Weil Ich Euch Liebte
Taschen zu verkaufen, die nicht sind, was sie zu sein vorgeben, die nicht echt sind, das gehört sich einfach nicht. Um die Wahrheit zu sagen: Ich verstehe nicht, was eine Frau überhaupt an einer Handtasche findet, die behauptet, eine Fendi oder was auch immer zu sein, und es nicht ist. Und weißt du, wieso? Weil sie es immer wissen würde. Was hat man davon, etwas mit sich herumzuschleppen, von dem man weiß, dass es nicht echt ist?«
Sie blickte auf das Resultat seiner Bemühungen, über seine Glatze hinwegzutäuschen.
»Wenn ich zum Beispiel zu einem Bruchteil dessen, was das Original kostet, einen Wagen haben könnte, der aussieht wie ein Ferrari, aber in Wirklichkeit ein Ford ist, also so einen Wagen will ich doch gar nicht.«
George in einem Ferrari, dachte Belinda. Das konnte sie sich genauso wenig vorstellen wie einen Esel als Piloten.
»Was ist eigentlich los mit dir?«, fragte sie. »Ein selbstgerechtes, überhebliches Arschloch warst du ja schon immer, aber in den letzten Tagen ist da noch was anderes. Du schläfst auf der Couch und sagst, du bist krank, aber du hast keine Grippe oder was in der Art, und unlängst, als ich reinkam, während du unter der Dusche warst, da –«
»Du bist nicht die Einzige, die Stress hat.«
»Und du sorgst gerade dafür, dass er nicht weniger wird. Du musst mir dieses Geld geben.«
»Es liegt ganz bei dir. Sag mir, was hier vor sich geht.«
»Du hast ja keine Ahnung, was du da tust.«
»Und ob ich das weiß«, sagte er. »Ich stelle mich meiner Verantwortung.«
Sie fragte sich, ob er das nach einem Besuch von Sommer auch noch sagen würde.
Fünfunddreissig
Ich fuhr zum Bridgeport Business College und parkte auf dem Besucherparkplatz. Wie ein College sah es nicht gerade aus. Es war ein langgestreckter, niedriger Zweckbau, der auch nicht den geringsten akademischen Charme versprühte. Aber die Kurse waren angeblich sehr gut, und das war der Grund, warum Sheila sich für diese Schule entschieden hatte.
Ich hatte keine Ahnung, ob Allan Butterfield fest zum Kollegium gehörte oder hier nur nebenberuflich Abendkurse gab. Ich betrat das Gebäude und ging durch die trostlose Eingangshalle zu dem Mann hinter dem Informationsschalter.
»Ich suche einen Lehrer namens Butterfield.«
Er musste gar nicht erst nachsehen, sondern wies mir gleich die Richtung. »Gehen Sie bis ans Ende des Flurs dort drüben, dann rechts, das Büro ist auf der linken Seite. Die Namen stehen auf den Schildern.«
Eine Minute später stand ich vor Butterfields Tür und klopfte.
»Ja?«, rief eine gedämpfte Stimme von drinnen.
Ich drehte den Türknauf und öffnete. Vor mir lag ein kleines, unordentliches Büro. Es gab gerade genügend Platz für einen Schreibtisch und zwei Stühle. Papiere und Bücher waren wahllos aufeinandergestapelt.
Butterfield war nicht allein. Eine rothaarige Frau Anfang zwanzig saß ihm am Schreibtisch gegenüber, auf ihren Knien balancierte sie ein offenes Laptop.
»Verzeihung«, sagte ich.
»Oh, hi«, sagte Butterfield. »Glen, Glen Garber.« Offensichtlich erinnerte er sich an mich von unserem Gespräch nach Sheilas Tod her, als ich versucht hatte, ihre letzten Stunden zu rekonstruieren.
»Ich muss mit Ihnen reden«, sagte ich.
»Ich bin hier gleich fertig mit –«
»Sofort.«
Die Frau schloss ihr Laptop und sagte: »Kein Problem, ich kann ja später wiederkommen, Mr. Butterfield.«
»Tut mir leid, Jenny«, sagte er. »Kommen Sie doch morgen vorbei.«
Sie nickte, nahm ihre Jacke, die sie über die Stuhllehne gehängt hatte, und zwängte sich an mir vorbei durch die Tür. Unaufgefordert nahm ich auf ihrem Stuhl Platz.
»Also, Glen.« Beim ersten Treffen hatte ich ihn auf Anfang vierzig geschätzt, knapp eins siebzig groß, pummelig. Fast kahl, eine Lesebrille auf der Nasenspitze. »Bei unserem letzten Gespräch versuchten Sie herauszufinden, was Sheila am Tag des … ich weiß noch, Sie waren sehr bekümmert. Haben Sie Antworten auf Ihre Fragen bekommen? Konnten Sie eine Art Schlussstrich ziehen?«
»Schlussstrich?« Ich schüttelte den Kopf. Das Wort schmeckte wie saure Milch auf meiner Zunge. »Nein, keinen Schlussstrich.«
»Tut mir sehr leid, das zu hören.«
Sinnlos, drum herum zu reden. Ich kam gleich zur Sache. »Warum gibt es in den Tagen vor ihrem Tod auf dem Handy meiner Frau so viele Anrufe von Ihnen?«
Er öffnete den Mund, aber es kam nichts heraus. Ein, zwei Sekunden lang war er völlig sprachlos. Ich sah, dass er nach einer Antwort
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