Weihnachtszauber 01
auf die Unterhaltung zu konzentrieren.
„Hat dir die Ausfahrt gefallen, Clara?“, wollte Juliana wissen.
„O ja, obwohl es wirklich sehr kalt war. Und im Westen ziehen sich Wolken zusammen. Ich denke, es könnte heute noch Schnee geben.“ Geschickt nahm sie ihrer Schwägerin eines der Babys ab. „Wie geht es unserer kleinen Rose denn heute?“, fragte sie sanft.
Sebastian wunderte sich darüber, wie sicher sie mit dem Säugling umgehen konnte.
Als die Kleine das rosige Mündchen öffnete und erst ausgiebig gähnte und dann laut rülpste, war er gleichermaßen fasziniert, hingerissen und abgestoßen. Jetzt riss Rose die Augen auf. Ein Ausdruck größten Erstaunens lag darin.
Entzückt begann Clara zu lachen. „Mir scheint, unsere Süße hat schon wieder zugenommen.“ Mit dem Zeigefinder fuhr sie sanft über die Wange des Babys.
Sebastian konnte die Augen nicht von ihr abwenden. Ihre Frisur begann sich aufzulösen, und ein paar Locken fielen ihr ins Gesicht. Ihre Wangen waren nach dem Aufenthalt im Freien ebenso rosig wie die ihrer winzigen Nichte. Der Anblick weckte beunruhigende Gefühle in ihm. Ihm war, als löse sich etwas Hartes, das seine Brust zusammengeschnürt hatte, ein wenig. Auch empfand er einen leichten Schwindel.
Zudem schien sein Sehvermögen ihm einen Streich zu spielen, Clara sah plötzlich irgendwie anders aus. Noch verführerischer und dabei doch irgendwie mütterlich, so als hielte sie ihr eigenes Kind in den Armen ...
Er zuckte innerlich zusammen, als ihm klar wurde, dass Juliana mit ihm sprach.
Offenbar redete sie schon seit einer ganzen Weile mit ihm. Und er hatte nicht die geringste Ahnung, worum es ging!
„Wir würden uns so darüber freuen, Sebastian“, meinte sie gerade. „Obwohl wir auch Verständnis dafür aufbrächten, wenn Sie Nein sagten.“
„Ich bitte Sie!“, gab er automatisch zurück und zwang sich, endlich den Blick von Clara abzuwenden. „Es wird mir eine Ehre sein.“
„Dann sind Sie also einverstanden?“ Juliana strahlte. Sie schien wirklich erfreut, aber auch recht überrascht zu sein. „Das ist wundervoll! Martin wird begeistert sein.“
Es war ihr Ton, der Fleet aufhorchen ließ. Um Himmels willen, wozu hatte er gerade seine Zustimmung gegeben? Juliana hörte sich so aufgeregt an, dass es sich unmöglich um etwas so Alltägliches wie eine Einladung zum Dinner handeln konnte.
Unwillkürlich wandte er sich wieder Clara zu, die ihn nachdenklich musterte.
„Sie haben mich in Erstaunen versetzt, Euer Gnaden“, stellte sie fest. „Doch ich gestehe, dass auch ich mich sehr über Ihre Entscheidung freue.“
Dann schenkte sie ihm ein so strahlendes Lächeln, dass Fleet spürte, wie das Verlangen nach ihr mit neuer Kraft in ihm aufloderte. Noch immer fühlte er sich seltsam. Seine Gedanken verwirrten sich. Zudem war ihm unangenehm heiß, und das konnte nicht nur an dem fröhlich flackernden Feuer im Kamin liegen. Vielleicht hatte er sich kürzlich eine Erkältung zugezogen?
Clara drückte dem Baby einen Kuss auf die Stirn. „Ich denke, dein Pate sollte dich jetzt einmal nehmen“, meinte sie liebevoll und trat auf den Duke zu.
In diesem Moment begriff er. O Gott, er hatte sich vorhin damit einverstanden erklärt, als Pate Verantwortung für dieses Kind zu übernehmen! Er warf einen ängstlichen Blick auf das kleine Bündel, das Clara ihm hinhielt.
„Setzen Sie sich doch“, schlug Juliana vor, „dann können Sie beide Kinder auf den Arm nehmen.“
Beide Kinder? Er hatte doch hoffentlich nicht versprochen, Pate beider Babys zu werden? Er öffnete den Mund, um zu protestieren, schloss ihn jedoch sogleich wieder, als ihm die ganze Reichweite eines solchen Versprechens bewusst wurde.
Eines Versprechens, das er jetzt unmöglich widerrufen konnte. Sowohl Clara als auch Juliana sahen ihn aus leuchtenden Augen an. Beide schienen überglücklich zu sein.
Zweifellos bewunderten sie ihn für seinen Entschluss, vor Gott und der Welt Verantwortung für die Zwillinge zu übernehmen. Ja, unter ihren Blicken kam er sich wie ein Held vor.
Nur, dass er kein Held war ...
Nun gut, er würde später etwas unternehmen. Er musste mit Martin Davencourt, dem Vater der Babys, sprechen. Bei einem Glas Cognac würde er ihm gewiss erklären können, dass es sich um ein Missverständnis handelte. Ich dachte, Juliana hätte von einer Einladung zum Tee oder einem Ausflug ins Museum gesprochen, würde er sagen. Dann würde er sich für seinen dummen Fehler entschuldigen,
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