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Weil du ein zärtlicher Mann bist

Weil du ein zärtlicher Mann bist

Titel: Weil du ein zärtlicher Mann bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Shalvis
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werden konnte. Sie überlegte bereits, wie sie sich vor dieser Übung drücken konnte. “Wenn wir zusammen eine Woche lang trainiert haben, um ein Team zu werden, brechen wir zum Johnson Space Center auf, wo wir bis zum Start bleiben und weiter täglich trainieren werden.”
    Er starrte sie weiterhin nur mit grimmiger Miene an, und in den Tiefen seiner Augen sah sie Gefühle, auf die sie nicht zu reagieren wusste: Überraschung und Schock, ganz zu schweigen von der bitteren Enttäuschung darüber, wie kühl sie ihn behandelte.
    Schließlich, nach einem endlos scheinenden Moment, währenddessen sie Blut und Wasser schwitzte, nickte er langsam und war dabei so ernst, dass sie schlucken musste.
    “In Ordnung. Bis dann.” Er machte auf dem Absatz kehrt, verließ den Raum, und Corinne konnte ihm nur noch hinterherschauen.
    Und sich über ihr Bedauern wundern, das sie auf einmal verspürte. Der Rest des Tages war die reinste Tortur, und dabei war es erst der erste Tag. Es würden noch Monate folgen, bevor Corinne allein sein konnte, um ihre Wunden zu lecken und darüber hinwegzukommen. Über was genau sie hinwegkommen wollte, war ihr nicht ganz klar, aber sie konnte sich einfach nicht erlauben, jetzt darüber nachzudenken.
    Noch zwei Mal lief sie Mike an diesem Tag über den Weg. Und jede Begegnung war noch schlimmer als die vorhergehende. Beim ersten Mal ging sie gerade den Flur entlang, als sie das Pech hatte – was sie im Moment zu verfolgen schien –, dass er aus einem der Konferenzräume kam.
    Seine Ärmel waren hochgekrempelt; sein Haar war zerzaust, als wäre er sich häufiger mit den Fingern hindurchgefahren. Aber sein Blick, der sich auf sie richtete, war voller Glut.
    Da sie von Menschen umgeben waren, blieb ihr keine andere Möglichkeit, als ihn geschäftsmäßig nach dem Treffen mit den Spezialisten zu befragen. Er antwortete genauso sachlich, wofür sie ihm dankbar war.
    Doch als sie weiterging, spürte sie seinen Blick noch lange in ihrem Rücken.
    Das zweite Mal begegnete sie ihm mitten in der Nacht. Das gesamte Team war zusammen untergebracht; jeder hatte sein eigenes Zimmer, aber sie teilten sich drei Bäder.
    Leider musste Corinne nachts immer noch einmal zur Toilette, und diese Nacht bildete keine Ausnahme. Sie kam gerade aus dem Badezimmer und ging mit gesenktem Kopf durch den schwach beleuchteten Flur, als sie gegen eine breite Brust stieß.
    “Corinne.”
    Es gab keine andere Stimme auf der Welt, die ihre Knie derart weich werden ließ.
    “Wir müssen reden”, sagte Mike.
    “Nicht hier”, sagte sie und versuchte, eine aufkommende Panik zu unterdrücken.
    Sie konnte mit ihm nicht über die Sache reden, noch nicht. Erst musste sie ihre Gefühle wieder unter Kontrolle bringen und zu ihrer gewohnten Selbstbeherrschung zurückfinden. Er sollte nie wieder erleben, dass sie sich vergaß.
    Erinnerungsfetzen blitzten auf. Sie hatte sich bei ihm völlig gehen lassen. Sie hatte sich ihm im Hotel letzte Nacht hingegeben, während er über ihr gekniet und seine Finger, seine Zunge, seinen ganzen Körper dazu benutzt hatte, um sie zum Stöhnen und zum Flehen zu bringen. Dass er ebenfalls gestöhnt und gefleht hatte, war bedeutungslos. Seine Kontrolle stand hier nicht infrage, sondern ihre.
    “Reden nützt nichts”, sagte sie. “Es ist vorbei.”
    “Das muss es nicht unbedingt sein.”
    Was wollte er damit sagen? Dass er noch einmal mit ihr schlafen wollte? Wie konnte das angehen? Schließlich wusste er jetzt, wer sie war.
    Doch es war unerheblich. Sie wollte nicht, dass es noch einmal geschah. Sie wollte weitermachen, als hätte es diesen Moment der Schwäche, der Einsamkeit, der Verrücktheit niemals gegeben.
    “Es ist vorbei, Mike.” Seinen Namen zu sagen half ein wenig. Ihr wunderbarer Liebhaber hatte einen Namen und eine Identität und war nicht länger nur ein großer, warmer Körper, den sie eine ganze Nacht lang genossen hatte.
    “Einfach so?”, fragte Mike enttäuscht. “Soll es so schnell vorbei sein, wie es angefangen hat?”
    “Ja.”
    “Das ist hart, findest du nicht?”
    “So ist das Leben.” Sie zwang sich, kühl zu bleiben, auch wenn sie den verrückten Drang verspürte, ihn zu bitten, sie zu umarmen. “Auf Wiedersehen, Mike.”
    “Du kannst dich nicht von mir verabschieden. Ich bin Teil deines Teams.”
    “Ich verabschiede dich auch nicht als mein Teamkollege.”
    Er schüttelte den Kopf und schaute sie auf seine sanfte Art an, die ihr fast die Tränen in die Augen trieb.

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