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Weinprobe

Weinprobe

Titel: Weinprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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können ein Pferd beliebig lange pachten,
wenn Sie sich beide einig sind – für ein Jahr, eine Saison oder für drei Monate …«
    Ich fand es interessant und fragte: »Wie werden die
Pachten arrangiert?«
    »Jack hat die Formulare.«
    »Nein, ich meinte, wie erfährt denn jemand, wer ein
Pferd hat, das zu verpachten, aber nicht zu verkaufen ist?«
    »Mündlich«, sagte sie vage. »Man spricht es an.
Mitunter wird auch inseriert. Und bei uns kommt es vor, daß ein Besitzer Jack
bittet, einen Pächter für sein Pferd zu finden, damit er die Trainingsgelder
nicht zu zahlen braucht. Bei Stuten machen sie das oft, damit sie ihr Pferd
anschließend für die Zucht wiederhaben.«
    »Geschickt«, sagte ich.
    Flora nickte. »Larry Trent schwor darauf, weil es
bedeutete, daß er fünf Pferde starten lassen konnte anstatt eines einzigen, das
ihm allein gehörte. Er war ein großer Spieler, der Mann.«
    »Spieler?«
    »Tausend hierauf, tausend darauf … ich konnte
es oft nicht mehr hören.«
    Ich warf ihr einen amüsierten Blick zu. »Mochten
Sie ihn nicht?«
    »Wahrscheinlich war er in Ordnung«, sagte sie
unschlüssig.
    »Er war stets freundlich. Ein guter Besitzer,
meinte Jack immer. Hat regelmäßig bezahlt und begriffen, daß Pferde keine
Maschinen sind. Hat bei Niederlagen kaum jemals den Jockey beschuldigt. War
aber irgendwie ein Heimlichtuer. Ich weiß eigentlich nicht, wieso ich das
denke, aber so kam er mir vor. Allerdings großzügig. Noch letzte Woche hat er
uns in sein Lokal, das Silver Moondance, eingeladen. Da spielte eine
Band … so was von Krach.« Sie seufzte. »Aber Sie wissen ja, daß wir dort
waren … Jimmy meinte, er hätte Ihnen von diesem Whisky erzählt. Ich sagte
ihm, er sollte es vergessen … Jack wollte nicht, daß Jimmy Ärger stiftet.«
    »Mm«, erwiderte ich. »Der Ärger ist trotzdem
gestiftet worden, aber es tut ja nichts.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Ich erzählte ihr von Jimmys halbbewußten Gedankenflügen
und meinem Gastspiel mit Detective Sergeant Ridger im Silver Moondance
Saloon, und sie rief leise, mit Kulleraugen: »Guter Gott.«
    »Irgend jemand hatte da einen dicken Betrug aufgezogen«,
sagte ich. »Ob Larry Trent nun davon wußte oder nicht.«
    Sie antwortete nicht direkt, meinte aber nach einer
längeren Pause: »Wissen Sie, einmal machte er etwas, das ich nicht verstanden
habe. Ich war letztes Jahr mit ein paar Freunden, die ich gerade besuchte, auf
der Auktion in Doncaster. Jack war nicht mit, er hatte hier zuviel zu tun.
Larry Trent war dort … Er hat mich zwar nicht gesehen, ich aber ihn, auf
der anderen Seite des Auktionsrings … und er bot für ein Pferd … es hieß
Ramekin.«
    Sie zögerte, dann sprach sie weiter: »Das Pferd
wurde ihm zugeschlagen, und ich dachte, schön, das kriegt Jack zum Trainieren.
Aber es kam nie. Larry Trent verlor kein Wort darüber. Ich erzählte es
natürlich Jack, aber er meinte, ich müsse mich geirrt haben, Larry Trent kaufe
niemals Pferde, und er wollte ihn noch nicht einmal darauf ansprechen.«
    »Wer hat denn Ramekin dann trainiert?« fragte ich.
    »Niemand.« Sie sah mich ängstlich an. »Ich bin
nicht verrückt, ja? Ich habe in den Auktionspreisen in der Sporting Life nachgeschaut,
und es ist für über dreißigtausend Pfund verkauft worden. Da stand nicht, wer
es ersteigert hat, aber ich bin absolut sicher, daß es Larry Trent war, denn
nach dem Zuschlag ging der Assistent des Auktionators direkt zu ihm, um seinen
Namen zu erfahren, aber danach … tat sich nichts.«
    »Nun … irgend jemand muß das Tier haben«,
wandte ich ein.
    »Anzunehmen. Aber es ist in keinem
Trainingsverzeichnis aufgeführt. Ich habe das geprüft, verstehen Sie? Es wäre
doch so ärgerlich gewesen, wenn Larry nach all den Rennen, die Jack für ihn
gewonnen hat, das Pferd zu einem anderen geschickt hätte; aber Ramekin war auf
keiner Liste, und er ist in der ganzen Saison nicht gestartet, ich habe mich
nach ihm umgesehen. Ramekin ist wirklich … einfach … verschwunden.«

6
     
    Flora führte mich in die Küche, um mir die
Gläser zu geben, die noch ganz geblieben waren: genau neunzehn.
    »Tut mir leid«, sagte sie.
    Ich zuckte die Achseln. »Eigentlich ist es ein
Wunder, daß es noch so viele sind. Und keine Sorge, ich bin versichert.«
    Während sie mir half, die Überlebenden in den
Karton zu stecken, den ich mitgebracht hatte, sah ihr freundliches rundes
Gesicht bekümmert aus.
    »Versicherung!« sagte sie. »Das Wort hab’ ich den
ganzen

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