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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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du es?«
    »Köhler lassen ihre Öfen nicht aus den Augen«, sagte Pol y und sah
    zur Hütte. »Wenn der hiesige Köhler noch am Leben wäre, hätte er das
    Feuer dort drüben bestimmt nicht sich selbst überlassen. Ist er in der
    Hütte?«
    » Sie sind in der Hütte«, sagte Maladikt. Er richtete sich auf und schritt über die Lichtung.
    Polly lief ihm nach. »Mann und Frau?«, fragte sie. »Die Ehefrauen der
    Köhler leben oft bei…«
    »Das kann ich nicht feststel en, wenn sie alt sind.«
    Die Hütte war nur eine behelfsmäßige Unterkunft: miteinander
    verflochtene Haselnusszweige, darüber eine Plane; Köhler waren viel
    unterwegs, von Wäldchen zu Wäldchen. Fenster gab es keine, aber
    einen Eingang, und ein Tuch diente als Tür. Es war zur Seite gezogen,
    und im Innern der Hütte blieb alles finster.
    Ich muss jetzt ein Mann sein, dachte Polly.
    Eine Frau lag auf dem Bett und ein Mann auf dem Boden. Das Auge
    sah noch andere Details, auf die sich das Gehirn aber nicht
    konzentrieren wol te. Es mangelte nicht an Blut. Das Paar war alt
    gewesen und würde nicht noch älter werden.
    Wieder draußen schnappte Pol y nach Luft. »Glaubst du, die
    Kavalleristen stecken dahinter?«, fragte sie und bemerkte dann, dass
    Maladikt am ganzen Leib bebte. »Oh… das Blut…«
    »Ich werde damit fertig! Es ist alles in Ordnung! Ich muss mich nur
    wieder fassen und meine Gedanken sammeln, das ist alles!«
    Er lehnte sich an die Hütte und atmete schwer. »So, jetzt geht es
    wieder«, sagte er. »Ich rieche keine Pferde. Warum benutzt du nicht
    deine Augen? Nach dem Regen ist der Boden überal aufgeweicht, aber
    es sind keine Hufabdrücke zu sehen. Dafür gibt es viele Fußspuren. Wir
    waren es.«
    »Sei nicht dumm, wir…«
    Der Vampir hatte sich gebückt und zog etwas zwischen den
    gefallenen Blättern hervor. Mit dem Daumen strich er Schlamm
    beiseite. Dünn gepresstes Messing kam zum Vorschein – das offizielle
    Abzeichen mit dem brennenden Käse der Rein-und-Rausser.
    »Aber… ich dachte, wir sind die guten Jungs«, brachte Pol y hervor.
    »Wenn wir Jungs wären, meine ich.«
    »Ich glaube, ich brauche jetzt einen Kaffee«, sagte der Vampir.

    »Deserteure«, brummte Feldwebel Jackrum zehn Minuten später. »So
    was passiert.« Er warf das Abzeichen ins Feuer.
    »Aber sie waren auf unserer Seite!«, sagte Knaller.
    »Und?«, erwiderte Jackrum. »Nicht al e sind so nett und freundlich
    wie du, Soldat Manickel. Nicht, nachdem man einige Jahre lang auf sie
    geschossen hat und sie Rattenskubbo essen mussten. Beim Rückzug
    von Khrusk hatte ich drei Tage kein Wasser und fiel dann mit dem
    Gesicht in eine Pfütze aus Pferdepisse, was sich nicht sonderlich
    günstig auf meinen guten Willen in Bezug auf Kameraden und Pferde
    auswirkte. Stimmt was nicht, Korporal?«
    Maladikt kniete, suchte in seinem Rucksack und wirkte verwirrt.
    »Mein Kaffee ist weg, Feldwebel.«
    »Hast deine Sachen wohl nicht richtig gepackt«, erwiderte Jackrum
    ohne große Anteilnahme.
    »Ganz im Gegenteil, Feldwebel! Nach dem Essen gestern Abend
    habe ich den Apparat ausgewaschen und ihn dann zusammen mit dem
    Bohnenbeutel eingepackt. Ich weiß es genau . Kaffee ist mir wichtig !«
    »Wenn ihn jemand genommen hat, so wird der Betreffende bedauern,
    dass ich geboren bin«, knurrte Jackrum und sah zu den anderen
    Rekruten. »Vermisst ihr etwas?«
    »Äh… ich wol te eigentlich nichts sagen, weil ich nicht sicher bin«,
    ließ sich Knaller vernehmen, »aber meine Sachen sehen aus, als hätte
    jemand in ihnen gekramt.«
    »Oh-ho!«, brummte Jackrum. »Na so was! Ich sage dies nur einmal,
    Jungs: Wer Kameraden beklaut, riskiert den Strang, verstanden? Nichts
    schadet der Moral mehr als ein kleiner Mistkerl, der sich an den
    Rucksäcken zu schaffen macht. Wenn ich jemanden dabei erwische,
    ziehe ich ihm das Fel über die Ohren!« Er richtete einen finsteren Blick
    auf die Truppe. »Ich verlange nicht von euch, dass ihr alle eure
    Rucksäcke leert, als wärt ihr Verbrecher«, fuhr er fort. »Aber ihr sol tet
    besser nachsehen, ob irgendetwas fehlt. Natürlich könnte jemand rein
    zufällig etwas eingepackt haben, das ihm gar nicht gehört, das kann vorkommen. In aller Eile und im Halbdunkel ist so was möglich. In
    dem Fall solltet ihr die Sache untereinander regeln, klar? Ich gehe jetzt
    und rasiere mich. Leutnant Bluse kotzt hinter dem Unterstand,
    nachdem er die Leichen gesehen hat, armer Kerl.«
    Polly suchte verzweifelt in ihrem Rucksack. Am vergangenen

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