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Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Titel: Weihnachtsglanz und Liebeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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aus sah ich, dass sie kurz vor vier über den Hof und Richtung Halle ging – Unterricht im Freien fiel an diesem Tag flach, weil es nieselte und richtig kalt war. Außerdem wurde es an diesem Tag überhaupt nicht hell.
    Kurz darauf kam Jan an. Vorschriftsmäßig stellte er sein Rad ab, drehte sich um und erblickte meine Schwester, die an der Wand lehnte und mit der Reitgerte lässig gegen ihre schicken Stiefel klopfte. Oho, jetzt wurde es aber spannend!
    Jan blieb kurz stehen, ging dann weiter und verschwand in der Halle. Rese hob die Schultern, warf die Haare nach hinten, marschierte ihm hinterher und verschwand ebenfalls in der Halle.
    Dann ging meine Mutter übern Hof, verschwand auch in der Halle – und kam kurz danach mit Rese im Schlepptau heraus. Aber hallo! Was ging da ab? Und warum schaute meine Mutter kurz zu mir hoch und hob verstohlen und so, dass Rese es nicht mitbekam, den Daumen? Mein Herz begann wie wild zu klopfen … und klopfte noch viel heftiger, als Rese wenig später, die Einkaufstasche in der Hand, missmutig übern Hof schlurfte, auf ihr Rad stieg und Richtung Stadt und Einkaufscenter verschwand.
    Was hatte meine Ma am Morgen gesagt? »Man muss schon zeigen, was man so drauf hat«.
    Hatte ich was drauf?
    Wenn ja, was hatte ich drauf?
    Wollte ich überhaupt etwas drauf haben?
    Obwohl ich es eigentlich nicht wollte, zog ich den dicken Norwegerpulli mit den Flicken an den Ellbogen übern Kopf – er war warm wie kein anderer, hatte mal meinem Vater gehört, war aber bei einer Wäsche eingegangen, und so hatte ich ihn mir untern Nagel reißen können – rannte die Treppe runter, übern Hof und in die Halle.
    Auf Schneewittchens Rücken saß die zehnjährige Mareike, Benno führte das Pferd an der Longe, vier Mädchen und ein Junge ritten auf ihren Pferden, es waren alles Einsteller, im Schritt hinterher, und mein Vater übte mit Jan das Traben. Das klappte schon prächtig.
    Hip Hop wieherte und drehte den Kopf zu mir um, Jan tat dasselbe – ohne zu wiehern – nahm Schwung, viel zu viel Schwung nahm der Junge, und landete prompt auf der anderen Seite am Boden.
    Hatte er sich verletzt? Ich rannte los. Ne, er stand auf, grinste entschuldigend und meinte: »Bin mal kurz steuerbords abgestiegen.«
    »Steuerbords?«
    »Rechts vom Pferd«, erklärte er cool. »Das ist steuerbords.«
    Ich tippte mir an die Stirn. »Bisschen beklötert, was?«
    Hip Hop und mein Pa wurden ungeduldig. »Zeit, weiterzureiten.«
    Jan ging um Hip Hop herum, stieg fehlerlos auf, glitt sanft in den Sattel und schaute auf uns herunter. »Und nun? Wie geht das mit den Leinen beim Galopp?«
    »Du bist nicht auf einem Boot«, erklärte mein Vater und brachte Jan bei, wie er die Zügel von außen nach innen aufnehmen und die Zügelfäuste nebeneinander und knapp über dem Widerrist halten musste. Der Junge lernte schnell; er schnalzte mit der Zunge und los ging’s.
    »Büschen langweilig ist das. Jetzt nehme ich Fahrt auf!«, rief Jan und trieb Hip Hop mit den Schenkeln an. Das gefiel ihm, er schoss los wie eine Rakete, und weil das so unerwartet geschah, glitten meinem Pa die Führzügel aus der Hand.
    »Halt!«, brüllten er und ich.
    Zu spät! Hip Hop hatte die offene Tür erspäht und verschwand mit seinem Reiter in der Dämmerung.
    Fröhlich galoppierte er im Hof herum, und o Wunder: Jan saß immer noch auf seinem Rücken. Was hieß da saß – er klammerte sich wie ein Affe an seinem Hals fest. Wir passten Hip Hop ab, es gelang meinem Pa, die Zügel zu schnappen und ihn zum Stehen zu bringen. »Bist du lebensmüde?«, schrie mein Pa.
    »Nö.« Jan setzte sich auf. »Ich mag’s nur nicht, wenn das Boot im Flachwasser dümpelt!«
    »Was soll ich deinen Eltern sagen, wenn du dir den Hals gebrochen hast?« Mein Pa war vielleicht wütend. »Merk dir eins, Junge: Ein Pferd ist kein Schmusetier, und unter ihm plätschert kein seidenweiches Wasser. Wenn du fällst, kannst du auf Steinen und festgebackener Erde landen – und was dann? Haben wir uns verstanden?«
    »Na ja … Klar.« Jan kratzte sich am Kopf. »Aber wenn wir in der Geschwindigkeit weitermachen, bin ich ein tattriger Opa, bis ich mal ausreiten kann.«
    Mein Pa schnappte nach Luft. »Du bist mir einer. Ally, verschwinde. Jan muss sich konzentrieren.«
    »Aye-aye, Sir«, sagte ich grinsend.
    »Sehe ich dich später?«, rief Jan mir nach.
    »Garantiert nicht!«
    Auf der Eckbank saßen meine Ma, mein Bruder Nick und ein kleiner Junge, den ich noch nicht kannte. Meine Ma

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