Weiberregiment
Skallot ruhig. Er saß auf der
anderen Seite des Kamins. »Überlass mir nur die Pferde und die Sättel.
Ihr Jungs könnt die Schwerter besser gebrauchen, kein Zweifel.«
»Sie hatten es auf uns abgesehen, Feldwebel«, sagte Polly. »Wir sind nur eine Gruppe unausgebildeter Rekruten, und sie hatten es auf uns
abgesehen. Ich hätte getötet werden können, Feldwebel!«
»Nein, ich erkenne Talent, wenn ich es sehe«, erwiderte Jackrum.
»Bravo, Junge. Ich musste mich verdünnisieren, weil ein so großer
Mann wie ich in vol er Feinduniform kaum zu übersehen ist. Außerdem
musstet ihr Jungs wachgerüttelt werden. Das ist militärisches Denken , jawohl.«
»Aber wenn ich nicht…« Pol y zögerte. »Wenn es mir nicht gelungen
wäre, sie zu überlisten, hätten sie viel eicht den Leutnant getötet!«
»Siehst du?«, meinte Skallot. »Es gibt immer eine positive Seite; man
muss sie nur finden.«
Der Feldwebel stand auf, wischte sich mit dem Handrücken den
Mund ab und zog seinen Gürtel hoch. Er schlenderte zum Hauptmann,
bückte sich und packte ihn an der Jacke.
»Warum hattest du es auf diese Jungs abgesehen?«, fragte er.
Der Hauptmann öffnete ein Auge und sah den Dicken an.
»Ich bin Offizier und Ehrenmann, Feldwebel«, brummte er. »Es gibt
Regeln .«
»Derzeit gibt es hier nicht sehr viele Ehrenmänner«, sagte der
Feldwebel.
»Da hat er verdammt Recht«, flüsterte Maladikt. Pol y fühlte sich fast
trunken vor Erleichterung und Entspannung. Sie musste sich den
Mund zuhalten, um nicht zu kichern.
»Oh, ja«, fuhr Jackrum fort. »Die Regeln. Kriegsgefangene und so. Es
bedeutet, dass ihr sogar den gleichen Kram essen müsst wie wir, ihr
armen Teufel. Du willst also nicht mit mir reden?«
»Ich bin… Hauptmann Horentz von den Ersten Schweren
Dragonern. Mehr sage ich nicht.« Und etwas in der Art, wie er es sagte,
stieß Polly einen Ellenbogen ins Gehirn.
Jackrum funkelte ihn an. »Tja… Mir scheint, wir haben es hier mit
einem Ärgernis zu tun, mit einem Hindernis, meine Jungs von den
Käslern, das es aus dem Weg zu räumen gilt. Und dabei gehe ich so
vor!« Er ließ die Jacke los, und der Hauptmann fiel zurück.
Feldwebel Jackrum nahm den Helm ab. Dann zog er die Jacke aus.
Ein fleckiges Hemd und rote Hosenträger kamen zum Vorschein. Er
blieb fast rund. Vom Hals an reichten Fettwülste bis in die tropischen
Regionen. Der Gürtel diente vermutlich nur dazu, den Vorschriften zu
entsprechen, dachte Pol y.
Jackrum hob die Hände und löste einen Bindfaden von seinem Hals.
Daran war eine angelaufene Münze befestigt.
»Korporal Skallot!«, sagte er.
»Ja, Feldwebel!« Skallot salutierte.
»Wie du siehst, habe ich meine Insignien abgelegt, und jetzt reiche ich
dir meinen offiziellen Schilling, was bedeutet: Beim letzten Mal habe ich
mich für zwölf Jahre verpflichtet, und das war vor sechzehn Jahren,
also bin ich jetzt ganz legal ein verdammter Zivilist!«
»Ja, Herr Jackrum«, sagte Skal ot fröhlich. Einige der Gefangenen
sahen auf, als sie den Namen hörten.
»Und da das der Fall ist und du, Hauptmann, bei Nacht und Nebel in
unser Land eingedrungen bist… Ich schätze, es gibt keine Regeln, die
einen einfachen Zivilisten wie mich daran hindern, sieben Arten von
Scheiße aus dir herauszuprügeln, bis du mir sagst, warum du hierher
gekommen bist und wann der Rest deiner Truppe eintrifft. Und das
könnte eine Weile dauern, weil ich bisher immer nur fünf Arten von
Scheiße entdeckt habe.« Er rollte die Ärmel hoch, zerrte den
Hauptmann erneut nach oben, holte mit der Faust aus…
»Wir sol ten die Rekruten nur in Gewahrsam nehmen«, erklang eine
Stimme. »Wir wollten ihnen nichts antun! Lass ihn jetzt los, Jackrum,
verdammt! Er sieht noch immer Sterne!«
Die Worte stammten von dem Feldwebel aus dem Wirtshaus. Polly
sah die anderen Gefangenen an. Karborund und Maladikt bewachten
sie, und Tol er starrte sie die ganze Zeit über finster an, aber trotzdem
spürte man: Beim ersten Schlag, der den Hauptmann getroffen hätte,
wäre es zu einem Aufruhr gekommen. Sie schützen ihn wirklich, dachte
Polly.
Jackrum musste es ebenfal s gefühlt haben. »Ah, wir kommen also ins
Gespräch«, sagte er und ließ den Hauptmann behutsam sinken, ohne
seine Jacke loszulassen. »Deine Männer setzen sich für dich ein,
Hauptmann.«
»Weil wir keine Sklaven sind, du verdammter Rote-Beete-Fresser«,
knurrte einer der Soldaten.
»Sklaven? Meine Jungs sind aus freiem
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