Weiberregiment
geröstete und gemahlene Eicheln Kaffee ersetzen konnten. Polly fand, dass es einen Versuch wert war, obwohl sie sich an niemanden erinnern konnte, der die Wahl gehabt und gesagt hatte: »Nein, ich werde nie wieder grässlichen Kaffee anrühren! Von jetzt an trinke ich nur noch wässrigen Eichel-Ersatzkaffee mit darin schwimmenden sandigen Dingen!«
Sie nahm den Becher von Knaller entgegen und trug ihn zum Vampir. Als sie sich bückte… veränderte sich die Welt.
…
Woppwoppwopp…
Staubiger Dunst hing am Himmel und verwandelte die Sonne in eine blutrote Scheibe. Für einen Moment
sah
Polly am Himmel große dicke Schrauben, die sich in der Luft
drehten
und sich ihr näherten…
»Er hat Seitenblenden«, flüsterte Igorina neben ihr.
»Seitenblenden?«
»Wie…, Rückblenden, nur von woanders. Wir wissen nichts von ihnen. Sie könnten von
überall
kommen. In einem solchen Zustand reagiert er auf alle Arten von Einflüssen! Bitte gib ihm den Kaffee!«
Maladikt ergriff den Becher und versuchte, den Inhalt so schnell zu schlucken, dass ihm ein Teil davon übers Kinn rann. Die anderen beobachteten, wie er trank.
»Schmeckt wie Schlamm«, sagte er und setzte den Becher ab.
»Ja, aber wirkt es?«
Maladikt sah auf und blinzelte. »Bei den Göttern, das Zeug ist
schrecklich.
«
»Sind wir in einem Wald oder in einem Dschungel?«, fragte Igorina. »Siehst du irgendwelche fliegenden Schrauben? Wie viele Finger halte ich hoch?«
»Meine Güte, so etwas sollte ein Igor
nie
fragen«, brachte Maladikt hervor und verzog das Gesicht. »Aber… die… Gefühle sind jetzt nicht mehr so stark. Ich kann es unter Kontrolle halten. Ja, ich stopfe es nach unten und vergrabe es dort!«
Polly sah Igorina an, die mit den Schultern zuckte und sagte: »Das ist gut.« Dann nahm sie Polly beiseite.
»Er, oder vielleicht sie, steht kurz vor dem Zusammenbruch«, sagte sie.
»Wir sind alle nervös«, erwiderte Polly. »Wir bekommen kaum Schlaf.«
»Du weißt, was ich meine. Ich… äh… habe mir die Freiheit genommen, gewisse Vorbereitungen zu treffen.« Igorina öffnete kurz ihre Jacke. An der Innenseite, in sauber angenähten Taschen, sah Polly: ein Messer, einen Holzpflock und einen Hammer.
»Das wird doch nicht nötig sein, oder?«
»Ich hoffe nicht«, sagte Igorina. »Aber wenn doch, kann ich das Herz am besten finden. Die Leute glauben immer, dass es weiter links liegt…«
»Es wird
nicht
so weit kommen«, sagte Polly mit fester Stimme.
Der Himmel glühte rot. Der Krieg war noch einen Tag entfernt.
Dicht unterhalb der Kammlinie schlich Polly mit der Teekanne dahin. Tee hielt die Truppe auf den Beinen. Denk an das, was real ist… Das war nicht ganz einfach. Zum Beispiel Toller und Stecher. Es spielte keine Rolle, wer von ihnen Wachdienst hatte, sie waren immer zusammen. Und dort saßen sie nebeneinander auf einem umgestürzten Baum und blickten den Hang hinunter. Sie hielten sich an den Händen. Sie hielten sich immer an den Händen, wenn sie sich allein wähnten. Aber Polly gewann den Eindruck, dass sie sich nicht wie… wie Freunde an den Händen hielten. Beide Hände waren fest umeinander geschlossen, wie bei jemandem, der über den Rand einer Klippe gefallen war und sich an der Hand des Retters festklammerte, die ihn vor dem tödlichen Sturz in die Tiefe bewahrte.
»Tee ist fertig!«, sagte Polly mit zitternder Stimme.
Die beiden Mädchen drehten sich um, und Polly tauchte zwei Becher in den heißen Tee.
»Niemand würde euch hassen, wenn ihr heute Nacht weglauft«, sagte sie leise.
»Wie meinst du das, Schnieke?«, fragte Stecher.
»Was erwartet euch im Kneck-Tal? Ihr seid aus der Schule entkommen. Ihr könnt überall hin. Bestimmt wärt ihr imstande…«
»Wir bleiben«, sagte Toller streng. »Wir haben darüber gesprochen. Wohin sollten wir gehen? Und angenommen, es verfolgt uns
tatsächlich
jemand?«
»Wahrscheinlich nur ein Tier«, sagte Polly und glaubte selbst nicht daran.
»Tiere verhalten sich anders«, erwiderte Toller. »Und Maladikt wäre deshalb bestimmt nicht so nervös. Vermutlich sind es weitere Spione. Früher oder später
erwischen
wir sie.«
»Niemand wird uns zurückbringen«, sagte Stecher.
»Oh. Äh… gut«, sagte Polly und wich zurück. »Nun, ich muss weiter, niemand mag kalten Tee.«
Sie eilte um den Hügel herum. Wenn Stecher und Toller zusammen waren, hatte sie das Gefühl zu stören.
Reißer hielt in einem kleinen Tal Wache und beobachtete das Gelände weiter unten mit
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