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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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uns Feinde.«
    »Einen Augenblick, Feldwebel«, sagte Bluse, der von einer Zeitung
    aufgesehen hatte und die Erscheinung mit großem Interesse
    beobachtete. »Es gibt historische Präzedenzfäl e. General Song Sung
    führte ein als Sonnenblumen getarntes Heer. Und General Taktikus
    befahl einmal einem Batail on, sich als Fichten zu verkleiden.«
    » Sonnenblumen ?«, wiederholte Jackrum, und Verachtung triefte aus
    seiner Stimme.
    »Beide Aktionen waren erfolgreich, Feldwebel.«
    »Keine Uniformen? Keine Abzeichen? Keine Streifen, Herr?«
    »Du könntest viel eicht eine besonders große Blume sein«, erwiderte
    Bluse, und sein Gesicht zeigte dabei nicht den geringsten Humor. »Und
    bist du nicht gestern Nacht aktiv gewesen, als alle Abzeichen unsichtbar
    waren?«
    »Jaherr, aber Nacht ist Nacht, Herr, und Sonnenblumen sind… sind
    Sonnenblumen, Herr! Ich trage diese Uniform seit mehr als fü… mein
    ganzes Leben lang, Herr, und ohne Uniform herumzuschleichen ist
    ganz und gar unehrenhaft! Spione machen so was!« Jackrums Gesicht
    war karmesinrot angelaufen, und es verblüffte Pol y, dass sie Tränen in
    seinen Augenwinkeln sah.
    »Wie können wir in unserem eigenen Land Spione sein, Feldwebel?«,
    fragte Bluse ruhig.
    »Da hat der El-Teh Recht, Feldwebel«, ließ sich Maladikt vernehmen.
    Jackrum drehte sich wie ein zum Angriff bereiter Stier, und dann
    sackte er zu Pollys Erstaunen in sich zusammen. Aber sie staunte nicht
    lange, denn sie kannte den Feldwebel. Sie wusste nicht, warum, aber sie
    konnte Jackrum durchschauen. Es lag an seinen Augen. Er konnte mit
    Augen lügen, die so ehrlich und unschuldig blickten wie die eines
    Engels. Und wenn er zurückzuweichen schien, so wol te er nur Anlauf
    nehmen.
    »Na schön, na schön«, sagte der Feldwebel. »Ich bin kein Mann, der
    Befehle missachtet, wie ich beschwören kann.« Und es funkelte in
    seinen Augen.
    »Ausgezeichnet, Feldwebel«, erwiderte Bluse.
    Jackrum riss sich zusammen. »Aber ich möchte keine Sonnenblume
    sein«, sagte er.
    »Zum Glück gibt es hier nur Fichten, Feldwebel.«
    »Guter Hinweis, Herr.« Jackrum wandte sich an die ehrfürchtige
    Truppe. »Na schön, al es ist gesagt«, donnerte er. »Ihr habt den Mann
    gehört! Werft euch in Schale!«

    Eine Stunde später. Soweit Pol y es feststel en konnte, waren sie in
    Richtung der Berge aufgebrochen und dann in einem weiten Bogen
    zurückgekehrt, sodass sie nur einige Meilen vom Ausgangspunkt
    entfernt waren. Führte Bluse die Gruppe an, oder hatte er das Jackrum
    überlassen? Keiner der beiden Männer klagte.
    Der Leutnant ließ die Gruppe in einem Birkendickicht anhalten, das
    daraufhin doppelt so groß wurde. Man konnte sagen, dass die Tarnung
    effektiv war, denn Rot und Weiß zeichnen sich neben Grün und Grau
    deutlich ab. Jenseits davon versagt die Sprache.
    Jade hatte die Farbe von sich abgekratzt und war ohnehin grün und
    grau. Igorina sah aus wie ein wandelnder Pinsel. Reißer zitterte die
    ganze Zeit über wie Espenlaub, weshalb ihre Blätter ständig raschelten.
    Die anderen hatten mehr oder weniger erfolgreiche Versuche
    unternommen, und Pol y war recht stolz auf ihre eigenen Bemühungen.
    Jackrum war so baumartig wie ein großer roter Gummibal – Pol y
    vermutete, dass er alle seine Messingteile heimlich poliert hatte. Jeder
    Baum hielt einen Becher im Ast beziehungsweise in der Hand.
    Immerhin hatten sie für fünf Minuten Rast gemacht.
    »Männer«, sagte Bluse, als wäre er gerade erst zu diesem Schluss
    gelangt, »ihr glaubt viel eicht, dass wir in die Berge zurückkehren, um
    dort eine Streitmacht aus Deserteuren zusammenzustellen. Aber diese
    Geschichte ist ein Trick , der Herr de Worde täuschen sol !« Er zögerte kurz, als rechnete er mit einer Reaktion. Die Rekruten sahen ihn nur
    stumm an. »In Wirklichkeit setzen wir den Weg zum Kneck-Tal fort,
    und damit rechnet der Feind bestimmt nicht.«
    Polly sah zum Feldwebel. Jackrum lächelte.
    »Es ist eine gesicherte Tatsache, dass eine kleine Gruppe in Bereiche
    vorstoßen kann, die einem Batail on verwehrt bleiben«, sagte Bluse
    munter.
    »Jaherr!«
    »Wir werden an den Wachen des Feindes vorbeischlüpfen…«
    »Jawohl, Herr«, sagte Jackrum.
    »…und ihm die Festung unter der Nase wegschnappen!«
    Jackrums Tee spritzte über die Lichtung.
    »Ich wage zu behaupten, dass sich unser Feind für uneinnehmbar
    hält, weil er eine schwer bewaffnete Festung kontrolliert, die sich auf
    einem hohen Felsen erhebt und deren Mauern

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