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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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jetzt brauchte, war Bluse, der die
    Treppe herunterstürmte, mit seinem Schwert und Fechten für Anfänger.
    »Ja, Herr«, quiekte sie.
    »Kellnerin, wie? Na schön, drei Halbe von eurem besten Bier.«
    Zumindest das ließ sich ganz automatisch erledigen. Pol y hatte die
    Krüge unter der Theke gesehen, und die Fässer standen hinter ihr. Das
    Bier war dünn und scharf, löste aber vermutlich keine Kupfermünzen
    auf.
    Der Kaval erist beobachtete sie aufmerksam, als sie die Krüge fül te.
    »Was ist mit deinem Haar passiert?«, fragte er.
    Darauf war Pol y vorbereitet. »Oh, man hat’s mir abgeschnitten, Herr!
    Weil ich einen zlobenischen Soldaten angelächelt habe, Herr!«
    »Hier?«
    »In Drok, Herr.« Das war ein Ort ein ganzes Stück näher an der
    Grenze. »Und meine Mutter meinte, ich wäre eine Schande für die
    Familie, deshalb hat man mich hierher geschickt!«
    Ihre Hände zitterten, als sie die Krüge auf die Theke stellte, und sie
    übertrieb kaum… nur ein bisschen. Du verhältst dich wie ein Mädchen,
    dachte sie. Bleib dabei!
    Jetzt konnte sie einen Eindruck von den Neuankömmlingen
    gewinnen. Sie trugen dunkelblaue Uniformen, hohe Stiefel und schwere
    Kavalleriehelme. Einer von ihnen stand bei den Fenstern, und die
    anderen beiden beobachteten sie. Einer trug die Streifen eines
    Feldwebels und wirkte ausgesprochen argwöhnisch. Der Uniformierte,
    der sie gepackt und auf die Beine gezogen hatte, war ein Hauptmann.
    »Dies ist schreckliches Bier, Mädchen«, sagte er und roch am Krug.
    »Ja, Herr, ich weiß, Herr«, schnatterte Polly. »Sie wollten nicht auf
    mich hören, Herr, ich habe gesagt, dass man bei diesem gewittrigen
    Wetter ein feuchtes Tuch auf die Fässer legen muss, Herr, und Mol y
    reinigt nie den Zapfen, und…«
    »Dieser Ort ist verlassen, weißt du das?«
    »Sie sind alle abgehauen, Herr«, sagte Pol y ernst. »Man erwartet eine
    Invasion. Das sagen al e. Die Leute fürchten sich vor euch, Herr.«
    »Aber du nicht, wie?«, fragte der Feldwebel.
    »Wie heißt du, Mädchen-das-zlobenische-Soldaten-anlächelt?«, fragte
    der Hauptmann und lächelte.
    »Polly, Herr«, antwortete Pol y. Ihre tastende Hand fand unter der
    Theke das, was sie suchte, den Freund des Wirts. Es gab immer einen.
    »Hast du Angst vor mir, Pol y?«, fragte der Hauptmann. Der Soldat am Fenster kicherte.
    Der Hauptmann hatte einen gut gepflegten, sorgfältig gezwirbelten
    Schnurrbart und war über eins achtzig groß, schätzte Pol y. Sein
    Lächeln wirkte freundlich, und die Narbe in seinem Gesicht störte
    dabei nicht. Ein rundes Glas klemmte vor seinem einen Auge. Pol ys
    Hand schloss sich um den verborgenen Knüppel.
    »Nein, Herr«, sagte sie und sah zu dem Auge mit dem runden Glas.
    »Äh… wofür ist das Glas, Herr?«
    »Das ist ein Monokel«, erklärte der Hauptmann. »Es hilft mir dabei,
    dich zu sehen, wofür ich ewig dankbar bin. Und wer weiß? Wenn ich
    noch ein Glas hätte, könnte ich dich glatt durchschauen.«
    Der Feldwebel lachte höflich. Pollys Miene blieb leer.
    »Wirst du mir sagen, wo die Rekruten sind?«, fragte der Hauptmann.
    Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Nein.«
    Der Hauptmann lächelte. Er hatte gute Zähne, aber in seinen Augen
    war jetzt keine Wärme mehr.
    »Du musst darüber Bescheid wissen«, sagte er. »Wir tun ihnen nicht
    weh, das versichere ich dir.«
    In der Ferne schrie jemand.
    »Zumindest nicht sehr«, sagte der Feldwebel mit mehr Genugtuung
    als notwendig. Ein zweiter Schrei erklang. Der Hauptmann nickte dem
    Soldaten bei den Fenstern zu, woraufhin der Mann nach draußen ging.
    Pol y holte den Tschako unter der Theke hervor und setzte ihn auf.
    »Einer von ihnen hat dir seine Mütze gegeben?«, fragte der Feldwebel.
    Seine Zähne waren nicht annähernd so gut wie die des Hauptmanns.
    »Ich mag ein Mädchen, das Soldaten anlächelt…«
    Der Knüppel traf ihn am Kopf. Er bestand aus altem
    Schlehdornholz, und der Bursche fiel wie ein Baum. Der Hauptmann
    wich zurück, als Pol y hinter der Theke hervorkam, den Knüppel zu
    einem neuen Schlag erhoben. Aber er hatte sein Schwert nicht gezogen
    und lachte.
    »Ach, Mädchen, wenn du willst…« Er griff nach ihrem Arm, als sie
    ausholte, zog sie zu sich, immer noch lachend und klappte fast lautlos
    zusammen, als Pol ys Knie seine Schublade mit den Socken traf. Danke,
    Zahnloser. Als der Offizier zu Boden sank, trat Pol y zurück und schlug
    ihm den Knüppel gegen den Helm, wobei ein Geräusch wie

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