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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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grässlichen Skubbo in einen Blechnapf und rannte fast zum Unterstand des Leutnants. Er sah von einer Karte auf und lächelte, als brächte sie ihm einen Festschmaus.
    »Ah, Skubbo«, sagte er.
    »Wir bereiten etwas anderes für uns zu, Herr«, erwiderte Polly. »Es reicht bestimmt für alle…«
    »Um Himmels willen, nein«, sagte Bluse und griff nach dem Löffel. »Es ist Jahre her, seit ich zum letzten Mal so etwas gegessen habe. Damals in der Schule wussten wir es natürlich nicht so zu schätzen wie heute.«
    »Du hast so etwas in der Schule gegessen, Herr?«, fragte Polly.
    »Ja«, antwortete Bluse fröhlich. »Fast jeden Tag.«
    Das verstand Polly nicht richtig. Bluse war ein vornehmer Mann, und vornehme Leute hatten vornehmes Essen, oder? »Hast du damals etwas
Schlimmes
getan, Herr?«
    »Ich weiß nicht, was du meinst, Perks«, sagte Bluse und schlürfte den grässlich dünnen Brei. »Ruhen die Männer aus?«
    »Ja, Herr. Die Toten waren eine unangenehme Sache…«
    »Ja, scheußlich«, seufzte der Leutnant. »So ist das leider im Krieg. Ich bedaure sehr, dass ihr so schnell lernen musstet. Was für eine Vergeudung. Ich bin sicher, dass die Dinge geregelt werden können, wenn wir den Kneck erreichen. Kein General kann von jungen Männern wie euch erwarten, sofort zu Soldaten zu werden. Ich werde meine Meinung dazu sagen.« Sein kaninchenartiges Gesicht zeigte ungewöhnliche Entschlossenheit – Bluse wirkte wie ein Hamster, der eine Lücke in der Tretmühle entdeckt hatte.
    »Brauchst du mich sonst noch für etwas, Herr?«, fragte Polly.
    »Äh… sprechen die Männer über mich, Perks?«
    »Eigentlich nicht, Herr.«
    Das schien den Leutnant zu enttäuschen. »Oh, na schön. Danke, Perks.«
     
    Polly fragte sich, ob Jackrum jemals schlief. Als sie Wache hielt, erschien er plötzlich hinter ihr und sagte: »Rate mal, wer hinter dir steht, Perks! Du sollst hier Ausschau halten und den grässlichen Feind sehen, bevor er dich entdeckt. Was bedeuten die vier S?«
    »Statur, Schatten, Silhouette und Schein, Feldwebel!«, antwortete Polly und nahm Haltung an. Sie hatte mit so etwas gerechnet.
    Der Feldwebel zögerte kurz, bevor er fragte: »Du hast es
gewusst,
nicht wahr?«
    »Neinherr! Ein kleiner Vogel hat es mir beim Wachwechsel geflüstert, Herr! Er meinte, du hättest ihn gefragt, Herr!«
    »Oh, Jackrums kleine Jungs tun sich gegen ihren guten alten Feldwebel zusammen, wie?«, fragte Jackrum.
    »Neinherr. Die Gruppe teilt wichtige Informationen in einer kritischen Situation, bei der unser Überleben auf dem Spiel steht, Feldwebel!«
    »Du bist nicht auf den Mund gefallen, Perks, das muss ich dir lassen.«
    »Danke, Feldwebel!«
    »Aber wie ich sehe, stehst du nicht in einem verdammten Schatten, Perks, und du hast auch nicht versucht, deine verdammte Statur zu verändern. Deine Silhouette zeichnet sich im verdammten Licht ab, und dein Schwert scheint heller als ein Diamant im Ohr eines verdammten Schornsteinfegers! Welche Erklärung hast du dafür?«
    »Es ist wegen dem einen F, Feldwebel!«, sagte Polly und sah weiter geradeaus.
    »Und das wäre?«
    »Farbe, Feldwebel! Ich trage verdammtes Rot und Weiß in einem verdammten grauen Wald, Feldwebel!«
    Sie riskierte einen Blick zur Seite. Ein Glanz in Jackrums kleinen Schweineaugen deutete darauf hin, dass er sich insgeheim freute.
    »Schämst du dich etwa deiner prächtigen Uniform, Perks?«, fragte er.
    »Möchte nicht tot darin gesehen werden, Feldwebel«, erwiderte Polly.
    »Ha. Weitermachen, Perks.«
    Als sie ihren Wachdienst beendet hatte und Wild-Kasserolle aß, zeigte Jackrum Stecher und Toller die Grundlagen des Schwertkampfs, wobei sie sicherheitshalber Nussbaumstöcke benutzten. Als Polly mit dem Essen fertig war, wies der Feldwebel Reißer in den Gebrauch einer Pistolen-Armbrust ein und betonte dabei, wie wichtig es war, die schussbereite Waffe nicht zu drehen und zu fragen: »W-wozu ist dies da, Feldwebel?« Reißer ging mit Waffen ebenso um wie eine penible Hausfrau mit einer toten Maus: Sie hielt sie auf Armeslänge und versuchte, nicht hinzusehen. Aber selbst sie kam damit noch besser zurecht als Igor, der sich einfach nicht an etwas gewöhnen konnte, das für ihn zufällige Chirurgie war.
    Jade döste. Maladikt hing mit den Knien unter dem Dach eines Schuppens, die Arme verschränkt. Offenbar hatte er Recht gehabt mit dem Hinweis, dass man manche Aspekte der Vampirnatur nur schwer aufgeben konnte.
    Igor und Maladikt…
    Bei Maladikt war Polly

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