Weiberregiment
Dutzende von Metern
hoch und sechs Meter dick sind«, fuhr Bluse fort und schien nicht zu
bemerken, dass die Hälfte der Bäume Tee vergoss. »Aber er wird eine
Überraschung erleben!«
»Ist alles in Ordnung mit dir, Feldwebel?«, flüsterte Polly. Seltsame
leise Geräusche kamen aus Jackrums Kehle.
»Habt ihr irgendwelche Fragen?«, fragte Bluse.
Igorina hob einen Zweig. »Wie kommen wir hinein, Herr?«
»Gute Frage«, sagte Bluse. »Das finden wir zu gegebener Zeit heraus.«
»Luftkavallerie«, sagte Maladikt.
»Wie bitte, Korporal?«
»Flugmaschinen, Herr!«, sagte Maladikt. »Der Feind weiß gar nicht,
wo er uns erwarten sol . Wir landen in einer geeigneten LZ, putzen den
Gegner weg und verschwinden wieder.«
Dünne Falten bildeten sich auf Bluses Stirn. »Flugmaschinen?«, fragte
er.
»Ich habe ein Bild gesehen, gezeichnet von einem gewissen Leonard
von Quirm. Eine Art… fliegende Windmühle. Sieht aus wie eine große
Schraube am Himmel…«
»Ich glaube nicht, dass wir so etwas brauchen, obwohl der Vorschlag
willkommen ist«, sagte Bluse.
»Nicht solange hier unten einige Schrauben locker sitzen!«, brachte
Jackrum hervor. »Herr, dies ist nur ein Rekrutenhaufen, Herr! All der
Kram über Ehre und Freiheit und so, das war doch nur für den
Schreiber, oder? Gute Idee, Herr! Ja, lasst uns zum Kneck-Tal
marschieren, und dort schleichen wir uns durch die feindlichen Linien
zu unseren Jungs. Bei ihnen sollten wir sein, Herr! Die Festung
einzunehmen… Das hast du sicher nicht ernst gemeint, Herr. Selbst
mit tausend Männern würde ich das nicht versuchen.«
»Ich könnte den Versuch mit einem halben Dutzend wagen,
Feldwebel.«
Jackrum riss die Augen auf. »Wirklich, Herr? Was soll Soldat Goom
machen? Den Feind mit Zittern bedrohen? Und der junge Igor näht ihn
dann zusammen? Und Soldat Halter wirft ihm einen scheußlichen Blick
zu? Die Jungs sind viel versprechend, Herr, aber sie sind keine Männer. «
»General Taktikus sagte einmal, der Ausgang einer Schlacht hinge
vom Handeln eines Mannes am richtigen Ort ab, Feldwebel«, erwiderte
Bluse ruhig.
» Und davon, viel mehr Soldaten zu haben als der Gegner, Herr«,
beharrte Jackrum. »Wir sol ten versuchen, den Rest des Heeres zu
erreichen. Vielleicht sitzt es fest, vielleicht auch nicht. All das Gerede
darüber, dass es der Feind angeblich satt hat, uns zu massakrieren,
Herr… Es ergibt keinen Sinn. Es geht darum zu gewinnen. Wenn der
Gegner aufgehört hat, uns anzugreifen, so deswegen, weil er uns
fürchtet. Wir sol ten dort unten sein. Das ist der richtige Platz für junge
Rekruten, Herr. Dort können sie lernen . Der Feind wartet auf sie, Herr!«
»Wenn General Schnitz in Gefangenschaft geraten ist, so befindet er
sich bestimmt in der Festung«, sagte Bluse. »Ich glaube, er war der erste
Offizier, unter dem du gedient hast, nicht wahr?«
Jackrum zögerte. »Das stimmt, Herr«, antwortete er schließlich. »Und
mit einer Ausnahme war er der dämlichste Leutnant, dem ich jemals
begegnet bin.«
»Ich bin sicher, dass die Festung einen geheimen Eingang hat,
Feldwebel.«
Pol ys Gedächtnis gab ihr einen Stoß. Wenn Paul noch lebte, so war
er in der Festung. Sie begegnete Knal ers Blick. Das Mädchen nickte.
Es hatte in den gleichen Bahnen gedacht. Knal er sprach nicht viel über
ihren… Verlobten, und Pol y fragte sich, wie offiziel die Vereinbarung
war.
»Bitte um Sprecherlaubnis, Feldwebel«, sagte sie.
»Ja, Perks.«
»Ich würde gern nach einem Weg in die Festung suchen, Feldwebel.«
»Perks, du meldest dich freiwillig dazu, die größte und stärkste Burg im Umkreis von fünfhundert Meilen anzugreifen? Ganz al ein?«
»Ich komme mit«, sagte Knal er.
»Ach, ihr seid zu zweit !«, stellte Jackrum fest. »Na, dann ist ja alles bestens.«
»Ich gehe ebenfalls«, sagte Reißer. »Die Herzogin hat mich dazu
aufgefordert.«
Jackrum blickte in Reißers kleines, schmales Gesicht mit den
wässrigen Augen, seufzte und wandte sich wieder an Bluse. »Ich schlage
vor, wir setzen den Weg fort, Herr. Wir können später über diese Sache
reden. Wenigstens gehen wir in Richtung Kneck, erster Halt auf der
Straße zur Höl e. Perks und Igor, ihr übernehmt die Spitze. Maladikt?«
»Jau!«
»Äh… du erkundest vor uns.«
»Gehört und verstanden, Boss!«
»Freut mich.«
Als der Vampir an Pol y vorbeiging, veränderte sich für einen
Moment die Welt: Der Wald wurde grüner, der Himmel grauer, und
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