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Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Hochstand, auf dem die Jäger auf Wild ansitzen.“
    „Weiß man denn, wer …?“ Sie ist völlig aufgewühlt.
    „Nein. Die einen vermuten einen Jagdunfall, die anderen … Mord. Und dann gibt es welche, die sprechen sogar von Selbstmord.“
    „Nie“, ruft sie heftig, „das passt nicht zu ihm. – Entschuldigen Sie“, sagt sie dann, „ich meine … es tut mir sehr Leid, ich habe ihn sehr geschätzt.“
    Wer sagt, dass Hans Berthold seine angeblichen Seitensprünge in Treberndorf absolviert hat? Die USA sind doch viel praktischer. Es ist jedenfalls einen Versuch wert. Ich räuspere mich und flüstere: „Er hat einmal von einer April gesprochen … Es war schon spät, wir waren beide nicht mehr ganz nüchtern, ich war eine gute Freundin von Hans.“
    „Er hat von mir gesprochen?“ Sehnsucht in der Stimme. „Ich habe von ihm nichts mehr gehört seit Ende März, ich dachte …“
    „Ende März ist er umgekommen.“
    „Er hat also bis zum Schluss … Und ich dachte …“
    „Sie waren …“, Mira, sag es elegant, businessfraulike, „liiert?“
    Sie sieht mich mit ihren grünen Augen an, vielleicht ist da viel mehr Leidenschaft, als das Outfit vermuten lässt: „Wir haben einander geliebt.“
    Ich nicke, bin mir nicht ganz so sicher, ob Hans das auch mit dieser Inbrunst gesagt hätte.
    „Sie haben ihn gefördert, über ihn einen wichtigen Bericht im ‚Spectator‘ geschrieben, nicht wahr?“
    „Das hat nichts damit zu tun. Ich meine, er war gut, ich hätte diesen Bericht in jedem Fall geschrieben. Und was die hohe Bewertung seiner Weine betrifft: Das macht eine unabhängige Jury, natürlich ist es eine Blindverkostung.“
    „Sie haben ihm einige Türen geöffnet.“
    „Er hat es verdient, er hat es wirklich verdient, er war ein Riesentalent.“
    Und ziemlich gut aussehend. Aber das muss ich ihr nicht erst sagen. „Werden Sie auch heuer über die Berthold’schen Weine berichten?“
    „Ich … Man wird sehen, die Verkostung an sich wird bei uns erwähnt, die Qualität der präsentierten Weine ist erfreulich hoch, aber mehr …“
    „Ich könnte Ihnen seine Witwe vorstellen.“
    „Ich fürchte … ich muss gehen.“
    April Wanders will die Flucht ergreifen, aber zum Glück dominieren ihre guten Manieren immer noch. Ich gebe ihr meine Visitenkarte, also muss sie mir ihre in die Hand drücken. Sie tut es hastig und verschwindet dann endgültig.
    Eva ist aufgekratzt, als ich zum Stand zurückkomme. „Der Einkäufer, der schon bei uns in Treberndorf war, er hat einiges bestellt. Und er hat mich zwei Kollegen aus der Branche vorgestellt. Sie teilen sich offenbar den Markt. Mein Englisch … Schön langsam merke ich, wie es wieder kommt. Man muss nur reden.“
    Warum sollte ich ihr sagen, dass ihr Mann ein Verhältnis mit April Wanders gehabt hat?
    Die nächsten zwei Tage sind anstrengend, jede Minute wird genützt. Einen Tag geht es nach Washington, wieder Weinpräsentation, dazu noch ein Empfang in der Österreichischen Botschaft. Aufbauen, präsentieren, abbauen, weiter. Am dritten Tag Chicago, Heimflug noch in derselben Nacht. Einige bleiben länger, hängen ein paar Tage Urlaub dran. Für Eva stand von Anfang an fest, dass sich das nicht ausgehen würde. „Letzten Herbst ist Hans eine Woche geblieben, geschäftlich, er hatte einige Einzelkontakte, die er pflegen musste.“
    Ich kann mir vorstellen, was das vor allem für ein Kontakt war.
    Chicago gefällt Eva deutlich besser als New York oder Washington. „Hier haben die Wolkenkratzer wenigstens Platz.“
    Da ist etwas dran. Chicago ist grün, liegt am Wasser, es wirkt freundlich und hell. Eva kann noch ein Geschäft an Land ziehen, einige andere Interessenten versprechen, sich in den nächsten Wochen zu melden.
    Wir fallen in den Flieger und schlafen, noch bevor er abgehoben hat.
    Zurück daheim, überrollt Eva die Arbeit im Weingarten. Wir telefonieren, sie redet von Fräsen, Spritzen, Einstricken, Ausdünnen. Außerdem muss Wein abgefüllt, verpackt, versendet werden. Die meisten Tanks sind leer, bereit für die neue Ernte. Rotwein wird vom Barriquefass in andere, größere Holzfässer umgezogen.
    Ich schreibe eine Reportage über die Frauen unserer Fußballstars. Kein Thema, das mir eingefallen wäre. Ich versuche die Sache trotzdem interessant und farbig zu gestalten, rede gerade mit jenen länger, die weniger in den Medien vorkommen. Ein Teil der Frauen hat eindeutig etwas Groupiehaftes, als ob man mit einem österreichischen Fußballer

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