Weihnachtsbote auf vier Pfoten
Geländewagen. Falls es Ihnen nichts ausmacht, zu einem Hausbesuch zu uns herauszukommen«, fügte er hinzu. »Ich zahle Ihnen das Gleiche, was der Tierarzt mir dafür berechnen würde.«
»Das ist wirklich nicht nötig«, wiederholte sie.
»Ich will es aber.« Es war das Mindeste, was er tun konnte. Und vielleicht würde es Tom helfen.
Sie kam plötzlich zu einem Entschluss und nickte. »Also gut. Ich werde nur kurz nach meiner Katze sehen, und dann können wir zu Ihnen fahren und nach Ihrer schauen.«
Damit eilte sie zu ihrem Wagen, und Zach setzte sich ans Steuer seines Land Rovers. GroÃartig, dachte er. Für Tom, berichtigte er sich schnell.
Kapitel Acht
Wie üblich erwartete Queenie Merilee schon an der Wohnungstür. Nicht weil das Kätzchen es nicht erwarten konnte, sie zu sehen, sondern weil es Queenie brennend interessierte, was hinter der Tür lag. Merilee hatte ihren heimlichen Hausgast schon viele Male darüber aufgeklärt, dass dies die Art von Neugier war, die Katzen umbrachte, aber Queenie nahm keine Notiz davon.
»O nein, das lässt du fein bleiben«, sagte Merilee und stellte einen Fuà zwischen Queenie und die gefährliche Freiheit, die sie lockte. »Wir haben Hunde in der Nachbarschaft, und letzte Woche hat jemand einen Kojoten gesehen. Die würden dich zum Frühstück fressen, meine Kleine.«
Queenie fuhr herum und lief auf die Küche zu, die stets ihr zweites Ziel war, wenn die groÃe Flucht misslang.
Merilee eilte ihr nach und gab ihr etwas Dosenfutter. Dabei überlegte sie fieberhaft, ob sie Zach auf einen Eierlikör hereinbitten sollte, wenn er sie nach Hause brachte. Sie hatte allerdings nur Eierlikör light. Hm. Was könnte sie ihm sonst anbieten? Weihnachtsplätzchen hatte sie keine, aber Käse und Roggenchips. Käse, Roggenchips und Eierlikör light. Zach würde einen Blick darauf werfen und sich totlachen. Das Apartment sah festlich genug aus. Sie hatte rote Lametta-Girlanden über die Fenster gehängt und einen Christbaum aufgestellt und geschmückt, natürlich so, dass sich alle Ornamente auÃerhalb der Reichweite kleiner weiÃer Pfoten befanden.
Aber eigentlich wusste sie ja nicht einmal, warum sie überhaupt darüber nachdachte, Zach auf einen Likör hereinzubitten. Ein gut aussehender Feuerwehrmann wie Zach würde gewiss nicht interessiert daran sein, mit ihr herumzuhängen. Wahrscheinlich könnte sie ihn nicht einmal mit einer Weihnachtsgans und einer tollen Torte in die Wohnung locken. Er wollte sie als Katzenflüsterer, mehr nicht.
Doch nicht mal seinem Kater würde sie etwas flüstern, ohne sich nach diesem langen Tag die Zähne geputzt zu haben.
Das Mädchen, das sie beim Zähneputzen aus dem Badezimmerspiegel ansah, hatte gerötete Wangen und leuchtende Augen. Aber sie waren so unscheinbar wie der Rest ihres Gesichts. Warum hatte sie heute nicht wenigstens Wimperntusche aufgelegt? Oder warum tuschte sie sich überhaupt nie die Wimpern, um genau zu sein?
Merilee spülte sich den Mund aus und kramte dann in der Schublade des Badezimmerschränkchens nach Mascara. Sie hatte diese schon ⦠wie viele Monate? Jahre? Ach, herrje. Sie war natürlich völlig ausgetrocknet. Trotzdem stocherte Merilee mit dem Bürstchen in dem Behälter herum und benutzte das wenige, das sie zutage fördern konnte. Es war nicht viel und keine groÃe Verbesserung, deshalb trug sie noch einen pinkfarbenen Lipgloss auf, zu dessen Kauf Liz sie bei ihrem letzten Besuch im Einkaufszentrum überredet hatte. Okay, das sah schon besser aus.
Aber wem versuchte sie etwas vorzumachen? Sie würde nie in den Spiegel schauen und ein schönes Mädchen sehen. Alte Highschool-Wunden hatten Narben hinterlassen, die Merilee blind für ihre eigenen Vorzüge gemacht hatten. Selbst heute noch, und obwohl ihre Familie ihr versicherte, dass sie wirklich hübsch war, bemühte sie sich immer noch vergeblich um ein positives Selbstbild.
Merilee legte das Schminkzeug in die Schublade zurück und holte noch eine Schachtel Katzenleckerli aus dem Küchenschrank, bevor sie wieder zu Zach hinauseilte. Okay, dann war sie halt nicht das schönste Mädchen im Viertel, und den Katzenflüsterer zu spielen war vielleicht nicht damit vergleichbar, wie Heidi Klum über den Laufsteg zu schweben, aber im Moment war es das, was Zach brauchte. Und dass sie
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