Weihnachtsbote auf vier Pfoten
nicht? Natürlich wollte er. Blair brachte keine Verpflichtungen mit sich. »Schön, dann bis morgen«, sagte er und ging.
Er war schon wieder unterwegs, als ihm einfiel, dass er keine Leckerli für Tom gekauft hatte. Aber er konnte ihm ja welche kaufen, wenn sie mit den Fotos fertig waren, zur Belohnung für gutes Benehmen sozusagen. Und wenn er Glück hatte, würde Blair vielleicht auch ihn für gutes Benehmen belohnen.
Ho-ho . Er grinste, als er sich vorstellte â¦
O nein! Was machte denn die Rothaarige mit den grünen Augen auf der Bühne? Wo war die blauäugige Blondine, die dort hingehörte? Blair. Du bist mit Blair zusammen, erinnerte er sich. Du bist glücklich mit ihr. Er verdrängte das Bild von Merilee, die in einem kurzen roten Samtkleidchen für ihn posierte, und brachte Blair auf die Bühne zurück, mit nichts als einer Weihnachtsmannmütze bekleidet.
Aber sie blickte zur linken Bühnenseite hinüber und machte ein finsteres Gesicht.
Eine Sekunde später war Merilee wieder da, steppte lächelnd zur Bühnenmitte, und Blair war plötzlich nirgendwo mehr zu sehen.
Zach schüttelte vehement den Kopf, um das Bild zu vertreiben. Was ist los mit mir?
Das war eine Frage, auf die er keine Antwort hatte, oder jedenfalls keine einfache.
Eine gut aussehende Frau in Designerjeans und einer teuren Jacke griff an Merilee vorbei nach ein paar Dosen Katzenfutter, und der Diamantring, den sie an ihrer linken Hand trug, schien Merilee richtiggehend zu verhöhnen. Alles an der Frau, von ihrer todschicken Jacke über die Jeans bis zu ihrem Make-up, besagte: »Ich bin perfekt und weià es.«
Merilee rang sich ein schmallippiges Lächeln ab und nahm weitere Dosen aus dem zu leerenden Karton, um sie härter als nötig in das Regal zu knallen. Neid ist unschön, tadelte sie sich im Stillen. Und wenn sie selbst ein bisschen attraktiver wäre, müsste sie nicht gegen das gelbgesichtige Monster namens Neid ankämpfen.
Doch selbst wenn sie sich rein äuÃerlich verändern würde, wäre es ihr wahrscheinlich immer noch unmöglich, ihre Schüchternheit zu überwinden und die Kunst des Flirtens zu erlernen. Warum löste ihr Selbstvertrauen sich auf wie eine Fata Morgana, wann immer sie in Gesellschaft attraktiver Männer war?
Ha! Weil es ihr Leben lang schon so gewesen war. Die coolen Typen hatten sie nie bemerkt, weder auf der Highschool noch auf dem College. Und sie sahen sie auch heute nicht.
Einfach nur nett zu sein genügte heutzutage nicht. Man musste auffallen. Klasse haben. Anschluss finden.
Leider fand sie leichter Anschluss zu Tieren als zu Menschen. Tiere liebten einen, ob man Make-up trug oder nicht. Für Tiere brauchte man nicht sexy, witzig, clever und unterhaltsam zu sein. Sie wollten nur geliebt und akzeptiert werden, und darin war Merilee sehr gut. Sie bemühte sich um hilflose Geschöpfe, kümmerte sich um jeden, der Hilfe brauchte oder eine Schulter, um sich auszuweinen. Deswegen hatte es ihr auch nie an Freundinnen gefehlt. Auf der Highschool waren alle ihre Mitschülerinnen mit ihrem Liebeskummer zu ihr gekommen. Rückblickend war es leicht zu sehen, warum. Sie hatten gewusst, dass sie sehr viel Anteilnahme und wenig Konkurrenz von ihr zu erwarten hatten.
Merilee knallte eine weitere Dose Katzenfutter ins Regal. Männer wollten keine netten Frauen, sondern heiÃe, und sie wusste, dass sie niemals heià sein würde. Sie war nicht einmal sicher, ob sie es je schaffen würde, auch nur lauwarm zu sein. Warum waren die Menschen (und insbesonders die Männer) derart oberflächlich? Was zählte, waren schlieÃlich die inneren Werte, oder nicht?
Als sie einmal im Beisein ihrer Schwestern so etwas bemerkt hatte, hatte Liz erklärt, die meisten Leute blickten eben lieber in einen hübsch verpackten Geschenkkarton mit einer schönen Schleife als in eine langweilige, schmuddelige Papiertüte.
Noch heute runzelte Merilee die Stirn bei der Erinnerung. »Ich bin keine schmuddelige Papiertüte.«
»Danke für die Info«, sagte Dennis, der Abteilungsleiter, im Vorbeigehen, was bewies, dass eine Frau sehr wohl bemerkt werden konnte, ganz gleich, was sie auch trug.
Katzenboxen waren nichts anderes als tragbare Käfige, erniedrigende Transportmittel für ein Tier. Und in all seinen Leben war Ambrose noch nie in einem dieser komischen Kästen irgendwohin
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