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Weihnachtsgeschichten am Kamin 04

Weihnachtsgeschichten am Kamin 04

Titel: Weihnachtsgeschichten am Kamin 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Friedrichsen , Ursula Richter
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Tropfen warten mußte, bat darum, sein Butterbrot bei uns essen zu dürfen, weil sein Zug erst später führe. Er wurde in unseren Aufenthaltsraum gebeten, wo ich ihm dann auch eine Tasse von unserem «Hausgetränk» = Apfelschalentee anbot. Dann bestrich ich mein Brot mit Sirup, um auch zu frühstücken. Plötzlich ein erstaunter Ausruf von dem Patienten: Mein Gott, Mädchen, ist das alles? Und dann geschah noch ein Wunder: Dieser Herr brachte jedesmal, wenn er zum Arzt mußte, für die ganze Belegschaft zum Frühstück gut belegte Wurstbrote mit. Übers Grab hinaus sei ihm heute noch gedankt. Schließlich ging auch unser Sirupvorrat zu Ende, und seit nunmehr über vierzig Jahren habe ich keinen Tropfen Rübenkraut mehr angerührt, und ob man mir wohl glaubt, wenn ich schreibe, daß es mir noch heute beim Hören der Wörter «Sirup» und «Rübenkraut» eiskalt über den Rücken läuft?
    Eins ist bis heute auch noch ungeklärt: Wie hat mein Bruder es geschafft, die schwere Milchkanne vom Bahnhof bis in unser Domizil zu schleppen? War es die Freude, uns so einen Schatz zu bescheren? Er selber kann es sich auch nicht erklären.

    Barbara Kupke

Nikoläuse oder Nikolause?

    Obwohl es um die Jahrhundertwende keineswegs sehr üblich war, kümmerte sich mein Großvater sehr um die Erziehung seiner sechs Kinder und überließ dies keineswegs meiner Großmutter allein. Es wurde also viel im Familienkreis gespielt, gebastelt und auch diskutiert.
    Als nun die Adventszeit kam, sollte für das bevorstehende Fest des heiligen Nikolaus auch gebastelt werden, damit er die sauber geputzten Schuhe auch reichlich füllte.
    Dabei ergab sich nun die Frage, ob wirklich ein einziger Nikolaus in der Lage ist, die Kinder in aller Welt in einer Nacht zu besuchen und zu beschenken; oder ob es mehrere Nikoläuse gibt. Ja, und damit war man schon heftig am Diskutieren. Heißt es denn wirklich Nikoläuse, muß es nicht Nikolause heißen, oder wie heißt die Mehrzahl von Nikolaus richtig? Man wälzte also Nachschlagwerke, aber keines konnte die erklärende Antwort auf diese Frage geben.
    Da kam mein Großvater auf die Idee, doch einen Fachmann zu fragen. Er ging also in das nächste Schokoladengeschäft und sagte: «Ich hätte gerne einen Nikolaus aus Schokolade.» Als die Verkäuferin ihn dann einpackte, fiel Großvater ein: «Ach nein, geben Sie mir doch bitte noch einen, und könnte ich wohl bitte eine Quittung für die Sachen haben.» Die Verkäuferin packte also die beiden Schokoladen-Nikoläuse ein und schrieb eifrig die Quittung. Nach dem Bezahlen reichte sie beides meinem Großvater, der sich allerdings genierte, gleich im Laden die Quittung zu lesen. Er ging also eilig aus dem Laden und war sich ganz sicher, nun endlich die richtige Antwort auf das Problem der «Nikoläuse» oder «Nikolause» gefunden zu haben.
    Als er nun die Quittung entfaltete, stand dort in sauberer Schrift: 2 Weihnachtsmänner.
    So weiß meine Familie bis heute leider noch nicht, ob es eine Mehrzahl von «Nikolaus» gibt und wenn ja, wie sie richtig heißt. Aber gerade zur Adventszeit wird in meiner Familie noch immer herzlich über diese Begebenheit gelacht.

    Sylvia Nieroba

«Es begab sich aber zu der Zeit...»

    An einem kalten, verschneiten Dezembertag, ganz kurz vor Weihnachten, stand auf einem kleinen, thüringischen Bahnhof eine junge Familie mit ungewöhnlich viel Gepäck. Der junge Mann war ernst, die Frau sah übernächtigt aus und hatte keinen Blick für die vorbeihastenden Reisenden. Die Kinder hüpften in der Bahnhofshalle umher und vertrieben sich die Zeit. Zwei junge Männer, offensichtlich Freunde, sprachen leise mit dem Ehepaar. Mehrere Koffer und Taschen, Campingbeutel und ein roter Schulranzen waren rings um die kleine Gruppe aufgebaut. Von Zeit zu Zeit kam jemand durch die große Pendeltür des Bahnhofs, sah sich um und kam auf das Ehepaar zu, eine junge Frau mit einem Baby auf dem Arm, ein Mann mit seiner Tochter, eine Frau mit einem Kind an der Hand. Sie sprachen ein paar Worte mit der Familie, umarmten sie und steckten den Kindern noch kleine Geschenke zu. Sie hielten sich alle nur wenige Minuten auf, und beim Abschied sah man Tränen in ihren Augen. Ein aufmerksamer Beobachter konnte aus all diesen Dingen erkennen, daß dies kein normaler Abschied war, denn die junge Familie wartete auf den D-Zug nach Frankfurt / Main. Nach langen und oft schweren Jahren des Wartens, durften sie nun in den Westen ausreisen. Die letzten Tage waren für die

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