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Weil wir glücklich waren - Roman

Weil wir glücklich waren - Roman

Titel: Weil wir glücklich waren - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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mir nicht, dass du das nicht siehst.«
    Ich schloss die Augen. »Mom. Wenn du eine Ahnung hättest, unter welchem Druck ich stehe ... Du hast mir erst neulich gesagt, dass ich mich aufs Lernen konzentrieren soll ...«
    Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Komm mir nicht damit! Du hast diesen Job angenommen, dich um ihn beworben. Und er ist wichtig. Wenn du nicht vorhast, ihn richtig zu machen, solltest du ihn überhaupt nicht machen.« Sie wollte noch etwas sagen, brach aber ab. Stirnrunzelnd schaute sie mich an und fing dann noch einmal an. »Du machst das alles doch, um Ärztin zu werden. Weißt du, Ärzte müssen mit Menschen umgehen, Veronica. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass der Stress auf der Uni nicht weniger wird. Willst du so deine Patienten behandeln? Bist du dir sicher, dass du auf diesem Gebiet arbeiten willst?«
    Ich fing an zu weinen. Dabei hatte ich Angst, dass sie es für einen Trick halten würde, aber ich konnte nicht anders. Sie reichte mir ein Papiertaschentuch. Als ich den Kopf hob, um es zu nehmen, lächelte sie nicht.
    »Ich rede noch heute Abend mit Marley«, versprach ich. »Ich werde mich bei ihr entschuldigen.«
    »Okay.« Ihre Stimme war ebenso ausdruckslos wie ihr Gesicht. Sie schien auf etwas zu warten.
    »Was ist?«
    »Dieses Verhalten sieht dir nicht ähnlich. Das bist nicht du. Was ist los?«
    Das Telefon klingelte. Wir zuckten beide zusammen. Es klingelte weiter und weiter und weiter.
    Der Blick meiner Mutter wanderte vom Telefon zu meinem Gesicht. Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte keinen Anrufbeantworter für das Festnetztelefon. Aber jeder normale Mensch hätte inzwischen aufgegeben. Das neunte Klingeln. Das zehnte. Es war Jimmy Liff. Er würde es den ganzen Tag weiterklingeln lassen.
    Meine Mutter schaute das Telefon an, dann wieder mich.
    »Die Dinge haben sich ein bisschen zugespitzt«, erklärte ich.
    Sie beugte sich leicht vor und kniff die Augen zusammen. Das Telefon klingelte immer noch.
    »Ich habe in letzter Zeit ziemlich viel Blödsinn gemacht und stecke ganz schön in der Klemme.«
    Sie nickte, und ihr Blick wanderte zum Telefon. Das Klingeln schien lauter zu werden. Ich legte eine Hand über meine Augen. »Das ist der Typ, dessen Auto ich kaputt gefahren habe. Es war sein Haus, in dem ich das Wochenende verbracht habe, und nun ist er sauer, weil ich nach dem Unfall eine Party gegeben habe. Er will ständig irgendwohin gefahren werden, und dabei interessiert es ihn nicht, dass ich kein Auto habe. Jetzt zum Beispiel will er vom Campus nach Hause gefahren werden.«
    »Oh.« Meine Mutter legte den Kopf schief. »Na ja. Soll ich drangehen?« Sie ließ mir keine Gelegenheit, darauf zu antworten: Ihre Hand war blitzschnell beim Telefon.
    »Hallo?«
    Während er im Regen wartete, hatte Jimmy offensichtlich seine Fähigkeit, sich zu beherrschen, verloren. Obwohl ich ein paar Meter vom Telefon entfernt saß, konnte ich ihn hören. Einige Worte waren deutlicher zu verstehen als andere: »Miststück«, »lieber«, »SOFORT!«. Ich beobachtete, wie die Augenbrauen meiner Mutter immer weiter nach oben wanderten und ihre Augen immer größer wurden. Sie schaute mich an und schien auf etwas zu warten, vielleicht ein kritisches Wort von mir.
    »Ich weiß nicht ...«, sagte ich, »... ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.«
    Sie presste die Lippen zusammen und starrte aus schmalen Augen das Telefon an. Währenddessen wanderten ihre Finger an einem ihrer Zöpfe hinunter zu dem Gummi, das Marley um das Ende gebunden hatte. Eine ihrer Augenbrauen ließ sie wieder sinken, während die andere oben blieb; auf ihrer Stirn bildeten sich tiefe Falten. Sie legte ihre Hand auf meine Schulter. »Ja«, sagte sie ins Telefon. »Ich denke, ich habe verstanden. Ganz genau sogar.«
    Ich konnte es nicht fassen, dass er sie für mich hielt. Ihre Stimme war tiefer, und sie klang älter - wenigstens in meinen Ohren.
    »Kein Problem«, sagte sie. »Warte noch einen Moment. Wir sind schon unterwegs.«

Kapitel 12
    »Dieser Typ hat mein Handy? Wie ist das möglich?«
    Wir saßen in ihrem Van, wo es nach nassem Hund roch. Aber es regnete zu stark, um ein Fenster aufzumachen. Bowzer hockte zwischen meiner Mutter und dem Lenkrad, die Vorderpfoten auf ihren rechten Arm gelegt. Er keuchte, hielt aber sein Gleichgewicht ganz gut, während er durch die beschlagene Windschutzscheibe schaute und gelegentlich ohne besonderen Grund blaffte.
    »Hier musst du abbiegen«, sagte ich. »Nach links.« Jimmy

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