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Weichei: Roman (German Edition)

Weichei: Roman (German Edition)

Titel: Weichei: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Boltz
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Ich schüttele genervt den Kopf und setze den Kuli an. Je schneller ich meinen Senf in das Buch gekleistert habe, umso schneller bin ich wieder bei meinem Wodka Lemon.
    Lieber Peter, liebe Jessica!
    Die Liebe ist wie ein endlos brennendes Licht …
    … und in der Ehe bekommt man die Stromrechnung dafür.
    Herzlichst
    Robert
    »Hier.« Ich klappe das Büchlein mit den beiden weißen Tauben zu und reiche es der Hundertkilopartymaus.
    »Na sehen Sie, war doch gar nicht so schwer.«
    »Stimmt. Kommt von Herzen.«
    Gerade als ich das Glas ansetze, tippt mir wieder jemand auf die Schulter.
    »Lust zu tanzen?«
    Mensch, lasst mich doch alle einfach in Ruhe saufen und haut ihr weiter Nägel in Baumstämme oder tanzt euren Ententanz. Genervt drehe ich mich um. Wenn ich jetzt auch noch den Schwiegerpanzer über das Parkett schieben muss, geh ich nach Hause ins Hotel.
    »Ne, lass mal, ist nicht so mein …« Ich stocke, als ich in das Gesicht einer attraktiven Frau blicke, die mich höflich anlächelt.
    »Schade.«
    »Na ja …« Ich reiße mich zusammen und ziehe meine Krawatte wieder enger, nachdem ich sie nach dem Essen lässig geöffnet habe. »Ich meinte, die anderen Tänzerinnen sind nicht so mein Ding, aber Tanzen an sich mag ich seeehr gerne.«
    »Na dann.«
    Sie nimmt mich an der Hand und zieht mich zur Tanzfläche, ohne weitere Worte zu verlieren. Es dürfte geschätzte zwölf Jahre her sein, dass ich Teil einer Tanzperformance war. Doch ich versuche, es mir nicht anmerken zu lassen.
    Der Alkohol in meinem Blut hilft mir und bringt meine
Beine dazu, sich ebenfalls an der Darbietung zu beteiligen. Ich gebe alles, mache die Schlange, den Taucher, gefolgt vom Moonwalk – und für eine Millisekunde überlege ich sogar, dass es doch nicht so schwer sein kann, einen Spagat zu machen. Lasse es dann aber doch erst mal.
    »Ich bin übrigens die Jana«, haucht sie mir warm ins Ohr.
    »Robert«, antworte ich und fühle, wie das Testosteron mein Blut überflutet.
    »Schön, jemanden in meinem Alter zu treffen, der nicht die ganze Zeit über Job oder Kinder redet.«
    Das gibt meiner Motivation den letzten Antrieb.
    Ich bin schon ein toller Typ  – und zack spreizen sich meine Beine in Richtung des Parkettbodens. Der folgende etwas übermütige Spagat endet mit dem einen Knie hart auf dem Tanzboden, während das zweite Bein knapp eine Bierkistenhöhe über dem Boden seine Dehnbarkeitsgrenze erreicht. Und auch der darauf folgende Sturz wird nur sehr schwach durch meine Hände abgefangen. Alles in allem ist dieser Spezialmove nicht eindeutig als Spagat zu identifizieren, dennoch bin ich erstaunlich schnell wieder auf den Beinen und davon überzeugt, dass die stechenden Schmerzen nur von vorübergehender Dauer sein können.
    »Alles okay bei dir?« Jana legt mir ihre Hände auf die Schultern und schaut mich verwundert an.
    »Na klar.« Ich lache und spüre, wie mein aufgeplatztes Knie zu nässen beginnt. »Bin nur ausgerutscht.«
    Wir tanzen noch zwei Lieder, bis die Kapelle ein paar langsamere Schlager für die ältere Generation anstimmt. Ich bin dankbar für den Rhythmuswechsel. Und auch mein Knie wehrt sich nicht gegen eine Unterbrechung, in der es weiter anschwellen kann. Jana kommt einen Schritt auf mich zu und legt den Kopf an mein Ohr.
    »Wollen wir uns setzen?«
    Gott sei Dank. Noch zwei Minuten länger, und ich werde diese Sauerstoffschuld nie wieder begleichen können. Ich hole tief Luft, damit meine folgenden Worte sich nicht allzu schnaubend anhören, und nicke.
    »Echt?  – Okay, wenn du willst.«
    Langsam humple ich hinter ihr zurück an den Tisch. Auch von hinten gibt Jana in ihrem Kleidchen eine tolle Figur ab. Wenn mich Emile jetzt nur mit so einer Frau sehen könnte.
    »Bist ja gut in Form, Robert. Ich brauche aber erst mal ’ne Pause und ’ne Zigarette. Machst wohl viel Sport, oder?«
    »Viel.« Ich neige abwechselnd den Kopf von einer Seite auf die andere. »Was ist schon viel?«
    Jana zündet sich eine Zigarette an und bläst den Rauch aus.
    »Ich hoffe, das stört dich nicht.« Jana deutet auf den Rauch.
    »Kein Problem.«
    Eigentlich kann ich Zigarettenqualm auf den Tod nicht ausstehen, aber bei ihr stört es mich tatsächlich nicht. Im Gegenteil, es wirkt irgendwie sogar sexy.
    »Ich rauch nur ganz selten mal eine auf ’ner Party oder wenn es mir schlecht geht.«
    »Schon okay.«
    »Kann ich was von dir trinken?«
    »Klar«, antworte ich und schiebe ihr meine Wodka-Lemon-Mischung rüber. Mit

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