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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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manchmal kommt es vor, dass sie von Kindern verlangen, etwas für sich zu behalten, aber das ist nicht richtig. Wenn Erwachsene so was verlangen, dann nur, um etwas zu vertuschen, das sie getan haben. Nicht, weil du etwas Schlimmes getan hast. Und auch wenn sie sagen, du bekommst Ärger, wenn du darüber redest, das stimmt nicht.«
    Kellys Kopf hob und senkte sich ein paar Millimeter.
    »Das … was da passiert ist«, tastete ich mich vor. »War da Emily dabei? Hat sie es gesehen?«
    »Nein.«
    »Wo war Emily denn?«
    »Keine Ahnung. Sie hatte mich noch nicht gefunden.«
    »Dich gefunden?«
    »Zuerst hab ich mich versteckt, und dann sollte sie sich verstecken.«
    »Vor ihrem Vater?«
    »Nein«, sagte sie ungeduldig. »Wir haben uns voreinander versteckt. An verschiedenen Orten im Haus, aber jede sollte versuchen, sich an die andere anzuschleichen.«
    »Alles klar«, sagte ich. Langsam verstand ich. »Ist sie dann zu dir gekommen? Hat sie dich gefunden?«
    Kopfschütteln.
    Wir fuhren gerade am Krankenhaus vorüber. Hier bogen wir normalerweise in die Seaside Avenue ab, die uns dann zu unserem Haus brachte, welches weder am Meer lag noch Meerblick hatte. Doch ich hatte das Gefühl, dass Kelly, wenn wir in unsere Einfahrt bogen, nicht mehr weiterreden würde. Also fuhr ich an unserer Straße vorbei und zuckelte die Bridgeport Avenue entlang. Wenn es Kelly aufgefallen war, dass wir nicht nach Hause fuhren, behielt sie es jedenfalls für sich.
    Also dann, genug gezaudert. Das war jetzt mein – unser – Leben. Vater und Tochter mussten über etwas reden, das Vater liebend gern Mutter überlassen hätte.
    »Mäuschen, es fällt mir wirklich schwer, dich das zu fragen, aber ich muss, verstehst du?«
    Sie sah mir in die Augen, dann wandte sie sich ab.
    »Hat Mr. Slocum irgendwas mit dir gemacht? Hat er dich angefasst? Hat er was getan, obwohl du nicht wolltest, dass er es tut? Denn wenn er’s getan hat, dann war das nicht richtig von ihm, und wir müssen darüber reden.« Es schien mir undenkbar. Der Kerl war Polizist, verdammt noch mal! Aber meinetwegen konnte er der Chef vom FBI sein. Wenn er mein Kind angefasst hatte, würde ich ihn windelweich prügeln.
    »Er hat mich nicht angefasst«, sagte sie.
    »Gut.« Neue Szenarien drängten sich mir auf. »Hat er etwas zu dir gesagt? Dir was gezeigt?«
    »Nein, er hat nichts davon getan.«
    Ich atmete tief aus. »Was dann, Liebes? Was hat er getan?«
    »Er hat gar nichts getan, kapiert?« Kelly drehte sich um und sah mir direkt ins Gesicht, so als würde sie mir gleich Vorwürfe machen. »Er nicht. Sondern sie.«
    »Sie? Wer?«
    »Emilys Mutter.«

Acht
    »Emilys Mutter hat dich angefasst?«, fragte ich. Das schien mir noch weniger denkbar.
    »Nein, sie hat mich nicht angefasst«, sagte Kelly. »Sie war schrecklich böse auf mich.«
    »Böse auf dich? Warum sollte sie böse auf dich sein?«
    »Ich war in ihrem Zimmer.« Sie sah mich nicht an.
    »In ihrem Zimmer? In ihrem Schlafzimmer, meinst du?«
    Kelly nickte. »Wir haben doch nur gespielt.«
    »Gespielt? Im Schlafzimmer von Emilys Eltern?«
    »Ich hab mich doch dort nur versteckt. Im Kleiderschrank. Ich hab nichts Schlimmes gemacht. Aber sie war so sauer, weil sie nicht wusste, dass ich da drin war, und sie hat telefoniert.«
    Ich war zwar fassungslos, andererseits aber auch erleichtert. Der schlimmste aller Fälle schien vom Tisch. Kelly in einem Zimmer, in dem sie nichts zu suchen hatte, versteckt in Anns und Darrens Kleiderschrank, tja, wenn ich Emily in meinem Schlafzimmerschrank erwischt hätte, wäre ich wahrscheinlich auch sauer gewesen.
    »Also gut, damit ich das auch richtig verstehe«, sagte ich. »Du hast dich in ihrem Schlafzimmer versteckt, und dann kam sie herein, um zu telefonieren?«
    Kelly nickte. »Sie kam herein und setzte sich aufs Bett, direkt vor den Kleiderschrank, und rief jemanden an, und ich hatte schreckliche Angst, dass sie mich sieht, weil die Tür nicht ganz zu war, aber ich dachte, wenn ich versuche, sie zuzumachen, dann sieht sie das, also hab ich nichts gemacht.«
    »Alles klar«, sagte ich.
    »Sie hat mit jemandem gesprochen, und dann hat sie mit jemand anderem gesprochen und –«
    »Sie hat aufgelegt und jemand anderen angerufen?«
    »Nein, da muss jemand sie angerufen haben, während sie noch mit der ersten Person telefonierte. Und als sie mit der zweiten Person gesprochen hat, da hat sie mich wahrscheinlich im Schrank atmen gehört, und sie hat aufgehört zu reden, und sie hat die Tür

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