Weil wir glücklich waren - Roman
entfernt unter dem Vordach stand, spähte über seine Schulter, um zu sehen, was er machte, bevor sie sich in den Regen hinauswagte. Keiner von ihnen hatte einen Schirm.
»Auf dem Sitz ist für euch beide Platz, denke ich.« Meine Mutter lehnte sich zwischen unseren Sitzen nach hinten und lächelte strahlend. »Man muss nur die Decke wegnehmen. Einfach auf den Boden. Ist okay. Sie ist für den Hund.«
Er beugte sich vor, vielleicht nur, um nachzuschauen, was unter der Decke war, aber Haylie schien seine Bewegung für ein Signal zu halten: Sie schoss in den Regen hinaus, beide Arme über dem Kopf, und schlitterte mit ihren hohen Absätzen durch die Pfützen. Ich hörte, wie sie sich an ihm vorbeidrängte, bevor sie sich auf den Sitz hinter meiner Mutter fallen ließ. Ich schob mein Haar hinter meine Ohren und wandte mich zu ihr um. Sie trug wieder den knallroten Regenmantel, aber ihr Haar war nass und klebte an ihrem Gesicht. Unter beiden Augen war verschmierte Wimperntusche. Sie starrte mich an und öffnete den Mund, um etwas - wie ich annahm - nicht besonders Nettes zu sagen, aber dann drehte sich meine Mutter auch um. Haylie machte den Mund zu, und ihre Augen weiteten sich. Genauso gut hätte ein Känguru auf dem Fahrersitz sitzen können, so verunsichert sah sie aus, so überrascht.
»Hi!« Meine Mutter drückte Bowzer fest an ihre Brust und drehte sich noch ein bisschen weiter nach hinten. »Meine Güte! Haylie Butterfield! Wie lang ist es her? Oh, und deine Haare sind ja jetzt so dunkel. Veronica hat mir erzählt, dass du sie gefärbt hast.«
Haylie nickte und sah verstohlen nach rechts, als Jimmy einstieg.
»Du erinnerst dich doch noch an mich? Veronicas Mom? Wir haben alle in meiner Küche Müsliriegel gemacht.« Sie verlagerte Bowzer in ihren Armen, sodass er nun auch in Haylies Richtung schaute. »Bowzer war auch dabei. Du erinnerst dich doch noch an Haylie, was, Bowzer?« Sie sprach leise und liebevoll mit ihm. »Damals warst du noch ein Welpe, aber du kannst dich an sie erinnern, stimmt's?«
Ich hörte ein Grunzen hinter mir. »Ich kriege die Scheißtür nicht zu! Wie geht das? He! Da draußen ist ein Scheißregen!«
»Loslassen, bitte.« Meine Mutter klang wie eine Stewardess - höflich und ruhig, aber voller Autorität. »Das Schloss wird von hier aus bedient.« Sie drückte wieder auf den Knopf am Lenkrad, und die Schiebetür schloss sich mit einem leisen Surren.
»Hier stinkt's.«
Seine Knie drückten sich hart an die Rückenlehne meines Sitzes. Doch ich saß nur ganz still da und starrte unverwandt nach vorne. Meine Mutter drehte sich um und sah ihn an.
»Was ist?« Er verlagerte sein Gewicht, sodass seine Knie weiter oben gegen meinen Rücken stießen. »Warum sitzen wir hier rum? Wir sind klatschnass, falls Sie das noch nicht bemerkt haben sollten. Fahren wir endlich, oder was?«
Meine Mutter antwortete nicht, sondern schaute ihn nur an. Ihr Gesichtsausdruck war schwer zu deuten.
»Ich bin Veronicas Mutter«, sagte sie schließlich. »Und ich war es, mit der Sie am Telefon gesprochen haben.«
Schweigen. Ich lauschte dem Regen, meine Finger fest um den Querriemen meines Sicherheitsgurtes geschlungen. Trotzdem empfand ich fast so etwas wie Hoffnung. Meine Mutter war sehr nett und brachte meistens auch bei anderen die netten Seiten zum Vorschein. Dazu kam, dass sie älter war. Vielleicht benahm er sich ihr gegenüber anders.
Jimmy bewegte wieder seine Knie. »Ist mir ein Vergnügen, echt. Warum hocken wir hier rum? Und was ist das für ein Scheißgestank?«
Gleich wirft sie ihn raus, dachte ich. Einmal, als Elise und ich noch klein gewesen waren und wir unsere Mutter beim Autofahren wegen irgendetwas genervt hatten, hatte sie uns rausgesetzt und uns zu Fuß gehen lassen. »Mir reicht's!«, hatte sie gebrüllt. »Ich hab das Gequengel satt! Raus mit euch beiden! Sofort!« Wir waren damals nicht weit von zu Hause entfernt gewesen, weniger als eine Meile, denke ich. Trotzdem hatten wir, als sie rechts an den Rand fuhr und uns befahl auszusteigen, nicht wirklich geglaubt, dass sie es durchziehen würde - bis wir nebeneinander auf dem Bürgersteig standen und das Heck ihres Wagens anstarrten, als sie einfach weiterfuhr.
Aber sie warf Jimmy und Haylie nicht hinaus. Sie drehte sich nur um und legte den Gang ein. »Anschnallen, bitte«, sagte sie munter. Die Kindersicherung schloss sich mit einem leisen Klicken an beiden Türen gleichzeitig, und wir fuhren los.
»Und wie geht es deiner Mutter,
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