Weiberregiment
Horentz richtete einen drohenden Zeigefinger auf Jackrum. »Er
wol te mich schlagen ! Einen gefesselten Gefangenen! Und der… Junge «, fügte der Hauptmann hinzu und spuckte das Wort in Pol ys Richtung,
»hat mich in die Weichteile getreten und mit einem Knüppel fast
erschlagen! Ich verlange, dass du uns freilässt!«
Bluse wandte sich an Pol y. »Hast du Hauptmann Horentz in die
Weichteile getreten, Pimmel?«
»Äh… jaherr. Eigentlich war es kein Tritt, sondern ein Stoß mit dem
Knie, Herr. Und ich heiße Perks, obwohl ich verstehen kann, dass du
dich mit dem Namen vertan hast.«
»Was hat er zum betreffenden Zeitpunkt gemacht?«
»Er hat mich… umarmt, Herr.« Pol y sah, wie Bluse die Brauen hob.
»Ich war vorübergehend als Mädchen verkleidet, Herr«, erklärte sie.
»Um den Feind zu täuschen.«
»Und dann hast du ihn… mit dem Knüppel geschlagen?«
»Jaherr. Einmal, Herr.«
»Warum nur einmal?«, fragte Bluse.
»Herr?«, erwiderte Polly, als Horentz nach Luft schnappte. Bluse
drehte sich um, und sein Gesicht zeigte fast so etwas wie Verzückung.
»Und du, Feldwebel…«, fuhr er fort. »Hast du den Hauptmann
tatsächlich geschlagen?«
Jackrum trat einen Schritt vor und salutierte zackig. »Nicht unbedingt
in dem Sinne und an sich, nein, Herr«, sagte er und hielt den Blick dabei
auf eine Stel e in einer Höhe von dreieinhalb Metern an der
gegenüberliegenden Wand gerichtet. »Da er gerade in unser Land
eingefal en war, um die Jungs gefangen zu nehmen, Herr, dachte ich, es
könnte nicht schaden, wenn er vorübergehend Gefühle wie Furcht und
Schrecken kennen lernt. Ich bin kein gewalttätiger Mann, Herr, das
kann ich beschwören.«
»Natürlich, Feldwebel«, sagte Bluse. Das Lächeln blieb auf seinen
Lippen, aber es lag jetzt auch hämisches Frohlocken darin.
»Um Himmels willen, du Narr, du glaubst doch nicht etwa diesen
dummen Bauerntrampeln. Sie sind der Abschaum der…«, begann
Horentz.
»Doch, ich glaube ihnen, in der Tat«, erwiderte Bluse, und nervöser
Trotz ließ ihn zittern. »Ich würde ihren Aussagen selbst dann mehr
Glauben schenken als deinen, wenn sie behaupteten, der Himmel sei
grün. Und obwohl sie nicht ausgebildet sind, haben sie einige der besten
Soldaten Zlobeniens überwältigt, mit Einfallsreichtum und Wagemut.
Ich bin sicher, dass sie weitere Überraschungen für uns parat haben…«
» Es würde genügen, die Unterhosen fal en zu lassen«, flüsterte Maladikt.
» Sei still !«, zischte Pol y und musste sich wieder den Mund zuhalten, um nicht zu lachen.
»Ich kenne dich, Hauptmann Horentz«, sagte Bluse, und für einen
Moment wirkte der Hauptmann besorgt. »Ich meine, ich kenne Leute
wie dich. Mein ganzes Leben lang musste ich mit ihnen klarkommen.
Große, freundliche Rabauken, mit dem Gehirn in der Hose. Du wagst
es, in unser Land zu reiten, und glaubst, wir hätten Angst vor dir? Du
glaubst, du könntest über die Köpfe meiner Männer hinweg an mich
appellieren? Du verlangst? Auf dem Boden meiner Heimat?«
»Hauptmann?«, sagte der Kavallerie-Feldwebel, als Horentz den
Leutnant mit offenem Mund anstarrte. »Die anderen werden bald hier
sein…«
»Ah«, erwiderte Horentz unsicher. Dann schien er sich, nicht ohne
Mühe, zu fassen. »Verstärkung ist unterwegs«, schnappte er. »Lass uns
jetzt frei, du Idiot, dann führe ich dies alles vielleicht auf die Dummheit
der Einheimischen zurück. Andernfal s sehen die Dinge für dich und
deine… ha… Männer sehr, sehr schlecht aus.«
»Sieben Kaval eristen waren nicht genug, um mit Bauernjungen fertig
zu werden?«, fragte Bluse. »Du schwitzt, Hauptmann. Du bist besorgt.
Obwohl Verstärkung unterwegs ist?«
»Bitte um Erlaubnis zu sprechen, Herr!«, bel te Jackrum und fuhr fort:
» Käsler! Holt eure verdammten Waf en! Maladikt, du gibst Soldat Goom sein Schwert zurück und wünschst ihm viel Glück! Karborund, du nimmst eine Hand vol Dreieinhalb-Meter-Piken! Die anderen… «
»Da wäre noch dies, Feldwebel«, sagte Maladikt. »Davon gibt es jede
Menge. Hab sie aus den Sätteln unserer Freunde.« Er zeigte etwas vor,
das für Pol y wie eine große Pistolen-Armbrust aussah, stählern und
schnittig.
»Pferdebogen?«, fragte Jackrum wie ein Kind, das ein wundervol es
Silvestergeschenk öffnete. »Das bekommt man als Lohn für ein
ehrliches, nüchternes Leben, Jungs! Tödliche kleine Apparate. Zwei für
jeden!«
»Ich möchte keine unnötige Gewalt, Feldwebel«, sagte
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