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Weinen in der Dunkelheit

Weinen in der Dunkelheit

Titel: Weinen in der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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gar nicht fremde.
    Durch das jahrelange frühe Aufstehen im Heim wachte ich gegen halb sieben Uhr auf, die Bäckersleute schliefen noch. Leise setzte ich mich zu dem Schäferhund ins Wohnzimmer. Er sah mich mit seinen dunklen Augen ernst und abwartend an. Seit meinem neunten Lebensjahr hatte ich zu Tieren kein Verhältnis mehr, dafür sorgte eine Erzieherin.
    Manuela brachte eines Tages einen kleinen Hamster mit, ein Geschenk ihres Opas, der im Altersheim lebte, zum Geburtstag. Wie groß war die Freude bei uns, als dieser plötzlich Junge bekam. Jedem Mädchen aus unserem Zimmer schenkte sie einen. Von den Küchenfrauen ließen wir uns leere Gurkengläser geben, und neben jedem Bett stand auf einem Stuhl das Hamsterglas. Stundenlang betrachteten wir unsere kleinen Tiere und prahlten untereinander damit, welches Tier schon mehr konnte. Wenn ich mit den Augen zwinkerte, blinzelte mein Hamster zurück. Stolz führte ich es den Mädchen vor. Wir liebten die Tiere sehr. Gleich nach der Schule rannten wir zuerst zu unseren Gläsern, um sie zu säubern und die Hamster zu füttern.
    In einer Schulhofpause beschlossen wir, alle Hamster zusammen auf eine Decke zu setzen, um zu sehen, ob sie sich noch erkennen würden. In freudiger Erwartung stürmten wir in unseren Schlafraum, aber wo waren die Hamster? Unsere Blicke irrten durch das Zimmer, die Tiergläser waren verschwunden. Aufgeregt liefen wir zu unserer Erzieherin.
    »Unsere Hamster sind geklaut worden!« schrien wir.
    »Nein«, tönte es scharf aus ihrem Mund. »Ich habe sie ins Heizhaus gebracht.«
    »Verbrannt?« fragte ich entsetzt. »Sie haben unsere Tiere bei lebendigem Leib verbrannt?«
    Mein Herz klopfte wie wild. Bestimmt nicht, so etwas tut sie nicht, dachte ich. Aber sie antwortete nicht, sondern bückte sich und hielt ein Glas in die Höhe:
    »Hier, bringt ihn weg, ich habe es nicht mehr geschafft.« Es war die Hamstermutter. Sie verlangte:
    »Bis heute abend ist das Tier verschwunden«, und um unserer Heulerei ein Ende zu setzen, fügte sie laut hinzu: »Tiere sind unhygienisch! Ab jetzt, bringt es ins Heizhaus, sonst tue ich es!«
    Wütend und trotzdem voller Angst vor der Erzieherin, versteckten wir uns mit dem Hamster im Gebüsch. Da hockten wir mit verweinten Gesichtern um das Gurkenglas und beschlossen, lieber den Hamster selbst zu töten, als ihn bei lebendigem Leibe verbrennen zu lassen.
    Aber wie? Einfach einbuddeln, das ging nicht Rosi kam auf die Idee:
    »Wir schmeißen ihn gegen die Wand, da ist er bestimmt sofort tot.«
    Es wurde wie beim Versteckspielen abgezählt, und die Wahl fiel unglücklicherweise auf mich.
    Ich sollte töten, ich wollte töten.
    Mit aller Kraft und allem Haß auf die Erwachsenen, warf ich das warme Knäuel aus meiner Hand gegen die Wand. Schnell schloß ich die Augen, erst als ich einen dumpfen Aufprall hörte, öffnete ich sie wieder. In diesem Moment fühlte ich eisige Kälte in meinem Körper, als hätte ich einen Teil von mir gegen die Wand geschleudert. Meine Anne, meine Beine, alles tat mir weh. Ein Mädchen hob ihn hoch, da sah ich seine kleinen toten Augen und fühlte mich schuldig. Während wir ihn beerdigten, weinten die anderen. Verwundert fragte mich Rosi:
    »Du weinst ja gar nicht, warum?«
    Ich wußte keine Antwort. Zwei Wochen später begegnete mir unser Reh, das im Heim frei herumlaufen durfte. Es stand plötzlich vor mir und sah mich aus großen braunen Augen fragend, ja fast ängstlich an. Und dann begann es zu machen, es schiß vor lauter Angst, es hatte richtigen Durchfall. Dabei schaute es unentwegt mit seinen klagenden Augen auf mich. Ich konnte den Anblick des ängstlichen Rehes nicht länger ertragen, riß einen Zweig ab und schlug auf das Reh ein, bis es endlich davonlief.
    Dieser Hund hier hatte keine Angst vor mir. Vorsichtig streichelte ich ihn und erzählte ihm meinen ganzen Kummer. Seine Augen blickten, als könnte er mich verstehen.
    Bis zehn Uhr saß ich mit dem Hund im Wohnzimmer. Da ich nicht wußte, wo es etwas zu essen gab, ging ich ins Bad und trank mich am Wasserhahn satt. Eine halbe Stunde später erschien die Bäckerin mit Lockenwicklern auf dem Kopf.
    »Guten Morgen! Ich habe heute viel zu erledigen, und du wirst mir einiges an Arbeit abnehmen!«
    Bei dieser Anordnung vermied sie es, mich bei meinem Namen zu nennen. Sie winkte mit der Hand, ich sollte ihr folgen. In der Küche zeigte sie auf einen hohen Berg Abwasch.
    »Hier fängst du an, aber bitte gründlich! Dann brauchst du nur

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