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Weinprobe

Weinprobe

Titel: Weinprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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Flamme, das ist der Beweis.«
    Er sah etwas verwirrt drein. »Nämlich wofür?«
    »Dafür, daß die Flüssigkeit mindestens fünfzig
Prozent Alkohol enthält. So hat man nachgewiesen, daß eine Flüssigkeit Alkohol
ist, als vor drei Jahrhunderten erstmals eine Steuer für Branntweine erhoben
wurde. Fünfzig Prozent Alkohol, hundert Prozent normalstark. Heute mißt man die
Prozente mit Hydrometern, nicht mit Schießpulver und Feuer. Weniger riskant,
würde ich meinen.«
    »Schießpulver«, sagte er, »ist etwas, wovon Sie und
ich in letzter Zeit zuviel abgekriegt haben.« Er erhob sich steif. »Ihre halbe
Stunde ist um. Ich gehe das Essen holen.«

14
     
    Gerard fuhr mit seinem reparierten Mercedes
hinter mir her und kam mit Sung Lis duftenden Päckchen ins Haus.
    »Das nennen Sie ein Cottage?« sagte er skeptisch,
die räumlichen Verhältnisse betrachtend. »Eher schon ein Palast.«
    »Es war ein Cottage neben einer Scheune, beides am
Auseinanderfallen. Die Scheune war größer als das Cottage … daher der
Platz.«
    Wir hatten freudig das Haus geplant, Emma und ich,
hatten die Zimmer danach gestaltet, wie wir uns unser Leben vorstellten, und
auch für Kinder vorgesorgt. Eine große Küche für Mahlzeiten im Kreis der
Familie; ein Salon als künftiges Spielzimmer; ein Eßzimmer für Freunde; viele
Einzelzimmer; ein geräumiges, ruhiges Wohnzimmer, prächtig für Partys. Der
Umbau, in drei Etappen vorgenommen, wie unsere Mittel es erlaubt hatten, hatte
nahezu fünf Jahre beansprucht. Emma hatte gern gewartet, denn sie wollte ein
fertiges Nest für die Küken, und fast genau zu dem Zeitpunkt, als es soweit
war, war sie schwanger geworden.
    Gerard und ich hatten das Haus durch die Küche
betreten, aber ich aß dort nur noch selten. Als das Essen aufgewärmt und in
Schüsseln war, brachten wir es in den Salon, stellten es auf einen Couchtisch
zwischen zwei bequeme Sessel und nahmen die Teller zum Essen auf die Knie.
    In diesem freundlich warmen Raum mit seinen Bücherregalen,
weichem Lampenlicht, Fernsehen, Fotos und Teppichen hielt ich mich meistens
auf, wenn ich überhaupt da war. Hier hatte ich ein Weingestell und Gläser in
bequemer Reichweite und lenkte mich von lästigen Pflichten wie Gartenarbeit ab.
Hier war meine Energie, wie ich glaube, chronisch am Tiefpunkt, und doch kehrte
ich unwillkürlich immer hierher zurück.
    Gerard sah nach dem Essen schon besser aus und ließ
sich, als er damit fertig war, mit einem entspannten Seufzer tief in den Sessel
sinken. Er legte seinen Arm wieder in die Schlinge und nahm dankend Kaffee und
ein zweites Glas kalifornischen Wein an, einen 1978er Napa Cabernet Sauvignon, den ich neuerdings verkaufte und selbst gern trank.
    »Er hat einen weiten Weg hinter sich«, bemerkte
Gerard, als er das Etikett las.
    »Und auch vor sich«, sagte ich. »Kalifornien zieht
Trauben wie verrückt, und der beste Wein dort ist Weltklasse.«
    Er trank ein wenig und schüttelte den Kopf. »So
ansprechend er ist, ich könnte ihn ehrlich gesagt nicht von irgendeiner alten
Pansche unterscheiden. Ein schreckliches Geständnis, aber so sieht’s aus.«
    »Genau, was das Silver Moondance brauchte –
Kunden wie Sie.«
    Er lächelte. »Und vermutlich bin ich in der
Mehrheit.«
    »Es spielt keine Rolle. Daß man überhaupt Wein mag,
ist die Hauptsache.«
    Er sagte: »Sie wollten mir erzählen, warum die
falschen Weine ebenso wichtig sind wie der falsche Scotch im Silver
Moondance. «
    Ich warf ihm einen Blick zu, als ich den härter
werdenden Ton in der schottisch gefärbten Stimme hörte, und sah ihm die gleiche
Verwandlung an, die am vorangegangenen Sonntag in dem Auto stattgefunden hatte:
das Abstreifen der Umgangsformen, das Zutagetreten des Ermittlers. Seine Augen
waren ruhig und aufmerksam, sein Gesicht konzentriert, der Mund ernst; und ich
antwortete diesem zweiten Mann voll Anerkennung und Erleichterung, indem ich
nüchtern Fakten und Vermutungen vortrug.
    »Leute, die Scotch stehlen«, sagte ich, »halten
sich normalerweise an eine Lieferung in Kisten verpackter Flaschen. Die Beute
ist verkaufsfertig … der Empfänger steht wahrscheinlich schon bereit. Es
gibt keine Schwierigkeiten. Reiner Profit. Stehlen Sie aber eine Tankladung der
losen Flüssigkeit, dann haben Sie Mühe und Unkosten mit der Abfüllung.
Flaschenkosten, Arbeitslöhne, alle möglichen Nebenausgaben.«
    »Stimmt«, sagte er nickend.
    »Es waren 27000 Liter Scotch mit rund
achtundfünfzig Prozent Alkoholgehalt in jeder der drei

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