Weil Du an die Liebe glaubst
Verwendung sauberer Instrumente einleuchtend schien. Sie vermutete, daß sie ein Grund dafür waren, warum lans Patienten so gut genasen.
Als Catherine die Instrumente aus der Küche geholt hatte, hatte Ian die Untersuchung beendet und den Rest von Michaels Kleidung entfernt. Er begann die Wunden zu säubern und zu verbinden, und dies mit jener Kombination von Kraft und Geschicklichkeit, die für einen guten Chirurgen entscheidend ist. Catherine reichte ihm, was er brauchte, und nahm, was er nicht mehr brauchte.
Die übermäßig lange Prozedur ließ sie dankbar dafür sein, daß Michael bewußtlos war.
Dennoch gab Michael ein heiseres Geräusch von sich und versuchte schwach, zurückzuweichen, als Ian nach der Kugel suchte, die in seinen Oberschenkel eingedrungen war. Catherine hielt sein Knie und seine Hüfte fest, damit sein Bein sich nicht bewegen konnte. Sie war sich verlegen seiner Nacktheit bewußt und wandte ihren Blick ab. Wie sehr sie sich auch bemühte, sie konnte ihn nicht als gewöhnlichen Patienten betrachten.
»Ist seine Reaktion ein gutes Zeichen?«
»Vielleicht«, sagte der Chirurg unverbindlich. Es gab ein dumpfes Kratzen, als seine Pinzette sich um die Bleikugel schloß. Er zog die Kugel mit großer Vorsicht heraus und ließ sie in die Schale fallen, die Catherine hielt. Dann nahm er eine andere Art von Pinzette und begann, Fetzen aus der klaffenden Wunde zu entfernen. »Ihr Freund hatte wieder Glück. Die Kugel verfehlte die großen Blutgefäße und traf nur den Schenkelknochen, ohne großen Schaden anzurichten. Ein halber Zentimeter weiter, und er wäre auf dem Schlachtfeld gestorben.«
Bei soviel Glück würde Michael nicht sterben.
Doch jede Spur von Humor und lebhafter Intelligenz war aus seinem Gesicht verschwunden.
Eine strenge Maske war geblieben. Ihre Augen schmerzten durch ungeweinte Tränen.
Ian beendete seine Arbeit und zog Decken über Michaels kalten Körper. Die Antwort fürchtend, sagte Catherine: »Wie stehen seine Chancen?«
»Verdammt schlecht«, sagte Ian offen. »Die Wunden sind nicht unbedingt lebensgefährlich, obwohl es aussieht, als habe die halbe französische Armee ihn für Zielübungen benutzt, aber er hat fast all sein Blut verloren.« Er schüttelte mit Bedauern den Kopf. »Ich habe nie einen Mann gesehen, der sich von einem solchen Schock erholt hat.«
Catherine preßte ihre Faust an den Mund. Sie wollte nicht weinen. Sie wollte es nicht. Ian hatte nur gesagt, was sie bereits wußte. Es waren nicht die Wunden, die Michael umbringen würden, auch nicht die Infektion, denn so lange würde er nicht mehr leben. Blutverlust würde der Grund sein. Sie starrte auf seinen reglosen Körper, und ihre Gedanken überschlugen sich, während sie über all die medizinischen Theorien nachdachte, von denen sie je gehört hatte.
Kinlock reinigte seine Instrumente, als ihr die Idee kam. »Ian, haben Sie mir nicht einmal erzählt, daß hin und wieder Blut von einer Person auf eine andere übertragen worden ist?«
»Richtig, und von Tieren auf Menschen, aber nur experimentell. Es ist eine sehr riskante Sache.«
»Sie sagten, daß dieses Verfahren manchmal geholfen habe.«
»Geholfen zu haben schien«, korrigierte er.
»Vielleicht hätten die Patienten, die überlebten, ohnehin weitergelebt.«
»Und die, die gestorben sind, wären vielleicht ohnehin gestorben.« Sie fuhr sich nervös mit den Fingern durchs Haar. »Würde eine Bluttransfusion Michael helfen?«
»Gütiger Gott«, sagte Ian entsetzt. »Wollen Sie den armen Teufel umbringen?«
»Wie stehen seine Chancen, wenn nichts getan wird?«
Ian seufzte und sah den Mann auf dem Bett an.
»Fast null.«
»Könnte mehr Blut den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen?«
»Es ist möglich«, gab er widerwillig zu.
»Dann lassen Sie uns das tun. Sie wissen doch, wie es geht, oder?«
»Ich habe gesehen, wie es gemacht wird, und das ist etwas ganz anderes.« Ian schaute finster drein. »In dem Fall, den ich gesehen habe, starb der Patient.«
»Aber manchmal überleben Patienten. Bitte, Ian«, sagte Catherine leise, »geben Sie Michael eine Chance.«
»Der hippokratische Eid verpflichtet Ärzte zuerst, daß sie keinen Schaden zufügen«, protestierte er.
»Außerdem, woher sollten wir einen Spender bekommen? Die meisten Menschen würden sich eher Napoleons Kavallerie stellen als dem Messer eines Chirurgen.«
»Ich werde der Spender sein.«
Schockiert sagte er: »Das kann ich nicht zulassen, Catherine.«
Gereizt
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