Weil wir glücklich waren - Roman
zuckte leicht mit den Schultern, als wäre das etwas, das auch sie mit einem Achselzucken hätte abtun können. »Ach, Nat«, seufzte er. Sein Ärger wurde jetzt von Mitgefühl gemildert. »Was willst du denn von mir hören?«
Sie erklärte es ihm, so gut sie konnte. Die Einkaufstüte stellte sie ab, damit sie ihre Hände benutzen konnte. Sie wolle, dass ihr Leben eine Bedeutung habe. Irgendetwas müsse es darin geben. Veronica werde bald aufs College gehen, und dann würde es nur noch sie beide geben, und wenn er sie nicht mehr liebe, was bliebe ihr dann?
»Ich habe nicht gesagt, dass ich dich nicht liebe«, konterte er.
Sie schüttelte den Kopf, obwohl sie verstand, was er meinte. Natürlich konnte man einen Menschen lieben, ohne verliebt zu sein. Man konnte sich mit Freundschaft, mit Nähe begnügen, sogar mit Routine. Natürlich passierte das im Lauf einer Ehe. Wenn es nur das gewesen wäre, was mit ihnen passiert war, hätte sie es akzeptieren können. Aber die Art, wie er seinen letzten Satz formuliert hatte, machte sie misstrauisch: Ich habe nicht gesagt, dass ich dich nicht liebe. Er hatte vermieden zu sagen, dass er sie liebte. Hier passierte noch etwas anderes. Das hier war weder Nähe noch Freundschaft oder Routine.
Und doch versuchte er, sie zu überzeugen. Sie konnte nicht nachdenken, musste sich setzen. Sie ging ins Esszimmer, lehnte sich an den Tisch und sank gleich auf den ersten Stuhl - den von Elise, wenn sie zu Hause war.
»Schatz«, sagte er. Er folgte ihr und lehnte sich an den Türrahmen. »Komm schon. Soll ich dir etwas zu trinken holen? Magst du einen Tee?«
Sie schüttelte den Kopf. Bowzer stupste mit seiner kalten Schnauze gegen ihre schlaffe Hand. Dann umkreiste er zweimal ihren Stuhl, bevor er sich auf den Boden fallen ließ und seinen Kopf auf ihre Füße legte.
»Wir haben eine gute Familie«, sagte Dan. »Du bist eine wundervolle Mutter. Und du bist sehr lieb zu meiner Mutter. Ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich dir für alles bin, was du für sie tust.«
Sie schüttelte den Kopf, wollte, dass er aufhörte zu reden. »Wir sollten uns scheiden lassen«, stellte sie fest.
»Was?« Wenn er den Kopf zurückschob, hatte er ein Doppelkinn. Und trotzdem, trotzdem, hätte sie ihn auch jetzt noch, in diesem furchtbaren Moment, lieben können, wenn er nur versucht hätte, das Richtige zu sagen. Er schaute sie über den Brillenrand hinweg an. »Was redest du da? Warum willst du dich scheiden lassen?«
»Weil du mich vielleicht noch liebst, aber dich nicht mehr für mich interessierst. Und du glaubst, ich wäre nicht klug genug, um es zu bemerken.«
Er versuchte es sofort mit Schadensbegrenzung. Er lief zum Tisch, setzte sich neben sie und versuchte, ihre Hand zu halten - aber sie ließ es nicht zu.
»Ach, komm schon«, bat er sie, als wäre sie bockig, ein Kind, das Theater machte. Er setzte sich auf und tippte sich mit dem Finger an die Stirn. »Weißt du was? Das ist Blödsinn. Ich bin in dich verliebt, Nat. Natürlich bin ich das.«
Sie fuhr sich mit ihrer Hand übers Gesicht und zog sie nass wieder zurück. Sie weinte und hatte es nicht einmal gemerkt.
Er schüttelte energisch den Kopf. »Ich will keine Scheidung.«
»Warum nicht?«
Er lachte auf, kurz und ungläubig, als hätte sie ihm die dümmste Frage der Welt gestellt. Als sie keine Miene verzog, als sie nicht einmal blinzelte, erkannte er, dass er etwas sagen musste. Und in dem Moment begriff sie: Weil er zögerte und weil er so sicher schien und weil sie ihn so gut kannte, wusste sie, wusste sie, dass er an Geld dachte.
»Was ist mit den Mädchen?« Er versuchte wieder, ihre Hand zu nehmen. »Willst du ihnen das wirklich antun?«
Sie riss ihre Hand weg. Er hatte sie genau an ihrer Schwachstelle erwischt. Natürlich. Er wusste, was er tat. Aber wenn Veronica aufs College ging, würden nur noch sie beide im Haus bleiben. Und was kümmerte es ihn, dass sie mehr oder weniger nur noch wie Mitbewohner zusamenlebten? Er hatte ja seine Arbeit. Er hatte immer seine Arbeit gehabt und sie die Mädchen. Im nächsten Jahr würde er immer noch seine Arbeit haben - und sie nichts.
»Sie werden an den Feiertagen nach Hause kommen«, erinnerte er sie. »Und? Möchtest du, dass sie in zwei verschiedene Häuser gehen müssen? Thanksgiving bei mir, Weihnachten bei dir? Willst du das?«
Sie schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Jetzt spürte sie auch, dass sie weinte.
»Unsere Ehe bedeutet mir viel«, beteuerte er, und die
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