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Weinen in der Dunkelheit

Weinen in der Dunkelheit

Titel: Weinen in der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Mitte fest, und die Mädchen, die dringend mußten, hängten sich mit ihrem Hinterteil über die Ränder und erleichterten sich. Trotz des Ernstes der Situation mußten wir lachen. Plötzlich waren alle wieder fröhlich. Jenny stieg zu ihrer Schwester ins Boot, und wir ließen uns alle ins Schilf treiben. Hier schien die Sonne, der Angstkrampf ließ nach, die warmen Sonnenstrahlen trockneten unsere Sachen, und wir lagen entspannt in den Booten und sonnten uns. Auf dem See und am Ufer mit dem Zeltlager tobte der Sturm weiter.
    Auf einmal hörten wir Motorengeräusche - drei Boote der Wasserschutzpolizei sausten blitzschnell vorbei.
    »Sie suchen uns!« rief ich begeistert.
    Alle Mädchen sprangen nun auf, wir befestigten einen Schlüpfer als Fahne an einer Petsche und schwenkten ihn damit, laut um Hilfe rufend, hin und her. Da sie uns wohl nicht im Schilf vermuteten, fuhren sie ständig vorbei. Nach einer Weile gaben wir unsere Bemühungen auf. Enttäuscht legten wir uns wieder hin und sonnten uns weiter.
    Am späteren Nachmittag hörte der Sturm auf, es wurde merklich kühler, wir froren und hatten Hunger. Doch über den See wollte keine zurückfahren. Wir beschlossen, daß ein Mädchen ans Ufer gehen und versuchen sollte, Hilfe zu holen. Dafür meldete sich Monika freiwillig. Ich bewunderte ihren Mut, mich hielt der Ekel vor dem Gang durch den Morast davon ab. Außerdem kannten wir die Gegend nicht. Und dann allein im Wald - ich hätte mich nie gemeldet. Mutig stieg Monika ins Wasser, ich sah sie im Schilf verschwinden. Sie war eine Freundin von mir, klein und zierlich, nicht hübsch, dafür sehr lustig. Sie ging in der Masse der Gruppe unter, fiel nie durch Streit auf und galt als sehr vernünftig, war aber kein Streber. Eine Zeitlang geschah gar nichts, nur die Suchboote fuhren nach wie vor an uns vorbei.
    Plötzlich sahen wir einige Erzieher und Lehrer von uns in Faltbooten. Wir schrien uns die Kehlen heiser, aber ohne Erfolg, sie paddelten davon. In diesem Augenblick hörten wir Männerstimmen an Land. Schnell sprangen wir alle in den Morast, um ans Ufer zu gelangen. Ich konnte mich nicht überwinden, mit bloßen Füßen in den Modder zu steigen, und zog deshalb meine Lederschuhe an. Kaum hatte ich ein paar mühselige Schritte getan - die Schuhe saugten sich mit Wasser voll und wurden schwer wie Blei -, kamen die Mädchen zurück. Monika brachte vier Männer mit, die sie auf einem kleinen Campingplatz gefunden hatte. Mit schnellen, kräftigen Schlägen ruderten sie uns auf den See hinaus. Nun waren wir sichtbar für alle Boote, die Suchenden kamen uns entgegen und dirigierten uns wieder ans Ufer zurück. Wir mußten die Kähne verlassen und zur Strafe um den See durch den Wald zum Zeltplatz laufen. Uns war zum Heulen, die Sachen waren naßkalt, wir waren hungrig und froren. Meine nassen Schuhe scheuerten furchtbar. Wir versuchten uns gegenseitig aufzumuntern, aber am liebsten hätte sich jede auf die Erde fallen lassen und wäre liegengeblieben.
    Todmüde erreichten wir in der Nacht das Lager, wo noch große Aufregung herrschte. Jeder wollte wissen, was passiert war. Nach der Strapaze hatte jedoch keine mehr Lust, mit jemandem darüber zu sprechen. Niedergeschlagen gingen wir ins Zelt.
    Frau Otto folgte uns kurze Zeit später. Sie war ganz verheult und verkündete uns:
    »Essen bekommen wir nicht mehr. Es liegt nicht an den Küchenfrauen, sondern ist eine Anordnung des Lagerleiters.«
    Ohnmächtige Wut auf den Lagerleiter erfaßte uns, aber ohne die Hilfe des Erziehers konnten wir uns nicht wehren. Beim Morgenappell wurde diese Geschichte von dem ganzen Lager ausgewertet, und wir mußten uns einen Vortrag über Diszplin und den finanziellen Verlust durch die Suchaktion der Wasserschutzpolizei anhören.
    Frau Otto tat uns leid, sie kam jeden Tag verheult aus dem Erzieherzelt. Wir wollten beweisen, daß wir auch anders sein konnten, und gaben uns besonders große Mühe, indem wir uns freiwillig zum Küchendienst meldeten, keinen Blödsinn mehr anstellten und den Zeltplatz so ausgestalteten, daß wir den zweiten Platz in der Bewertung erzielten. Zwischen Frau Otto und uns entstand eine Freundschaft, wie wir sie noch nie kennengelernt hatten. Bisher war der Erzieher für uns nur eine Person gewesen, vor der wir uns fürchteten oder die wir verachteten und deren Anordnungen wir unbedingt zu befolgen hatten. Wenn sie wie Halbgötter vor uns standen, wagten wir keinen Widerspruch.
    Bei Frau Otto merkten wir zum ersten

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