Weiß (German Edition)
wischte mit der Hand nach, aber seine Hände schwitzten ebenfalls und das Brennen wurde noch stärker. Er spürte heiße Tränen in seinen Augen und blinzelte. Dann wischte er sich die Hände an der Hose ab und trat noch einen Schritt näher auf Aaron zu. Er konnte es nicht länger hinauszögern. Wieso, verdammt, bewegte der Mistkerl sich nicht?
Lewin hob den Pinsel und drückte ihn gegen Aarons Schulter. Langsam glitt der Oberkörper des jungen Malers zurück, bis er in die Lehne des Sofas fiel. Der braungelockte Kopf ruhte noch immer auf der Brust, sodass Lewin Aarons Gesicht nicht erkennen konnte. Mit gekräuselten Lippen setzte er den Pinsel an der Stirn des Künstlers an und schob ihm so den Kopf in den Nacken. Als er das Gesicht des schönen Aarons sah, konnte Lewin einen Schrei nicht unterdrücken.
Die Augen des jungen Mannes waren blutig und rot, offenbar waren ihm dort gleich mehrere Adern geplatzt. Das ganze Gesicht war seltsam verz errt. Die Lippen waren aufgesprungen und Blut schimmerte auf ihnen. Auf Aarons Stirn prangte eine gewaltige Ader, die vorher nicht zu sehen gewesen war und auch an seinem Hals konnte Lewin mehrere dieser geschwollenen Blutkanäle entdecken. Ihre dunkle Farbe stach deutlich unter der weißen Haut hervor. Das Schrecklichste an Aarons Anblick aber war die weiße Flüssigkeit, die ihm aus sämtlichen Gesichtsöffnungen lief!
Aus den inneren Augenwinkeln bahnten sich zwei glitzernde weiße Tränen ihren Weg nach unten, aus seiner Nase blutete es weiß und in seinen Mundwinkeln bildete sich ein heller Schaum, der sich langsam mit dem Blut auf seinen Lippen zu einem zarten Rosa vermischte.
Lewin schrie erneut auf und trat entsetzt zwei Schritte zurück. Er fasste sich mit den Händen an den Kopf und versuchte die dunklen Wolken zu bekämpfen, die ihn in einem heftigen Sturm zu überrollen drohten. Der Raum begann sich vor seinen Augen zu drehen und in seinem Kopf wanderte ein überdimensionaler Presslufthammer auf und ab. Lewin stöhnte, kämpfte noch einen Augenblick und ergab sich dann doch der barmherzigen Dunkelheit, die alles um ihn herum auf einen Schlag ausblendete.
Drei
Als er erwachte, waren Kopfschmerz und Schwindel verflogen. Lewin richtete sich auf und klopfte sich die Hosenbeine ab. Dann ließ er seinen Blick durch den Raum wandern, bis seine Augen am leblosen Körper des schönen Aaron hängenblieben. Mit einer instinktiven Bewegung begann Lewin nun, seine Hände an den Hosenbeinen zu reiben. Ihm wurde klar, dass der schöne Aaron wahrscheinlich von derselben Krankheit heimgesucht worden war, wie schon die fette Katze am Straßenrand. Und er hatte mit beiden direkten Kontakt gehabt!
Lewin schluckte trocken. Er musste zu einem Arzt. Dieses Virus, oder was immer es war, schien ansteckend zu sein und er befand sich offensichtlich in größter Gefahr. Er beschloss als reine Vorsichtsmaßnahme, eine weitere Tablette aus seinem Etui zu nehmen und stieg die Treppe zum zweiten Stockwerk des Gebäudes nach oben. Irgendwo hier musste doch ein Badezimmer sein.
Die obere Etage bestand aus einer Küche, in der sich das schmutzige Geschirr nur so stapelte, und einem kleinen Zimmer, dessen Tür nur angelehnt war. Lewin sah sich einen Augenblick in der Küche um und gelangte dann zu der Überzeugung, dass der schöne Aaron hinter seinem hübschen Äußeren ein ganz schönes Drecksschwein gewesen sein musste.
Durch den ganz en Raum zog ein muffiger Geruch. Überall lagen leere Bierflaschen und Essenreste herum. Ein übervoller Aschenbecher stand auf dem Boden, daneben lag ein umgekipptes Weinglas. Der Wein schien zuerst in den Aschenbecher gelaufen zu sein, denn ein paar der Zigarettenstummel befanden sich nicht mehr länger in dem Behälter, sondern trieben auf einer roten Pfütze am Boden. Sie konnten noch nicht allzu lange dort liegen, denn sie fingen gerade erst an, sich mit dem roten Wein vollzusaugen. In der Luft hingen auch noch leichte Rauchschwaden, die sich bei der Hitze nur langsam verzogen. Anscheinend hatte der schöne Aaron sich hier aufgehalten und in diesem Saustall eine geraucht, als Lewin an die Tür geklopft hatte.
Hinter der angelehnten Tür befand sich ein Badezimmer, in das Lewin sich nun begab. Er zog eine Tablette aus seinem Etui und blieb dann verwundert stehen. Das Badezimmer bot beinahe einen noch schlimmeren Anblick als die unordentliche Küche. Lewin konnte sich kaum vorstellen, dass irgendjemand in diesem Raum seiner Körperhygiene nachging.
Es gab
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