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Weil Du an die Liebe glaubst

Weil Du an die Liebe glaubst

Titel: Weil Du an die Liebe glaubst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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einer Diele, kam aus dem Salon. Ihr Magen verkrampfte sich. Vielleicht war Clive gekommen, um sie zu kontrollieren. Er war in das Zimmer auf der anderen Seite des Korridors gezogen. Oder vielleicht war es einer seiner entsetzlichen Männer. Tag und Nacht wartete einer von ihnen draußen vor der Tür des Laird. Da der Kammerdiener des Laird alt und gebrechlich war, hatte Haldoran theoretisch seine Diener zur Verfügung gestellt, um im Krankenzimmer zu helfen. Praktisch war sie hingegen ebenso eine Gefangene, als ob sie in einem Kerker eingesperrt wäre.
    Wieder ein leises Geräusch. Sie nahm sich zusammen und war froh darüber, daß sie sich völlig bekleidet hingelegt hatte, statt ein Nachtgewand anzulegen.
    Sie öffnete die Tür zum Salon. Auf den ersten Blick war alles normal. Dann trat eine dunkle Gestalt aus den Schatten. Sie war groß und kräftig und bewegte sich mit der übernatürlichen Stille des Todes auf sie zu. Am erschreckendsten war, daß das Wesen kein Gesicht hatte.
    Unwillkürlich stieß sie einen leisen Schrei aus.
    Eine feste Hand verschloß ihren Mund, erstickte ihre Stimme. Sie stieß wild gegen den Angreifer, spürte die Schwere von Körperlichkeit, nicht die Kälte eines Phantoms.
    Mit einer geschmeidigen Bewegung drückte er sie gegen die Wand, so daß sie sich unter seinem Gewicht nicht bewegen konnte. »Still!«
    Sie erkannte den Körper wieder, noch bevor sie die grünen Augen in dem geschwärzten Gesicht glitzern sah. Michael war zurückgekehrt.
    »Ich werde meine Hand wegnehmen, wenn du versprichst, nicht zu schreien«, flüsterte er.
    »Nicke, wenn du einverstanden bist.«
    Sie nickte. Er hatte seine bedrohliche Kriegermiene aufgesetzt, und sie war sich nicht sicher, ob sie mehr Angst vor ihm oder um ihn hatte. Nichtsdestoweniger ging ihr Herz in seiner Gegenwart unwillkürlich vor Freude über.
    »Nach dem, was geschehen ist, bin ich ein Narr, mich auf dein Wort zu verlassen«, sagte er mit stählerner Stimme, während er sie losließ.
    »Vergiß nicht, daß ich dich, wenn nötig, ganz schnell zum Schweigen bringen kann.«
    Sie überlegte, ob sie es wagen könne, ihm die Wahrheit zu sagen, oder ob sie versuchen sollte, ihn zu seiner eigenen Sicherheit fortzuschicken, und fragte matt: »Warum bist du hier?«
    Sein eisiger Blick bohrte sich in sie. »Um zu erfahren, was tatsächlich vorgeht. Als ich über die Ereignisse nachdachte, erkannte ich, daß dein Verhalten nicht viel Sinn ergibt. Hat Haldoran dich bedroht?«
    Wenn er soviel gefolgert hatte, würde sie ihn nie wieder täuschen können. »Schlimmer«, sagte sie mit tiefer Erleichterung. »Er hat Amy.«
    »Verdammt.« Er schloß für einen Moment die Augen. Seine Miene war starr. »Wie?«
    »Während seiner Fahrt nach London hat er die Mowbrys besucht und Anne erzählt, ich hätte ihn geschickt, um Amy nach Skoal zu bringen. Da er sie in Belgien begleitet hatte, sah sie keinen Grund, das zu bezweifeln.« Die Beherrschung, zu der sie sich gezwungen hatte, verflog und wich Verzweiflung. »Michael, es tut mir leid. Was ich getan habe, tut mir so leid. Ich hatte keine andere Wahl.«
    Sie sehnte sich danach, Halt bei ihm zu finden, streckte die Arme nach ihm aus. Nach einem Augenblick des Zögerns, nahm er sie in seine Arme. Sie zitterte am ganzen Leibe. Seine Wolljacke war warm und kratzte ein wenig an ihrer Wange, obwohl es sie tröstete. Doch trotz ihres Kummers spürte sie, daß er anders war, zurückhaltender, als er vorher gewesen war. Das kam nicht überraschend. Obwohl sein Verstand vielleicht akzeptierte, daß sie unter Zwang gehandelt hatte, hatten seine Gefühle einen Schaden erlitten, der nicht leicht zu heilen sein würde. Aber für wenige Augenblicke gab sie sich der Illusion von Sicherheit hin.
    Als sie ihre Beherrschung zum Teil
    wiedergewonnen hatte, sagte sie sachlich: »Es war Haldoran, der Colin ermordete, nicht die Bonapartisten.«
    »Dieser Bastard.« Michael ließ sie los, seine Miene war tödlich. »Dann hat er das seit einiger Zeit geplant.«
    »Er sagte, daß er dich umbringen würde, wenn ich nicht gehorchte. Und… und er legte besonderen Wert auf die Feststellung, daß das legale Heiratsalter auf der Insel zwölf Jahre ist, und Amy wird im nächsten Jahr zwölf.«
    Michael fluchte wieder. »Ihn zu töten, ist zu gut für ihn. Wir müssen Amy sofort wegbringen. Ist sie im Schloß?«
    »Sie ist auf Ragnarök. Wir haben noch nicht miteinander reden können, aber Haldoran hat mich gestern dorthin gebracht und

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