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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ist.«
    »Ihr habt der Gegenseite praktisch das Messer auf die Brust gesetzt, und heute schert sich ohnehin niemand mehr darum. Die Sache ist über eure kleinen herzoglichen Streitereien hinausgewachsen. Weil eure Männer den Großen Turm niedergerissen haben. Die Nachrichtentürme.
Und
weil ihr die Kutschenstraße aufgerissen habt. Ankh-Morpork hält so etwas für das Werk von Banditen.«
    »Ich habe gesagt, dass du vorsichtig sein sollst!«, erwiderte Bluse. »Wie ich sehe, führst du an deinem Wagen mit offensichtlichem Stolz die Fahne von Ankh-Morpork.«
    »
Civis Morporkias sum,
Herr. Ich bin ein Bürger von Ankh-Morpork. Man könnte sagen, dass mich die Stadt unter ihrem breiten und recht schmierigen Fittich schützt, obgleich ich zugeben muss, dass diese Metapher noch ein wenig Schliff braucht.«
    »Die Soldaten von Ankh-Morpork sind derzeit nicht in der Lage, dir zu helfen.«
    »Da hast du Recht, Herr«, räumte de Worde ein. »Du könntest mich auf der Stelle töten. Das weißt du, und ich weiß es ebenfalls. Aber du wirst mich nicht töten, und dafür gibt es drei Gründe. Die Offiziere von Borograwien sind ehrenvoll. Das sagen alle. Deshalb kapitulieren sie nicht. Und ich neige dazu, ganz schrecklich zu bluten. Und du brauchst mich nicht zu töten, weil alle an euch interessiert sind. Plötzlich ist alles anders geworden.«
    »An uns
interessiert

    »In gewisser Weise könntet ihr jetzt viel bewirken, Herr. Die Bewohner von Ankh-Morpork waren offenbar verblüfft, als sie… Hast du jemals von etwas gehört, dass wir ›ergreifende Geschichten‹ nennen, Herr?«
    »Nein.«
    De Worde versuchte, es zu erklären. Bluse hörte mit offenem Mund zu und sagte schließlich. »Habe ich das richtig verstanden? Zwar sind bei diesem verdammten Krieg viele Menschen getötet und verwundet worden, aber das ist kaum ›ergreifend‹ für deine Leser? Aber durch
uns
ist das jetzt anders geworden. Wegen eines kleinen Kampfes in einem Ort, von dem sie nie etwas gehört haben? Und deshalb sind wir plötzlich ein ›mutiges kleines Land‹ und die Leute sagen deiner Zeitung, dass die große Stadt auf
unserer
Seite sein sollte?«
    »Ja, Leutnant. Weißt du, gestern Abend haben wir eine zusätzliche Ausgabe veröffentlicht. Nachdem ich erfahren hatte, dass ›Hauptmann Horentz‹ in Wirklichkeit Prinz Heinrich ist. Wusstest du das zu jener Zeit, Herr?«
    »Natürlich nicht!«, erwiderte Bluse scharf.
    »Und du, Soldat Perks, hättest du ihn in… Äh, hättest du ihn getreten, wenn dir klar gewesen wäre, wer er ist?«
    Polly war so nervös, dass sie einen Becher fallen ließ. Sie sah Bluse an.
    »Du kannst die Frage beantworten, Perks«, sagte der Leutnant.
    »Ja, Herr. Ich hätte ihn getreten. Wahrscheinlich noch fester. Ich habe mich verteidigt, Herr«, sagte Polly und vermied weitere Details. Man konnte nicht wissen, was jemand wie de Worde damit anfing.
    »Ja, gut«, sagte de Worde. »Dann gefällt dir dies vielleicht. Unser Karikaturist Fizz hat dies für die Sonderausgabe gezeichnet. Es war auf der ersten Seite. Wir haben damit einen neuen Verkaufsrekord erzielt.« Er reichte Polly ein dünnes Stück Papier, das nach den vielen Falten zu urteilen zahlreiche Male zusammengefaltet gewesen war.
    Es war eine Strichzeichnung mit vielen Schattierungen. Sie zeigte eine riesige Gestalt mit einem großen Schwert, einem monströsen Monokel und einem Schnurrbart so breit wie ein Kleiderbügel. Sie bedrohte eine viel kleinere Gestalt, deren Bewaffnung nur aus einem Werkzeug zum Heben von Rüben bestand – eine kleine rote Rübe war an seinem Ende aufgespießt. So viel war geschehen, bis die kleinere Gestalt – sie trug die recht gelungene Nachbildung eines Tschakos der Rein-und-Rausser und ähnelte Polly – der größeren in den Schritt getreten hatte. Eine Art Blase kam aus Pollys Mund und enthielt die Worte: »
Das für dein Hoheitsrecht, elender Schuft!«
Die Blase aus dem Mund des Unholds, der nur Prinz Heinrich sein konnte, sagte: »
O Teuerste, dass etwas so Kleines so wehtut!«
Im Hintergrund stand eine dicke Frau in einem zerknitterten Ballkleid und mit einem großen, altmodischen Helm. Sie hatte die Hände zu einem unglaublich großen Busen erhoben, beobachtete den Kampf mit einer Mischung aus Sorge und Bewunderung und sprechblaste:
»Oh mein Liebster! Ich fürchte, unser Verhältnis geht zu Ende!
«
    Da die anderen still blieben und nur auf die Zeichnung starrten, sagte de Worde nervös: »Fizz ist bei diesen Sachen

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