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Weinprobe

Weinprobe

Titel: Weinprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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Tankwagenroute, und ich geb dir noch was drauf. Und drei Monate später
zahlt er noch mal. Und noch mal. Dann sagt er, besorg mir die Schlüssel für
einen anderen Tankwagen, Kleiner, der erste ist zu heiß …«
    »Spricht nichts dagegen, oder?«
    »Nein«, sagte ich. »Meines Erachtens nicht.«
    »Zarac«, sagte Gerard nachdenklich, »hatte
jedenfalls die besten Karten für eine Erpressung.«
    Ich nickte. »Besser, als für ihn gut war.«
    Wir kamen ans Ende der Schnellstraße und bogen auf
schmalere Straßen ab, um uns nach Ealing durchzuschlängeln.
    »Wissen Sie, wo die Fabrik zu finden ist?« sagte
ich. »Oder fragen wir einen Polizisten?«
    »Karte«, sagte Gerard knapp und holte eine aus dem
Handschuhfach. »Da sind die Straßen drauf. Wenn wir unsere erreichen, fahren
Sie langsam, halten Sie die Augen offen.«
    »Sicher.«
    »Und fahren Sie dran vorbei«, sagte er. »Haben wir
gesehen, woran wir sind, entscheiden wir, was zu tun ist.«
    »In Ordnung.«
    »Wenn Sie eine Meile von hier links abbiegen, sind
es noch etwa fünf Meilen bis zum Ziel. Ich dirigiere Sie dann.«
    »Gut.«
    Wir bogen an einer großen Kreuzung nach links auf
eine zweispurige Straße durch verschlafene Vororte, wo in zahllosen Öfen der
Sonntagsbraten dem Mittag entgegenbrutzelte.
    »Morgen lassen wir von diesem Scotch, den wir in
Martineau mitgenommen haben, ein Profil erstellen«, sagte Gerard.
    »Und von der Probe, die ich der Silver-Moondance- Flasche
entnommen habe.«
    »Die müßten übereinstimmen.«
    »Das werden sie.«
    »Sie sind reichlich überzeugt.«
    Ich grinste. »Ja.«
    »Mal raus damit. Wo ist der Witz?«
    »Nun … Sie wissen doch, daß die
Tankwagenfracht jeweils mit achtundfünfzig Prozent Alkohol in Schottland
gestartet ist? Und daß man in Rannochs Abfüllerei Wasser hinzugesetzt hätte, um
sie auf vierzig zu verdünnen?«
    »Ja«, nickte er.
    »Haben Sie eine Vorstellung, wieviel Wasser das bedeutet?«
    »Nein, natürlich nicht. Wieviel?«
    »Etwa zehntausendzweihundert Liter. Mehr als zehn
Tonnen.«
    »Großer Gott.«
    »Tja«, sagte ich, » Rannoch würde sich mit
diesem Wasser vorsehen. Sie würden irgendein reines Quellwasser verwenden, auch
wenn es nicht direkt aus einem schottischen Loch stammt. Aber ich schwöre
Ihnen, daß Charters gestohlene Frachten mit normalem Leitungswasser versetzt
worden sind.«
    »Ist das schlimm?«
    Ich lachte. »Und ob. Jeder schottische Brenner
bekäme einen Schlaganfall. Man sagt, daß schottischer Whisky nur wegen der
Weichheit und Reinheit der Lochwasser so ist, wie er ist. Als ich den Silver-Moondance-Scotch in meinem Laden noch mal probierte, stießen mir irgendwie im Nachgeschmack
ganz schwach Chemikalien auf. Oft ist Leitungswasser nicht so schlimm, aber
manchmal ist es furchtbar. Gibt ekelhaften Tee. Fragen Sie mal die Leute, die
hier wohnen.«
    »Hier?« rief er aus.
    »Der Westen Londons. Berühmt-berüchtigt.«
    »Großer Gott.«
    »Das wird auch in dem Profil erscheinen.«
    »Wasser?«
    »Mm. Klärmittel. In anständigem Scotch sollten
keine enthalten sein.«
    »Aber wird durch Leitungswasser nicht das
Scotch-Profil verdorben? Ich meine … können wir denn trotzdem noch
nachweisen, daß unsere Proben mit der Basis, die in Schottland verladen wurde,
übereinstimmen?«
    »Ja, keine Sorge. Leitungswasser beeinträchtigt
nicht das Whisky-Profil, es wird nur an den Zusatzstoffen abzulesen sein.«
    »Spielt es keine Rolle, daß der Scotch verdünnt
ist?«
    »Nein«, sagte ich. »Das Chromatogramm zeigt nur
auf, welche Teile vertreten sind, nicht in welcher Menge.«
    Er wirkte erleichtert. »Biegen Sie an der nächsten
Ampel rechts ab. Läßt sich dem Chromatogramm entnehmen, wo ein bestimmtes
Leitungswasser herstammt?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Erstaunlich.«
    »Was denn?«
    »Es gibt etwas, das Sie nicht wissen.«
    »Aha … Nun, ich weiß auch nicht, wie die
Dynastien Chinas heißen oder wie man in fünfzehn Sprachen ›danke‹ sagt oder wo
es zu dieser Abfüllerei geht.« Und ich hätte Lust, geradewegs umzukehren und
heimzufahren, dachte ich. Je mehr wir uns Naylor näherten, um so größer wurde
meine Nervosität … und ich dachte an meinen Vater, den so Tapferen, wie er
in den Kampf zog, seinen Leuten ein Beispiel gab … und warum konnte ich
nicht so sein wie er, anstatt zu spüren, daß mein Mund trocken und mein Atem
flach wurde, bevor wir auch nur im Zentrum von Ealing waren.
    »Biegen Sie hier links ein«, sagte Gerard. »Dann
die dritte rechts. Das ist

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