Weiberregiment
Feder mächtiger
ist als das Schwert.«
De Worde straffte ein wenig die Gestalt. »Natürlich, und ich…«
»Möchtest du das auf die Probe stellen? Mach das Bild, und
anschließend bringen dich meine Männer zur Straße zurück.«
Otto Chriek stand auf und verbeugte sich vor Bluse. Er nahm die
Riemen des Bilderkastens ab.
»Es dauerrt nurr einen Augenblick«, sagte er.
Es dauert nie nur einen Augenblick. Pol y beobachtete mit entsetzter
Faszination, wie Otto ein Bild nach dem anderen anfertigte, während
Leutnant Bluse verschiedene heldenhafte Posen einnahm. Es ist
schrecklich zu sehen, wie ein junger Mann ein Kinn vorzuschieben
versucht, das er gar nicht hat.
»Sehr eindrucksvoll«, sagte de Worde. »Hoffentlich lebst du lange
genug, um das Bild in meiner Zeitung sehen zu können, Herr.«
»Diesem Augenblick sehe ich erwartungsvoll und mit großer
Vorfreude entgegen«, erwiderte Bluse. »Und nun, Perks, du und der
Feldwebel, bringt diese beiden Herren zum Weg zurück.«
Otto trat an Pollys Seite, als sie zum Wagen zurückkehrten. »Ich muss
dirr etwas über den Vampirr sagen.«
»Ach, ja?«
»Ist err ein Frreund von dirr?«, fragte Otto.
»Ja«, sagte Polly. »Stimmt was nicht?«
»Es gibt da ein Prroblem…«
»Er ist nervös, weil er keinen Kaffee hat?«
»Ach, wenn es nurr so einfach wärre.« Otto wirkte verlegen. »Du
musst verrstehen, wenn ein Vampirr auf… das B-Worrt verrzichtet, so
findet etwas statt, das wirr Überrtrragung nennen. Wirr zwingen uns,
etwas anderres zu verrlangen. Fürr mich warr das nicht schmerrzhaft.
Bilderr sind mein Leben! Aber dein Frreund wählte… Kaffee. Und jetzt
hat err keinen.«
»Oh. Ich verstehe.«
»Ich frrage mich, ob du wirrklich verrstehst. Verrmutlich errschien es
ihm ganz verrnünftig. Viele Menschen trrinken Kaffee, und niemand
nimmt Anstoß darran, wenn jemand sagt, ›Ich brrauche unbedingt eine
Tasse Kaffee‹ oder ›Fürr eine Tasse Kaffee könnte ich jemanden
umbrringen‹. Aberr ich fürrchte, ohne Kaffee drroht ihm ein…
Rrückfal . Weißt du, es fällt mirr sehrr schwerr, darrüber zu rreden…«
Otto brach ab.
»Mit ›Rückfall‹ meinst du…«
»Ich glaube, es beginnt mit leichten Wahnvorrstel ungen. Mit einerr
psychischen Empfindlichkeit auf al e Arrten von Einflüssen, woherr sie
auch kommen. Und Vampirre können so starrk hal uzinierren, dass es
ansteckend wirrkt. Er wirrd sich… seltsam verrhalten. Diese Phase
könnte einige Tage dauerrn. Und dann zerrbrricht seine
Konditionierrung, wodurrch err wiederr zu einem rrichtigen Vampirr
wirrd. Dann ist err nicht mehrr derr liebe Herr Frreundlicherr
Kaffeetrrinkerr.«
»Kann ich ihm irgendwie helfen?«
Otto legte den Bilderkasten ehrfürchtig in den hinteren Teil des
Wagens und wandte sich Pol y zu. »Entwederr du besorrgst ihm Kaffee,
oderr… du hältst einen Pflock und ein grroßes Messerr berreit. Damit
tätest du ihm einen Gefal en, glaub mirr.«
»Ausgeschlossen!«
Otto zuckte mit den Schultern. »Dann bitte jemanden darrum.«
»Er ist erstaunlich!«, sagte de Worde, als der Wagen durch den Wald
ruckelte. »Ich weiß, dass die Klacker gegen eure Religion sind, aber er
scheint sie genau zu verstehen.«
»Wie ich schon sagte, er bewertet die Dinge«, erwiderte Jackrum und
strahlte. »Rasiermesserscharfer Verstand.«
»Er sprach von Klackeralgorithmen, die gerade erst entwickelt
werden«, sagte de Worde. »Die Abteilung, die er erwähnte…«
»Oh, dir entgeht nichts«, bemerkte Jackrum. »Sehr geheime Sache.
Kann nicht darüber reden.«
»Um ganz ehrlich zu sein, Feldwebel: Ich habe Borograwien immer
für… rückständig gehalten.«
Jackrums Lächeln war wächsern und munter. »Wenn wir den
Eindruck erwecken, weit zurückzuliegen, Herr, so liegt es daran, dass
wir Anlauf nehmen.«
»Weißt du, Feldwebel, es ist schade, ein solches Genie vergeudet zu
sehen«, sagte de Worde, als der Wagen durch eine Furche schaukelte.
»Dies ist kein Zeitalter für Helden, verzweifelte letzte Kämpfe und
Ruhm-oder-Tod-Angriffe. Tu deinen Männern einen Gefal en und
versuch, ihm das klar zu machen.«
»Käme mir nie in den Sinn, Herr«, sagte Jackrum. »So, hier ist der
Weg, Herr. Wohin geht die Reise jetzt?«
»Zum Kneck-Tal, Feldwebel. Dies ist eine ausgezeichnete Geschichte.
Danke. Erlaube mir, dir die Hand zu schütteln.«
»Freut mich für dich, Herr«, sagte Jackrum und streckte die Hand aus.
Pol y hörte das leise Klimpern von
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