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Weinprobe

Weinprobe

Titel: Weinprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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Frachten, die Kenneth
Charter eingebüßt hat.«
    »Stimmt.«
    »Jede Fracht hatte eine höhere Konzentration, als
sie zum Trinken je verkauft wird. Bei Empfang der Tankladung hätten die Rannoch- LeuteWasser hinzugefügt, um den Scotch auf Konsumstärke runterzubringen, und
zwar auf etwa vierzig Prozent Alkohol.«
    Gerard hörte zu und nickte.
    »Damit hätten sie genug Scotch gehabt, um annähernd
fünfzigtausend Serienflaschen zu füllen.«
    Gerards Mund klappte vor Überraschung leicht auf.
»Das hat Kenneth Charter nie gesagt.«
    »Er befördert das Zeug, er füllt es nicht ab. Er
hat die Rechnung vielleicht nie angestellt. Jedenfalls, bei drei Tankladungen
reden wir von etwa hundertfünfzigtausend Flaschen in sechs Monaten, und das ist
keine Sache, an der man im Hinterhof herumpfuschen kann.«
    Er schwieg eine Zeitlang, während er darüber
nachdachte, und sagte dann bloß: »Reden Sie weiter.«
    »Bei jedem Mal wurde die gesamte Ladung schnell aus
den Tankwagen gepumpt, denn am nächsten Tag waren sie leer.«
    »Richtig.«
    »Bestand also der Zweck des Unternehmens nicht
einfach darin, Kenneth Charter zu ruinieren, in welchem Fall es denkbar ist,
daß die Fracht in Gräben abgeladen wurde wie die Fahrer, dann ist der Scotch
aus dem Tankwagen in irgendein Depot gepumpt worden.«
    »Ja, natürlich.«
    »Der logische Ort für das Löschen des Tankwagens
wäre also eine Abfüllerei.«
    »Ja, aber da ist er nie angelangt.«
    »Er ist nie in Rannochs Abfüllerei
angelangt. Das ist ein Unterschied.«
    »Na schön.« Seine Augen lächelten. »Nur weiter.«
    »Dreimal fünfzigtausend Flaschen, das hält keine
normale Fabrik auch nur annähernd sechs Monate in Gang. Kleine Weinschlösser
füllen soviel in ein paar Wochen ab, ohne mit der Wimper zu zucken. Also …
hm … was wäre, wenn die Whiskyabfüller zwischendurch auf Wem umgeschaltet
haben … auf Silver-Moondance- Wein , um genau zu sein.«
    »Ah.« Es war ein tiefer Laut, eine Bestätigung, daß
wir zum Kern der Sache vorgedrungen waren. »Weiter.«
    »Nun … für eine Abfüllerei wäre es leicht,
Wein aus einer einzigen Quelle auf jede beliebige Flaschenform abzuziehen …
und die Form der Flaschen im Silver Moondance entsprach den Etiketten:
Claretflaschen bei Claret-Etiketten, Burgunderflaschen bei Burgunder-Etiketten
und so weiter. Gerade die Tatsache, daß es im Silver Moondance sowohl
Scotch wie Wein unter falschen Etiketten gab … nun ja, als einfachste
Erklärung würde ich mit Ihnen eine Erdnuß gegen einen Karton Piper-Heidsick
wetten, daß beides am selben Ort abgefüllt wurde.«
    Gerard trank geistesabwesend von seinem Wein.
    »Wo?« sagte er knapp.
    »Mm … da liegt der Hase im Pfeffer.«
    »Irgendwelche Ideen?«
    »Mir kam die Idee, daß es einer von den Betrieben
sein könnte, die Kenneth Charter beschrieb, die in Schwierigkeiten geraten oder
pleite gegangen sind, als die Franzosen mehr dazu übergingen, ihren Wein selbst
abzufüllen. Ich meine … mal angenommen, irgendeiner käme zu Ihnen, wenn
Sie am Rand des Bankrotts stehen, und böte Ihnen Arbeit an. Selbst wenn Sie
wüßten, daß es faul ist, würden Sie es vielleicht übernehmen und den Mund
halten. Oder nehmen wir an, eine Abfüllerei wäre zu einem lächerlichen Preis
zu kaufen, oder zu pachten, was es ja bestimmt gab … Wenn es nun so
aussah, als ob sich das Spiel lohnte … als könnte es noch Jahre weitergehen …«
    »Ja«, sagte Gerard. »Das ist möglich.« Er dachte
etwa fünf Sekunden darüber nach. »Vorläufig suchen wir also nach einer
Abfüllerei. Stellen wir das jetzt einen Moment zurück.« Er zögerte erneut
nachdenklich und sagte dann: »Bei Deglet arbeiten wir oft zu zweit, erörtern
einen Fall, lassen Ideen aufeinander los und kommen manchmal auf Dinge, die von
sich aus keiner in Betracht gezogen hätte. Es ist eine Methode, an die ich
gewöhnt bin, die ich mag … aber mein üblicher Partner ist in London, und
offengestanden bin ich zu müde, um dahin zu fahren … und Sie sind an Ort
und Stelle, bis zu den Ohrenspitzen voll mit Fachkenntnissen … also, kann
ich Ihnen meine Ideen mal unterbreiten? Und melden Sie sich unbedingt, wenn ich
in Ihrem Kopf etwas auslöse. Darin liegt der Wert solcher Sitzungen.
Ideenbumerang. Was dagegen?«
    »Natürlich nicht. Aber ich …«
    »Hören Sie einfach zu«, sagte er. »Stoppen Sie
mich, wenn Sie Einwände haben. Mehr ist nicht dabei.«
    »In Ordnung.«
    »Und, ehrlich gesagt … haben Sie einen

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