Weil wir glücklich waren - Roman
Arbeitsfläche und stützte mein Gesicht in meine Hände. »Aber ich möchte es gern«, gab ich zu.
Sie fing an zu lachen. Ich blickte verärgert auf.
»Ehrlich?« Sie griff nach ihrem Drink und nahm einen Schluck. »Von mir aus kannst du hier sitzen und dich herumquälen, so lange du willst, aber ich werde mich lieber nach einer neuen Wohnheim-Freundin umschauen. Ich gehe jede Wette ein, dass du nächstes Jahr bei ihm wohnst. Du nimmst im Sommer an keinem Kurs teil. Warum machst du dir ständig so viele Gedanken? Es ist okay. Es ist okay, das zu tun, was du willst.«
Ich schüttelte den Kopf. Ihre Stimme klang freundlich, und sie lächelte, aber das, was sie sagte, gefiel mir nicht. Für jemanden wie dich ist das okay. Schön, dass du jemanden gefunden hast, der sich um dich kümmern will. Als Studentin bist du nicht besonders gut. Ich wedelte mit einer Hand vor meinem Gesicht herum. Ich war ein bisschen beschwipst. Vielleicht war ich auch nur ein bisschen paranoid.
»Es wäre etwas anderes, wenn es dir nur darum ginge, aus dem Wohnheim herauszukommen. Aber das allein ist es nicht, oder?« Sie rührte den Käse ein. »Du möchtest nicht nur in seiner Wohnung wohnen. Du möchtest mit ihm in seiner Wohnung wohnen.«
Ich räusperte mich, konzentrierte mich auf meine zittrigen Lippen und zwang sie, die Worte korrekt zu formen. »Nur weil ich das gern möchte, muss ich es nicht unbedingt tun«, sagte ich. »Ich versuche, keine Dummheiten zu machen.«
Sie zuckte die Achseln.
Ich lehnte mich auf dem Barhocker zurück und verschränkte die Arme. Ich konnte zwischen den Zeilen lesen: Anscheinend war ich sehr leicht zu durchschauen und immer bereit, den leichtesten Weg zu wählen. In meiner Hosentasche klingelte mein Handy. Meine Mutter hatte eine Nachricht hinterlassen. »Laden wir ein paar Leute ein«, sagte ich.
Zuerst dachte sie, ich mache nur Spaß, und tat bloß so, als würde sie nach ihrem Handy greifen. Sie kannte mich doch nicht so gut, wie sie glaubte. Das tat mir gut.
Ich kann die Entscheidungen, die ich den restlichen Abend über traf, nicht wirklich auf den Alkohol schieben. Es stimmt, dass ich Alkohol nicht gewohnt war und wenig Erfahrung mit Tequila hatte. Aber das hatte ich gewusst. Doch schon bevor ich das Glas zum ersten Mal an die Lippen setzte, muss irgendetwas in mir gewesen sein, etwas, das sich nach einem abrupten Abweichen von dem geraden Weg sehnte, den ich vor langer Zeit eingeschlagen hatte. Etwas, das durch die Ereignisse des Morgens freigesetzt worden war. Ich denke, mein Plan war es - zumindest unbewusst -, so lange zu trinken, bis ich wackelig genug auf den Beinen war, um einfach in eine andere Richtung zu taumeln.
Es funktionierte.
Ich war bereits in bester Stimmung, als die Leute allmählich eintrudelten. Einige von ihnen kannte ich nur flüchtig aus dem Wohnheim, aber ich hieß jeden willkommen, vor allem die Leute, die ich überhaupt nicht kannte und deren Gesichter wie frische Formen waren, in die ich einen Abguss meines neuen, impulsiven Ichs prägen konnte. Mit schwungvollen Gesten bat ich sie ins Wohnzimmer, dankte ihnen dafür, dass sie noch mehr Alkohol mitgebracht hatten und ... vergaß alles: schüchtern zu sein, Jimmy und Haylie sowie die Tatsache, dass wir uns in ihrem Haus befanden. Ich konzentrierte mich ganz darauf, eine gute Gastgeberin zu sein, und nickte nur beifällig, wenn jemand die Musik wechselte oder die Lautstärke immer höher und höher stellte. Ich schleppte Mäntel die Treppe hinauf und breitete jeden einzelnen davon sorgfältig auf dem riesigen Bett aus. Ich weiß noch, dass es im Laufe des Abends immer schwieriger wurde, die Treppe hinaufzukommen. Ich trug eine schwarze Federboa, die jemand aus Haylies Schrank gezogen hatte, und trat ständig auf sie.
Doch ich erinnere mich nicht wirklich daran, Clyde-vom-dritten-Stock hereingelassen zu haben. Vielmehr erzählte mir Gretchen, dass ich es getan hätte. Sie erinnerte sich genau an den Moment, als er kam, weil ich anscheinend begeistert gejuchzt und mich - noch bevor er im Haus war - an seinen Freunden vorbeigedrängt hatte, um ihn zu umarmen. Mir ist nicht ganz klar, ob der Umstand, dass ich nichts mehr davon weiß, das Ganze mehr oder weniger peinlich macht. Gretchen zufolge hatte ich allen Neuankömmlingen die Mäntel abgenommen und vor allen Anwesenden lautstark darauf bestanden, dass Clyde mir dabei helfen sollte, sie nach oben zu tragen.
»Ich habe mir deshalb keine Sorgen gemacht«, sagte sie
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