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Weil Du an die Liebe glaubst

Weil Du an die Liebe glaubst

Titel: Weil Du an die Liebe glaubst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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klar sehen zu können, und gelangte dann zu der Erkenntnis, daß das anhaltende Grau draußen und nicht in ihm sein mußte. Dämmerung vielleicht oder ein aufkommender Sturm.
    Er versuchte nicht, sich zu bewegen. Es genügte ihm, das Wissen zu genießen, daß er noch unter den Lebenden war. Nicht, daß er den Tod gefürchtet hätte, denn dann wäre er bei seiner Frau und den anderen, die er verloren hatte. Aber dazu war er noch nicht bereit. Nicht, wo es noch so viel zu tun gab. Er hatte in der Zeit, die er wie ein Hund im Bett gelegen hatte, eine Menge gelernt. Die Menschen hatten vermutet, er könnte nichts verstehen, aber das konnte er, zumindest zeitweilig. Er hatte wichtige Dinge erfahren, welche die Zukunft der Insel betrafen. Verrat.
    Betrug. Wenn er nur die Einzelteile aneinanderfügen könnte… Er schüttelte verärgert den Kopf.
    Eine zitternde Stimme sagte: »Sind Sie wach, My Lord?«
    Es war Fitzwilliam, sein alter Kammerdiener. »Ja, und gerade rechtzeitig.« Der Laird fand, daß sein Mund sich unbeholfen bewegte, und die rechte Seite seines Gesichts war ein wenig taub, aber die Worte waren doch deutlich genug. »Ist meine Enkelin hier?«

    Fitzwilliam wandte den Blick ab. »Im Moment nicht, mein Lord. Sie hatte Euch sehr hingebungsvoll gepflegt, aber sie… sie brauchte Ruhe.«
    »Lügner.« Der Laird wollte giftig sagen, daß Fitzwilliam nach einer so engen,
    siebenundfünfzigjährigen Beziehung wissen müßte, daß er nicht versuchen sollte, seinen Herrn zu täuschen, aber die Anstrengung war zu groß. Er mußte seine Kräfte für wichtigere Dinge sparen. »Clive?«
    »Lord Haldoran hat seit Beginn Eurer Krankheit auf dem Schloß gewohnt, aber er… er ist heute morgen ausgegangen. Wir haben ihn den ganzen Tag nicht gesehen. Soll ich jemand nach Ragnarök schicken? Er ist vielleicht dort.«
    »Nein! Hol Davin.« Der Junge würde wissen, was getan werden mußte. Das wußte er immer. Und zumindest konnte er Davin vertrauen.
    Seine Schwäche aufs neue verfluchend, sank der Laird wieder in Schlaf.
    Auf den ersten Metern war die Höhle nicht mehr als ein schmaler Tunnel. Dann verbreiterte der sich. Catherine richtete sich vorsichtig auf. Es gab nur wenig Licht, aber das Echo der Wellen ließ ahnen, daß der Raum sehr groß war. Die Decke wölbte sich in mindestens vier Meter Höhe über ihrem Kopf, und der hintere Teil der Höhle verschwand im Dunkel. Während sich ihre Augen an das Zwielicht gewöhnten, sah sie, daß das Becken, in dem sie standen, von höheren Flächen umgeben war. Die einlaufende Flut würde sie nicht ertränken.
    Da sie vor Kälte und Erschöpfung heftig zitterte, schleppte Michael sie aus dem Becken, wobei er einen Arm um ihre Taille legte. Sie wankte und stieß gegen ihn, als sie auf das Ufer trat. Sand knirschte unter ihren triefenden Stiefeln. Dann sank sie auf die Knie.
    Er hockte sich neben sie. »Alles in Ordnung, Catherine?«
    »Ist nichts Ernstes.« Sie nutzte seine Nähe, um sich für einen Augenblick an ihn zu lehnen. Seine durchnäßte Jacke hatte den scharfen, nicht unangenehmen Geruch von feuchter Wolle.
    Zu ihrem Bedauern stand er auf und sagte: »Wir haben eine weitere Runde gewonnen. Wir werden hier sicher sein, bis die Flut wieder fällt.«
    »Sicher«, wiederholte sie. »Das ist ein wundervolles Wort.«
    Er warf einen Blick auf die hohen, düsteren Wände. »Es gibt hier Zug. Von irgendwo muß also frische Luft hierher gelangen. Das bedeutet, daß wir aus dem Treibholz ein Feuer machen können.«
    Obwohl sie ihm beim Holzsammeln helfen wollte, verweigerte ihr Körper ihr den Dienst, als sie aufzustehen versuchte. Sie fühlte sich so schwach wie ein Patient, der Fieber hatte, und beobachtete wie er Holz zusammentrug und Feuer machte.
    Gut, daß es ihr gelungen war, die Zunderbüchse mitzunehmen, und daß die wasserdicht gewesen war.
    Sie rieb sich die Arme in dem vergeblichen Bemühen, sich etwas zu wärmen. Fischer trugen so schwere Jacken, weil Wolle selbst Wärme hielt, wenn sie naß war, aber ihr Körper war zu ausgekühlt, um Wärme zu erzeugen, die die Wolle halten konnte.

    Michael schlug einen Funken und blies dann in die Flamme. Catherine versuchte soviel Energie aufzubringen, um zum Feuer gehen zu können, als er zu ihr kam und sie auf seine Arme hob. Sie fragte: »Wirst du nie müde?«
    »Doch, aber gewöhnlich erst, wenn alles Lebenswichtige getan ist.« Er setzte sie auf den groben Sand neben dem Feuer und legte mehr Holz darauf. »Dann schlafe ich einen

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