?«, fragte Polly.
    »Weinst du, Perks?«
    »Es… es ist ein bisschen traurig, Feldwebel.«
    »Oh, ich gebe zu, dass ich gelegentlich ein wenig geschluchzt habe«,
    sagte Jackrum und war noch immer damit beschäftigt, den Kautabak im
    neuen Beutel zu verstauen. »Aber letztlich hatte ich ein gutes Leben.
    Hab den Durchbruch der Kavallerie beim Kampf um Slomp erlebt.
    Gehörte zur Dünnen Roten Linie, die die Schwere Brigade bei
    Schafwehe abwehrte. Bei Raladan rettete ich die kaiserliche Flagge vor
    vier echten Mistkerlen, und ich habe viele fremde Länder besucht und
    bin sehr interessanten Leuten begegnet, die ich kurz darauf meistens
    umbrachte, bevor sie mich erledigen konnten. Hatte einen Liebsten,
    habe noch einen Sohn… Viele Frauen sind weitaus schlimmer dran,
    glaub mir.«
    »Und… du hast andere Mädchen entdeckt…«
    »Ha! Es wurde zu einer Art Hobby! Die meisten von ihnen waren
    verängstigte kleine Küken, die vor Gott wer weiß was wegliefen. Man
    kam ihnen schnel auf die Schliche. Und es gab viele wie Knaller, die
    ihrem jungen Mann ins Militär gefolgt sind. Aber einige wenige hatten
    das, was ich ›das gewisse Etwas‹ nenne. Viel eicht eine Art Feuer. Man
    musste ihnen nur die richtige Richtung zeigen. Ich habe ihnen
    gewissermaßen unter die Arme gegriffen. Ein Feldwebel kann ein sehr
    mächtiger Mann sein. Ein Wort hier, ein Nicken dort, kleine
    Veränderungen in Dokumenten, ein Flüstern im Dunkeln…«
    »… ein Paar Socken«, sagte Pol y.
    »Ja, solche Dinge.« Jackrum lächelte. »Die Latrine ist bei allen die
    große Sorge. Es sol te die geringste eurer Sorgen sein, habe ich immer
    gesagt. In Friedenszeiten schert sich niemand darum, und in der
    Schlacht pinkeln al e auf die gleiche Weise, und zwar verdammt schnel .
    Oh, ich habe ihnen geholfen. Ich war ihr Dingsbums, ihre grausige
    Eminenz , und ich habe sie langsam nach oben geschoben. Jackrums
    kleine Jungs, so nannte ich sie.«
    »Und sie schöpften nie Verdacht?«
    »Was, bei Jack Jackrum, so vol er Rum und Essig?«, fragte Jackrum,
    und das alte böse Lächeln kehrte zurück. »Bei Jack Jackrum, der eine
    Gasthausschlägerei mit einem Rülpsen beenden konnte?

Weitere Kostenlose Bücher