Weiberregiment
ihr und
schloss die Arme um ihren Hals. Der Bussard flog dicht über einen
steinernen Balkon hinweg, richtete sich in der Luft auf und ließ die
Taube los. Der Vogel und der kleine Mann prallten auf Fliesen, rollten
* Alle Tauben, die wissen, auf welche Weise Raubvögel zupacken, sind tot
und daher zu weniger Gedankenarbeit fähig als lebende.
in einem Durcheinander aus Federn herum und blieben liegen.
Schließlich erklang eine Stimme irgendwo unter der Taube. »Mist…«
Eilige Schritte näherten sich, und jemand nahm die Taube von
Korporal Knuddel Winzig. Er war ein Gnom und kaum fünfzehn
Zentimeter groß. Andererseits verbrachte er als Oberhaupt und einziges
Mitglied der Luftabteilung der Stadtwache von Ankh-Morpork viel Zeit
so weit oben, dass alles klein wirkte.
»Bist du so weit in Ordnung, Knuddel?«, fragte Kommandeur
Mumm.
»Ich denke schon, Herr«, erwiderte Knuddel und spuckte eine Feder
aus. »Aber es war nicht sehr elegant. Beim nächsten Mal mache ich es
besser. Das Problem ist, Tauben sind so dumm, dass man sie nicht
steuern kann…«
»Was hast du für mich?«
»Die Times hat dies von ihrem Wagen geschickt, Herr! Ich habe es den ganzen Weg verfolgt!«
»Ausgezeichnet, Knuddel!«
Flügel schlugen, und der Bussard landete auf einer Zinne.
»Und, äh… wie heißt er?«, fügte Mumm hinzu. Der Bussard bedachte
ihn mit dem ein wenig irren, kühlen Blick aller Vögel.
»Sie heißt Morag, Herr. Von den Kobolden abgerichtet. Ein
wundervoller Vogel.«
»Ist sie der Vogel, für den wir eine Kiste Whisky bezahlt haben?«
»Ja, Herr, und sie ist jeden Schluck wert.«
Die Taube zappelte in Mumms Händen.
»Warte hier, Knuddel«, sagte er. »Ich schicke Reg mit rohem
Kaninchenfleisch.« Er betrat den Turm.
Feldwebel Angua wartete an seinem Schreibtisch und las das Lebende
Testament von Nuggan. »Ist das eine Brieftaube, Herr?«, fragte sie, als Mumm Platz nahm.
»Nein«, antwortete Mumm. »Bitte halte sie. Ich möchte einen Blick in
die Nachrichtenkapsel werfen.«
»Sie sieht wie eine Brieftaube aus«, sagte Angua und legte das Buch
beiseite.
»Aber durch die Luft fliegende Nachrichten sind eine Abscheulichkeit
vor Nuggan«, sagte Mumm. »Die Gebete der Gläubigen pral en
vermutlich von ihnen ab. Nein, ich glaube, diese Taube ist verloren
gegangen, und ich sehe in dieses Röhrchen in der Hoffnung, dort
Namen und Adresse des Besitzers zu finden, weil ich hilfsbereit bin.«
»Du fängst also keine Berichte der Times ab?«, fragte Angua und
lächelte.
»Nicht in dem Sinne. Ich bin nur ein so eifriger Leser, dass ich schon
heute die Nachrichten von morgen sehen möchte. Und Herr de Worde
scheint immer wieder Neues herauszufinden. Angua, ich möchte, dass
diese dummen Leute aufhören zu kämpfen, damit wir alle heimkehren
können. Und wenn ich dazu gelegentlich einer Taube gestatten muss,
sich auf meinem Schreibtisch zu erleichtern, dann sei’s drum.«
»Oh, Entschuldigung, Herr, ich habe es gar nicht bemerkt. Lässt sich
bestimmt abwischen.«
»Bitte Reg, Kaninchenfleisch für den Bussard zu besorgen.«
Als Angua fort war, schraubte Mumm vorsichtig das Röhrchen auf
und holte eine Rol e aus sehr dünnem Papier daraus hervor. Er
entfaltete und glättete es, las die kleine Schrift und lächelte dabei. Dann
drehte er das Papier und betrachtete das Bild.
Er starrte noch immer darauf hinab, als Angua mit Reg und einem
Eimer zurückkehrte, der zur Hälfte mit knusprigen Kaninchenstücken
gefüllt war.
»Was Interessantes, Herr?«, fragte Angua unwissend.
»Oh, ja. Dies hier ändert alle Pläne. Jetzt ist alles möglich. Ha! Oh,
Herr de Worde, du armer Narr…«
Er reichte Angua das Papier. Sie las die Geschichte sehr aufmerksam.
»Gut für sie, Herr«, sagte sie schließlich. »Die meisten von ihnen
scheinen erst fünfzehn zu sein, und wenn man die Größe der Dragoner
sieht… Da muss man beeindruckt sein.«
»Ja, das könnte man sagen«, sagte Mumm und strahlte wie jemand,
der sich auf die Pointe eines Witzes vorbereitete. »Als Herr de Worde
hierher kam… Hat er da mit irgendwelchen zlobenischen hohen Tieren
gesprochen?«
»Nein, Herr. Soweit ich weiß, erteilte man ihm eine Absage. Die
Zlobenen wissen gar nicht, was ein Reporter ist. Der Adjutant warf ihn
hinaus und bezeichnete ihn als Ärgernis.«
»Meine Güte, der Arme«, sagte Mumm und lächelte noch immer.
»Du bist neulich Prinz Heinrich begegnet. Beschreib ihn mir.«
Angua räusperte
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