Weihnachtsbote auf vier Pfoten
ängstlich ist. Umgebungswechsel können Katzen verunsichern. Er hat sein Frauchen gerade verloren und lebt in einem neuen Heim. Da ist das schon verständlich.«
»Ja, aber er hatte sich gut eingewöhnt, und sein Appetit war bis vor ein paar Tagen mehr als nur okay«, wandte Zach ein.
»Hat es irgendwelche Veränderungen bei Ihnen zu Hause gegeben?«
Die Trennung von Blair zählte vermutlich nicht, da sie und Tom sich nicht gerade gut verstanden hatten. Etwas anderes fiel Zach nicht ein, und so schüttelte er den Kopf.
»Veränderungen in der täglichen Routine? Reisen?«
Zach dachte an den fehlgeschlagenen Ausflug, um den Weihnachtsmann zu sehen. »Wir sind zum Pet Palace gefahren. Das gefiel ihm nicht.« Genauso wenig wie Zach. »Aber das war am Samstag.«
»Nun«, meinte Dr. Burnside, »ich nehme an, dass er einfach nur ein bisschen durcheinander ist. Wir sollten das nicht zu lange unbeachtet lassen, doch ich würde gern noch einen Tag länger warten, bevor ich ihm ein Beruhigungsmittel verschreibe. Es ist hochwirksam, aber es kann auch schädliche Auswirkungen auf Persönlichkeit und Gemütsverfassung Ihres Katers haben.«
Wenn man Zach fragte, würde nach ihrem Gerangel im Kleiderschrank alles eine Verbesserung für Toms Gemütsverfassung sein.
»Du wirst dich zusammennehmen, alter Junge, nicht?« Der Tierarzt setzte Tom in die Box zurück. »Wenn in den nächsten vierundzwanzig Stunden keine Besserung eintritt, bringen Sie ihn wieder her.«
Und der ganze Spaà geht noch mal von vorne los, dachte Zach und wünschte, der Tierarzt hätte ihm ein Beruhigungsmittel verschrieben. »WeiÃt du eigentlich, wie du mich stresst?«, fragte er Tom beim Hinausgehen.
Aus der Box kam keine Antwort.
Zach runzelte die Stirn. Er brauchte einen Katzenflüsterer.
Und er wusste auch schon, wo er einen finden würde.
Sie machten einen Umweg über das Pet Palace. »Keine Angst, ich werde dich nicht mit hineinnehmen«, beruhigte Zach den Kater.
Er lieà das Fenster einen Spaltbreit auf, damit Tom frische Luft bekam, und machte sich auf den Weg über den matschigen Parkplatz.
Nicht viele Kunden waren heute im Geschäft, was allerdings nicht überraschend war, da der Wetterbericht noch mehr Schnee vorausgesagt hatte und der Himmel voller aufgeblähter grauer Wolken war, die nur darauf warteten, sich zu entleeren. Zach warf einen Blick auf den Kassenbereich. Keine Spur von Merilee. Er ging zur Futtermittelabteilung, aber auch dort war sie nicht. Selbst als er eine Runde durch den ganzen Laden drehte, konnte er sie nirgendwo entdecken. Es war ein Wochentag, da hätte sie doch eigentlich da sein müssen, oder?
SchlieÃlich schnappte er sich ein paar Dosen Katzenfutter und ging zur Kasse, wo eine mollige junge Frau mit kurzem schwarzem Haar und einem Nasenpiercing saà und mit der Frau an der Kasse hinter ihr tratschte.
»Es war so unfair, sie zu feuern, nur weil sie diesem Biest die Stirn geboten hat. Die arme Merilee! Sie war in Tränen aufgelöst, als sie ging.«
Also deshalb war sie nirgendwo zu sehen! Und es war nicht schwer zu erraten, wer mit »Biest« gemeint war. Zach knirschte mit den Zähnen.
»Zum Glück hat sie wenigstens eine Teilzeitstelle im Tierheim bekommen. Aber Gott weiÃ, wie sie davon ihre Miete und alles andere bezahlen soll.«
Die ältere Frau an der Kasse entdeckte Zach und versuchte, ihre Kollegin zu warnen, indem sie in seine Richtung nickte.
»Da zeigt sich bloà mal wieder, dass man sich nicht einmischen sollte«, schloss die Kassiererin. Die andere Frau räusperte sich und nickte wieder. Die Kleine mit dem Nasenpiercing folgte ihrem Blick und entdeckte Zach. Ihr Gesicht wurde rot wie ein Feuerwehrauto, und sie räusperte sich verlegen. Offenbar hatte sie Zach am Samstag in Blairs Begleitung gesehen. »Oh, hallo. Willkommen im Pet Palace. Kann ich Ihnen helfen?«
»Danke, das haben Sie schon«, sagte er und zahlte seine Einkäufe.
Und dann stürmte er aus dem Geschäft und zog auf dem Weg zu seinem Wagen sein Handy heraus. Er lieà Blair keine Zeit zu antworten, sondern blaffte sie gleich an: »Du hast dieses Mädchen feuern lassen! Und dazu auch noch vor Weihnachten. Super, Blair. Mach weiter so!«
»Wie bitte?«, fragte sie. Sie klang eingeschnappt.
»Es gibt keine Entschuldigung für dein Verhalten«,
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