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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Planwagens, der dem
    Zeitungsschreiber gehörte. Eine große Fahne hing an einer daran
    befestigten Stange, aber im Mondschein konnte Polly ihre Zeichen und
    Farben nicht erkennen. Neben dem Wagen stand Maladikt, in ein
    Gespräch mit Otto vertieft.
    Das Zentrum der al gemeinen Aufmerksamkeit bildeten die
    Kavalleriepferde. Eins war Bluse angeboten worden, aber er hatte
    besorgt abgelehnt und etwas von »Treue seinem Ross gegenüber«
    gemurmelt, das für Pol y wie ein launischer Toastständer mit
    Eigenantrieb aussah. Aber vermutlich hatte er die richtige Entscheidung
    getroffen, denn es waren große Tiere, mit breitem Rücken,
    kampferfahren und mit intelligenten Augen. Bei dem Versuch, auf
    einem von ihnen zu sitzen, wäre vermutlich der Schritt von Bluses
    Hose gerissen. Und das Bestreben, ein solches Pferd zu zügeln, hätte
    ihm wahrscheinlich die Arme ausgekugelt. An jedem Sattel hing ein
    Paar Stiefel, abgesehen von dem des ersten Pferds. Es war ein wahrhaft
    prächtiges Ross, und darauf saß Korporal Skal ot wie ein nachträglicher
    Einfall.
    »Ich bin kein Eseldrescher wie du, Dreistück«, sagte Jackrum, als er
    die Krücken hinter dem Sattel festband. »Aber dies ist ein ziemlich
    gutes Pferd.«
    »Da hast du verdammt Recht, Feldwebel. Damit könnte man einen
    ganzen Zug eine Woche lang ernähren!«, erwiderte der Korporal.
    »Willst du wirklich nicht mit uns kommen?«, fragte Jackrum und trat
    zurück. »Es gibt doch noch ein oder zwei Dinge, die die Mistkerle von
    dir abschlagen könnten.«
    »Danke, Feldwebel, es ist ein freundliches Angebot«, sagte Dreistück.
    »Aber schnel e Pferde werden bald sehr begehrt sein, und dann bin ich
    gut im Geschäft. Dieses Tier dürfte so viel wert sein wie drei Jahre
    Sold.« Er drehte sich im Sattel und sah zur Truppe. »Viel Glück, Jungs«,
    fügte er munter hinzu. »Ihr werdet jeden Tag mit dem Tod gehen, aber
    ich habe ihn gesehen, und manchmal zwinkert er. Und denkt dran: Fül t
    eure Stiefel mit Suppe!« Er trieb sein Pferd an und verschwand mit
    seinen Trophäen in der Dunkelheit.
    Jackrum sah ihm nach, schüttelte den Kopf und wandte sich den
    Rekruten zu. »Na schön, ihr Damen… Was ist so lustig, Soldat Halter?«
    »Äh, nichts, Feldwebel, ich dachte nur… an nichts«, brachte Tol er
    hervor und erstickte fast.
    »Du wirst nicht dafür bezahlt, um zu denken, sondern um zu
    marschieren. Also los!«
    Die Truppe marschierte. Wind kam auf und ließ Fensterläden
    klappern, wehte durch verlassene Häuser, öffnete und schloss Türen
    wie jemand, der etwas suchte, das er gerade eben noch in der Hand
    gehalten hatte. Mehr blieb nicht von Plotz übrig, abgesehen von einer
    Kerzenflamme dicht über dem Boden im Hinterzimmer der leeren
    Kaserne.
    Die Kerze war so zur Seite gekippt, dass sie an einem Faden lehnte,
    der zwischen zwei Stuhlbeinen gespannt war. Wenn sie weit genug
    heruntergebrannt war, würde die Flamme den Faden verbrennen, und
    dann fiel die Kerze auf den Boden und ins Stroh, das wie eine breite
    Zündschnur zu einem Stapel Matratzen führte, auf dem zwei alte
    Behälter mit Lampenöl standen.
    In der feuchten, deprimierten Nacht dauerte es fast eine Stunde, bis
    die Flamme den Faden erreichte, und kurze Zeit später flogen die
    Fenster nach draußen.

    Der Morgen dämmerte in Borograwien wie ein großer dicker Fisch.
    Eine Taube stieg über dem Wald auf, ging in eine leichte Kurve und
    flog in Richtung Kneck-Tal. Selbst von hier aus war die schwarze
    Steinmasse der Festung zu sehen, die aus dem Baummeer aufragte. Die
    Taube wurde schneller, ein Funken Zielstrebigkeit im frischen neuen
    Morgen…
    …und kreischte, als Dunkelheit vom Himmel fiel und sie mit
    stählernen Kral en packte. Bussard und Taube fielen einen Moment,
    und dann gewann der Bussard ein wenig an Höhe und flog weiter.
    Die Taube dachte: 000000000! Wenn sie zu kohärenteren Gedanken
    fähig gewesen wäre und gewusst hätte, auf welche Weise Raubvögel
    Tauben packen*, hätte sie sich vielleicht gefragt, wieso sie so… sanft
    ergriffen worden war. Sie wurde nur gehalten, nicht halb zerquetscht.
    Doch diese Taube dachte nur: 000000000!
    Der Bussard erreichte das Tal, kreiste über der Festung und ging
    tiefer. Während er einen Kreis nach dem anderen zog, löste sich eine
    kleine Gestalt aus dem ledernen Harnisch auf seinem Rücken, kletterte
    mit großer Vorsicht um den Körper herum nach unten und ließ sich an
    den Beinen herab. Sie erreichte die gefangene Taube, kniete auf

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