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Weihnachtsgeschichten am Kamin 04

Weihnachtsgeschichten am Kamin 04

Titel: Weihnachtsgeschichten am Kamin 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Friedrichsen , Ursula Richter
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auf ein Motorschiff zu steigen, denn er haute sich immer den Kopf an der Schraube!
    Auf den Segelschiffen war das gemütlicher, und heute mußte er auch noch denjob vom Weihnachtsmann machen!
    Wir sahen uns die Gesellschaft genauer an, und wir staunten nicht schlecht! Denn der Doktor, der sonst immer mit Pillen und Salben bestückt war, stand grinsend mit einem Weihnachtsbaum in der Hand da. Die Mohren und der Pastor waren beladen mit Päckchen und Paketen, die in buntes Papier gepackt waren. Und auch Frau Tete sah wie ein Engel aus und nicht wie eine Meerjungfrau. Nun brüllte Neptun nach Thomas, der klappte den Mund zu und ging auf den alten Wassergott zu. Dann erzählte der dem Jungen, daß er den Auftrag habe, ihm und dem Rest der Mannschaft und den Passagieren vom Weihnachtsmann die Geschenke zu überbringen und ihnen ein «Frohes Fest» zu wünschen. Denn der Weihnachtsmann könnte nicht selber kommen, da es ihm zur Zeit zu heiß am Äquator sei.
    Neptun brummelte auch noch in seinen Bart, daß der Weihnachtsmann ein schlechter Schwimmer sei. Dann gab er dem Jungen seinen Äquator-Taufschein, der auf den Namen «Stint» lautete, und den Rest der Taufscheine gab er dem Kapitän für die anderen Täuflinge. Der Kapitän schenkte Neptun und Anhang noch einen ein, dann gingen sie mit großem Lärm von Bord.
    Am ersten Weihnachtstag erzählte der Junge noch auf dem ganzen Schiff, daß der Neptun so aussieht wie unser Bootsmann und Tete wie unser Kajütstewart!
    Der arme Junge muß was mit den Augen haben!

    Annelies Grund

Weihnachten auf den Feldern von Bethlehem

    Nun hatte sich das erfüllt, was ich mir so sehnlichst gewünscht hatte: Ich war nach Israel gefahren. Es war der Tag, den wir den «Heiligen Abend» nennen, und ich stand dort, wo wir die Wiege der Christenheit vermuten, in Bethlehem.
    Schon einmal hatte ich hier gestanden, dort wo sich ein kleiner Arkadenhof an die ehemalige Kreuzfahrerkirche anschließt. Ein Frühlings morgen war es gewesen. Das frische Grün leuchtete zwischen alten Steinen, und die Sonne schien gleißend auf das helle Gemäuer der Arkadenbögen. Durch die Stille des Morgens erklang leiser Gesang, Gesang, der aus der Kirche kommen mußte. Behutsam öffnete ich die schwere Tür und trat in das Halbdunkel der Geburtskirche. Eigenartig berührte es mich — da sangen Deutsche ein Kirchenlied. Schon wollte ich gehen, da ertönte abermals Gesang — es war «Stille Nacht, heilige Nacht». Immer voller wurde der Chor, Gruppen verschiedener Nationen kamen hinzu und sangen spontan das Lied in ihrer Sprache mit. Es war ein so inniges Singen, und nie war mir die Weihnacht näher gewesen wie hier an einem Frühlingsmorgen in Bethlehem. Da nahm ich mir vor: Einmal wirst du zur Weihnachtszeit ins «Heilige Land» fahren.
    Ja, nun war der Heilige Abend da, und ich stand eingepfercht in einer gewaltigen Menschenmenge am ersehnten Ort, und mir war so gar nicht weihnachtlich zumute. Im Gegenteil, ich dachte an unsere kleine Kirche daheim, an Schnee und duftende Tannenbäume, deren Kerzen durch das Dunkel der Nacht strahlen, und ich war voller Heimweh.
    Neben mir standen Leute, die auch zu unserer Reisegruppe gehörten. Es war ein sehr junges Mädchen und ein ebenso junger Mann. Sie schienen meine enttäuschte Traurigkeit zu spüren, denn das Mädchen lächelte und meinte: «Sie sind nicht sehr glücklich, oder?» Dann ergriff sie meine Hand und sagte: «Kommen Sie mit uns, dann feiern wie die Heilige Nacht zusammen.» Sie verließ mit ihrem Begleiter die Menschenansammlung, und ich ging, so als wäre es selbstverständlich, mit. Erst jetzt bemerkte ich, daß beide Taschen und Decken trugen. Festlich — wie zu einer Feier — waren sie nicht gekleidet; sie trugen Jeans und Anoraks.
    Ich mußte mich ihren schnellen Schritten sehr anpassen. Bald hatten wir die engen Straßen hinter uns, und der Weg wurde eben. Fürsorglich nahm der Mann meinen Arm, und immer weiter ging’s ins freie Land, und nur in der Ferne erahnte man die Stadt Bethlehem.
    Der Weg verlor sich in den dürren Feldern, als der Mann stehenblieb und auf eine kleine Mulde wies, wir schienen unser Ziel erreicht zu haben. Die Decken wurden auf dem harten Grasboden ausgebreitet, und wir saßen im Schutze der Mulde, und am Himmel zogen die ersten Sterne auf. Die junge Frau holte Kerzen hervor und entzündete sie. Auf ein weißes Tuch legte sie einen Laib helles Brot und einen einzigen Becher stellte sie neben eine Flasche mit rotem

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