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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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bist du
hier,
Igorina?«
    »Der Clan… hält nicht viel von Mädchen, die sich zu sehr mit der Großen Arbeit beschäftigen«, erwiderte Igorina niedergeschlagen. »›Bleib bei deinen Nähereien‹, sagte meine Mutter immer wieder. Das ist ja alles ganz schön, aber ich komme auch gut mit den Schnitten zurecht, selbst mit den kniffligen. Und ich glaube, eine Frau auf dem Leichentisch würde sich viel besser fühlen, wenn sie wüsste, dass die Hand einer Frau den Schalter umlegt. Ich dachte, Erfahrungen vom Schlachtfeld könnten meinen Vater vielleicht überzeugen. Soldaten sind nicht wählerisch in Hinsicht auf die Leute, die ihnen das Leben retten.«
    »Ich schätze, Männer sind überall gleich«, sagte Polly.
    »Im Innern zweifellos.«
    »Und… äh… du kannst dir tatsächlich das Haar wieder auf den Kopf setzen?« Polly hatte beim Abbrechen des Lagers gesehen, wie es sich langsam in einem mit grüner Flüssigkeit gefüllten Glas drehte, wie ein ganz besonderer Algenfladen.
    »O ja. Kopfhauttransplantationen sind einfach. Es brennt einige Minuten, das ist alles…«
    Etwas bewegte sich zwischen den Bäumen, und aus dem Schemen wurde Maladikt. Er hob einen Finger an die Lippen, als er näher kam, und flüsterte: »Charlie verfolgt uns!«
    Polly und Igorina wechselten einen Blick. »Wer ist
Charlie

    Maladikt starrte sie an und rieb sich dann geistesabwesend das Gesicht. »Ich… äh, tut mir Leid…Jemand folgt uns! Ich weiß es!«
     
    Die Sonne ging unter. Polly blickte über den Felsrand hinweg in die Richtung, aus der sie kamen. Sie sah den Weg golden und rot im Licht des späten Nachmittags. Nichts regte sich. Die Felsnase befand sich auf der Kuppe eines Hügels, und dahinter erstreckte sich eine Mulde, von Gebüsch gesäumt. Eine gute Stelle für Leute, die sehen wollten, ohne selbst gesehen zu werden. Und diesem Zweck hatte sie in jüngster Vergangenheit mehrfach gedient, nach der Asche alter Lagerfeuer zu urteilen.
    Maladikt saß da und hielt sich den Kopf mit beiden Händen. Jackrum und Bluse hockten rechts und links neben ihm. Sie versuchten zu verstehen und kamen dabei kaum voran.
    »Du
hörst
also nichts?«, fragte Bluse.
    »Nein.«
    »Und du siehst und riechst auch nichts?«, fragte Jackrum.
    »
Nein
! Ich habe es euch doch
gesagt
! Aber etwas folgt und beobachtet uns.«
    »Aber wenn du nicht…«, begann Bluse.
    »Ich bin ein Vampir«, keuchte Maladikt. »
Vertraut
mir einfach.«
    »Daf follten wir, Feldwebel«, sagte Igorina hinter Jackrum. »Wir Igorf haben ef oft mit Vampiren zu tun. In Feiten von Streff dehnt fich ihre perfönliche Fphäre bif zu fehn Meilen weit um ihrem Körper auf.«
    Es kam zu der ungewöhnlichen Pause, die einem längeren Lispeln folgt. Die Zuhörer brauchten Zeit zum Nachdenken.
    »Streff?«, wiederholte Bluse.
    »Hast du nicht manchmal das Gefühl, dass dich jemand ansieht?«, brummte Maladikt. »Es ist so ähnlich, nur tausendmal stärker. Und es ist kein… Gefühl, sondern etwas, das ich
weiß.
«
    »Viele Leute suchen nach uns, Korporal«, sagte Bluse und klopfte ihm freundlich auf die Schulter. »Es bedeutet nicht, dass sie uns finden.«
    Polly blickte auf den Wald hinab und öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Er war trocken. Kein Laut kam heraus.
    Maladikt schüttelte die Hand des Leutnants ab. »Diese… Person sucht nicht nach uns! Sie weiß genau, wo wir sind!«
    Polly sammelte Speichel und versuchte es erneut. »Bewegung!«
    Und dann war es nicht mehr da. Sie hätte schwören können, dass sie auf dem Weg etwas gesehen hatte, etwas, das mit dem Licht verschmolz und sich nur mit flackernden Schattenmustern verriet, wenn es sich bewegte.
    »Äh… oder vielleicht nicht«, murmelte sie.
    »Uns allen fehlt Schlaf, und wir sind ziemlich ›geschafft‹«, sagte Bluse. »Wir sollten ruhig bleiben.«
    »Ich
brauche
Kaffee!«, stöhnte Maladikt und schaukelte vor und zurück.
    Polly spähte zum fernen Weg. Leichter Wind schüttelte die Wipfel; rote und goldene Blätter fielen. Für einen Moment zeigte sich nur eine
Andeutung…
Sie stand auf. Wenn man Schatten und schaukelnde Zweige lange genug betrachtete, konnte man alles sehen, wie Bilder in Flammen.
    »Na schön«, sagte Knaller, die am Feuer gearbeitet hatte. »Vielleicht klappt dies. Es riecht wenigstens wie Kaffee. Nun, fast wie Kaffee. Äh, so wie Kaffee aus Eicheln riechen würde.«
    Sie hatte Eicheln geröstet. Zu dieser Zeit des Jahres gab es im Wald jede Menge davon, und es war allgemein bekannt, dass

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