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Weil du mich siehst

Weil du mich siehst

Titel: Weil du mich siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Inusa
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wie die, die ihrem Leben selbst ein Ende machen, obwohl es noch nicht ihre Zeit war? Sie begehen doch eine Sünde, oder?«
     
    WAS IST SCHON SÜNDE? WENN ZWEI SICH LIEBENDE MENSCHEN VONEINANDER GETRENNT WERDEN, KANN ES DANN SÜNDE SEIN, WIEDER ZUSAMMENSEIN ZU WOLLEN? VIELLEICHT HAT JENNI VON DORT, WO SIE JETZT IST, NACH IHM GERUFEN. VIELLEICHT HAT SIE SICH SO SEHR NACH IHM GESEHNT, UND ER SICH NACH IHR, DASS ER ZU IHR KOMMEN MUSSTE.
     
    Paula wusste genau, was er meinte. Manchmal dachte sie selbst auch, dass die Sehnsucht nach Max und Louisa sie zerfraß. Wie sehr wünschte sie sich in diesen Momenten, stark genug zu sein, es durchzuziehen, so wie Dennis. Er hatte es geschafft – war das jetzt ein Zeichen von Schwäche oder Stärke?
     
    Seit Paula mit Finn zusammen war, war diese Sehnsucht nicht mehr ganz so stark. Plötzlich machte sich ein schlechtes Gewissen in ihr breit.
     
    »Finn, was ist, wenn man im Leben zweimal der Liebe begegnet ist? Mit wem ist man dann im Jenseits wiedervereint?«
     
    Finn sah Paula an. Er konnte ihre Bedenken förmlich spüren. Und er bekam es schrecklich mit der Angst zu tun.
     
    ICH WEISS ES NICHT, war alles, was er sagte , denn er wusste es nicht.
     
    »Man kann doch nicht mit beiden zusammen sein.« Immer mehr Zweifel kamen auf.
     
    VIELLEICHT KANN MAN ES SICH AUSSUCHEN, versuchte Finn es und er wusste im selben Moment, wofür sich Paula entscheiden würde.
     
    »Finn, ich ...« Sie hatte Tränen in den Augen.
     
    Finn nahm ihre Hand und streichelte sie. Dann gab er ihr den zartesten aller Küsse auf den Mund und schrieb: PAULA, ES IST OKAY. DU DARFST DICH IM JENSEITS FÜR SIE ENTSCHEIDEN. BEI IHNEN SEIN. EIN BISSCHEN ZEIT MIT DIR IM DIESSEITS REICHT MIR SCHON.
     
    Paula war erleichtert und dankbar. Sie hielt Finn ganz fest, und das eine sehr lange Zeit. Aber es war etwas hochgekommen – ein Gefühl, das sie nicht deuten konnte. Und es wollte nicht wieder verschwinden.
     
    Am nächsten Tag bat Paula Finn darum, nach Hause zu gehen. »Ich muss mal wieder für mich sein, nur eine Nacht, okay?«
     
    Finn nahm es ihr nicht übel. Er mochte es, seine Zeit mit ihr zu verbringen, Tag und Nacht bei Paula zu sein, doch er hatte selber schon den Gedanken gehabt, ob es nicht zu viel war. Nicht für ihn – für Paula. Wie aus dem Nichts war er in ihr Leben getreten und hatte sich eingenistet wie eine Klette. Es war nur zu verständlich, dass sie auch mal Zeit für sich allein wollte – um nachzudenken, zur Ruhe zu kommen.
     
    Schweren Herzens verabschiedete er sich von ihr und hoffte inniglich, dass sie sich bald wieder bei ihm melden würde. Dass sie sich vielleicht nie melden würde, daran wollte er gar nicht denken.
     
    Er gab ihr einen Kuss und eine warme Umarmung und ging. Paula blieb allein in ihrer Küche zurück und wusste nicht, was sie tun sollte. War es richtig, sich auf Finn eingelassen zu haben? Sie hatte ihm nicht nur ihren Körper, sondern auch ihr Herz geschenkt. Sie hatte ihr Herz, das doch längst einem anderen gehörte, weiter verschenkt. Als sie an Max dachte, brach sie in Tränen aus.
     
    »Bitte verzeih mir, mein Liebling«, sagte sie gen Himmel. »Du wirst immer an erster Stelle stehen. Aber ich bin so verdammt einsam.« Vor noch einem halben Jahr hätte sie hinzugefügt: »Du hast mich ja einfach verlassen«, doch heute tat sie das nicht.
     
    Sie machte Max keine Vorwürfe mehr und auch nicht Gott. Sie hatte sich mit ihrem Schicksal abgefunden, mit ihrem Leben, so wie es war, auch wenn sie es an den meisten Tagen nicht einmal »Leben« nennen konnte. In den letzten Wochen war es allerdings richtig gut gewesen, wieder lebenswert, und Paula wusste in diesem Moment einfach nicht, ob das richtig war.
     
    ♥
     
    Obwohl sie es länger hatte durchhalten wollen, so konnte sie es doch nicht einmal drei Tage ohne Finn schaffen. Sie vermisste ihn so sehr, dass es wehtat. Er war doch das einzige Licht in ihrer Dunkelheit.
     
    »Bitte komm nach Hause«, sagte sie, als er den Telefonhörer abnahm.
     
    Finn fiel ein Stein vom Herzen. Er hatte mit dem Schlimmsten gerechnet.
     
    Sofort schlüpfte er in Jacke und Schuhe, warf sich seinen grauen Schal über und rannte los. Er nahm weder den Bus noch die U-Bahn, sondern lief durch Hamburgs Straßen wie ein Irrer. Völlig außer Atem kam er nach siebenundzwanzig Minuten bei Paula an und stürzte sich auf sie wie ein Verhungernder auf ein Stück Brot. Drei Tage lang hatte er weder gegessen noch geschlafen. Ohne

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