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Weil wir glücklich waren - Roman

Weil wir glücklich waren - Roman

Titel: Weil wir glücklich waren - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Techtelmechtel, und das war nicht einmal wirklich eines gewesen. Aber wie Dan zu sagen pflegte: Sie hatte sich ihr Bett gemacht, und jetzt musste sie eben darin liegen. Oder in einem Lokal an einem Tisch sitzen, all ihre Habseligkeiten in ihrem Minivan verstaut.
    Wahrscheinlich hätte sie diesen ersten Moment im Flur mit Greg bedauern sollen, dieses erste Mal, als sie sich erlaubte, ihn anzuschauen, ihm direkt in seine hellen, aufmerksamen Augen zu sehen. Aber eigentlich bereute sie das nicht einmal jetzt. Er war mittlerweile in Alaska, verheiratet und ein frischgebackener Vater - nicht die große Liebe ihres Lebens. Aber wenn er nicht ihren Weg gekreuzt hätte, würde sie vielleicht immer noch mit Dan zusammenleben und Augen und Ohren zudecken, wenn sie schlafen ging, damit sie den Fernseher nicht hörte, wenn er endlich ins Bett kam. Es war ein komfortableres Leben gewesen als das, das sie jetzt führte, aber sie würde sich nicht einreden, dass es besser gewesen war.
    Und genau das würde sie ihren Töchtern sagen, beiden, wenn sie es ihr denn erlaubten. Aber Elise wurde wütend, wenn sie über Greg sprach, und Veronica hielt sich beide Ohren zu. Dafür hatte sie Verständnis - ihre Töchter dachten, sie wolle über Sex sprechen, und das war natürlich etwas sehr Persönliches und nichts, was man mit seiner Mutter in Verbindung bringen wollte. Aber so vieles, das persönlich war, konnte hilfreich, lehrreich sein, und sie hätte ihnen gern gesagt, dass die Sache mit Greg kaum etwas mit Sex, aber sehr viel mit Mut zu tun gehabt hatte. Schon bevor sie ihn traf, hatte sie genug davon gehabt, immer vernünftig zu sein. Sie wünschte, sie würde ihnen erklären können, dass sie trotz aller Angst, die sie empfand, nicht bereute, was sie getan hatte. Leidenschaft wurde nicht immer belohnt. Aber darauf kam es nicht an.
    Natürlich war im Moment keine ihrer Töchter - weder die Anwältin noch die zukünftige Ärztin - an Ratschlägen oder Lebensweisheiten ihrer Mutter interessiert. Gestern, als sie vor Veronicas Tür gesessen hatte, als sie ihrer Tochter sagen musste, dass sie nirgendwo sonst hinkonnte, hatte Veronica sie mit einer Mischung aus Mitleid und Entsetzen angeschaut, die Natalie beinahe dazu gebracht hätte, wieder in die Nacht hinauszulaufen, in die Kälte, in den Wagen. Sie wollte, dass ihre Tochter Mitleid mit Marley hatte; das war in Ordnung. Aber sie wollte nicht, dass Veronica Mitleid mit ihr hatte. Sie wollte jemand sein, den ihre Kinder bewundern konnten.
    Sie glaubte, immer noch ein Vorbild sein zu können - heute Morgen, nachdem sie Veronica geholfen hatte, diesen Jimmy loszuwerden, war sie eine Weile sogar überzeugt davon gewesen -, und sie wollte sich an den Gedanken klammern, dass sie jeder ihrer Töchter etwas geben konnte, auch wenn sie selbst gescheitert war, auch wenn sie den Boden unter den Füßen verloren hatte. Sie hatte ihnen etwas zu geben. Weil sie wusste, dass sie wieder auf die Beine kommen konnte.
    Es war nach Mitternacht, als sie die Zeitung zuschlug und aufstand, um ihren Mantel anzuziehen. Sie hatte nur zwei Anzeigen markiert, aber bis auf den Sportteil die ganze Zeitung gelesen, Seite für Seite. Sie nahm sich den Anzeigenteil und legte für die Kellnerin fünf Dollar hin. Als sie hinausging, winkte ihr die Kellnerin zu und bedankte sich. Natalie hob den Kopf und bedankte sich ihrerseits.

Kapitel 14
    Noch während ich die Prüfung machte, wusste ich, dass ich sie nicht bestehen würde. Listen Sie die Hydroxybutanal-Strukturen auf, die R-Konfigurationen haben. Ich bin mir nicht sicher, warum ich mich zwang, die vollen anderthalb Stunden zu bleiben. Welches Drehmuster würden Sie bei H-Atomen (grün) in den unten gezeigten Strukturen erwarten? Wahrscheinlich hätte ich dieselbe Note bekommen, wenn ich nach der ersten Viertelstunde abgegeben hätte.
    Aber ich arbeitete mich durch jede Frage, so gut ich konnte, ruhig und ohne Eile. Tief in meinem Inneren hatte ich die Wahrheit bereits akzeptiert. Zwei von drei Studenten würden nicht zum Medizinstudium zugelassen werden - und eine davon war ich. Doch in diesen letzten anderthalb Stunden gab ich mein Bestes, bis sich die Lehrassistentin räusperte. Obwohl ich eine Veränderung wollte, brauchte ich anscheinend noch einen Schubs. Ich war noch nicht bereit zu springen.
    Aber am Ende kam es auf dasselbe raus. Ich zog meinen Mantel an, gab meine Arbeit ab und ging in den kalten Morgen hinaus. Der Himmel war strahlend blau und wolkenlos;

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