Weiberregiment
Zahlen, um verschiedene
Grauschattierungen zu kennzeichnen.«
»Bei den Götterrn!«, entfuhr es Otto.
»Ja, das stimmt«, bestätigte de Worde. »Es beeindruckt mich sehr,
dass du…«
»Ich habe die Nachrichtentürme am anderen Ufer des Kneck
gesehen«, sagte Bluse, und in seinen Augen leuchtete es. »Eine
ausgezeichnete Idee, Kästen mit Klappen anstel e der alten
Semaphorarme zu verwenden. Gehe ich recht in der Annahme, dass
der Kasten ganz oben, der seine Klappe einmal pro Sekunde öffnet,
eine Art, äh, Systemuhr ist, die dafür sorgt, dass alle Klacker
miteinander Schritt halten? Oh, gut. Dachte ich mir. Ein Takt pro
Sekunde ist wahrscheinlich das Maximum für den Mechanismus, und
zweifellos konzentriert ihr eure Bemühungen auf die Maximierung des
Informationsgehalts pro Klappenzyklus. Ja, so habe ich mir das
vorgestellt. Was die Übertragung von Bildern betrifft… Früher oder
später besteht al es aus Zahlen, nicht wahr? Natürlich benutzt ihr beide
Kolonnen aus jeweils vier Kästen, um einen Graucode zu senden, aber
die Übertragung dürfte sehr langsam sein. Habt ihr einen
Kompressionsalgorithmus in Erwägung gezogen?«
De Worde und Chriek wechselten einen Blick. »Bist du sicher, dass du
mit niemandem über diese Sache gesprochen hast, Herr?«, fragte der
Schreiber.
»Oh, es ist al es sehr elementar«, sagte Bluse und lächelte glücklich.
»Ich habe im Zusammenhang mit militärischen Karten daran gedacht,
die natürlich zum größten Teil aus weißen Flächen bestehen. Ich habe
mich gefragt, ob es möglich wäre, die erforderliche Schattierung mit
einer Kolonne anzuzeigen und mit der anderen, wie weit diese
Schattierung in einer Reihe reicht. Und wenn die Karte nur aus
schwarzen und weißen Farbtönen besteht, ergibt sich noch der Vorteil,
dass man…«
»Hast du jemals das Innere eines Nachrichtenturms gesehen?«, fragte
de Worde.
»Leider nicht«, sagte Bluse. »Dies ist nur ›lautes Denken‹ auf der
Grundlage der De-facto -Existenz deines Bilds. Ich glaube, mir fallen noch einige andere mathematische, äh, Tricks ein, mit denen sich
Informationen schneller übertragen lassen, aber bestimmt sind sie auch
euch schon in den Sinn gekommen. Einige kleine Veränderungen
könnten das Informationspotenzial des ganzen Systems vermutlich
verdoppeln. Und zwar ohne in der Nacht farbige Filter zu verwenden,
was trotz der größeren mechanischen Belastung eine weitere Steigerung
des übertragenen Datenvolumens… Äh, Entschuldigung, habe ich
etwas Falsches gesagt?«
Die Augen der beiden Männer waren glasig geworden. De Worde
schüttelte sich. »Oh… äh, nein. Nichts«, sagte er. »Äh… du scheinst das
al es recht schnel … verstanden zu haben.«
»Oh, es erschien mir al es ganz einfach, als ich begonnen habe,
darüber nachzudenken«, sagte Bluse. »So war es auch bei der
Entwicklung des neuen Ablagesystems für meine Abteilung. Die Leute
erfinden etwas, das funktioniert. Dann ändern sich die Umstände, und
sie basteln an dem System herum, damit es weiterhin funktioniert, und
sie sind so sehr mit dem Herumbasteln beschäftigt, dass sie nicht
einsehen, dass es viel besser wäre, ein ganz neues System für die neuen
Anforderungen zu schaffen. Für einen Außenstehenden hingegen ist
das offensichtlich.«
»Glaubst du, das gilt nicht nur für Ablagesysteme und Klacker,
sondern auch in der Politik?«, fragte de Worde.
Bluse runzelte die Stirn. »Tut mir Leid, aber da kann ich dir nicht ganz
folgen…«
»Würdest du mir zustimmen, wenn ich sage: Manchmal ist das System
eines Landes so überholt, dass nur Außenstehende die Notwendigkeit
einer umfassenden Veränderung erkennen?«, fragte de Worde. Er
lächelte. Leutnant Bluse lächelte nicht.
»Viel eicht sol test du darüber nachdenken«, fügte de Worde hinzu.
»Äh… da du der Welt deine Entschlossenheit zum Kampf mitteilen
möchtest – hättest du was dagegen, wenn mein Kol ege ein Bild von dir
macht?«
Bluse zuckte die Schultern. »Wenn du unbedingt willst… Es ist
natürlich eine Abscheulichkeit, aber heutzutage fäl t es einem schwer,
etwas zu finden, das keine Abscheulichkeit ist. Sag der Welt, dass Borograwien nicht aufgibt, Herr de Worde. Wir kapitulieren nicht,
sondern setzen den Kampf fort. Bitte schreib das in dein kleines
Notizbuch. Solange wir stehen, treten wir!«
»Ja, aber darf ich noch einmal an dich appellieren…«
»Herr de Worde, du hast bestimmt gehört, dass die
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