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Weiß (German Edition)

Weiß (German Edition)

Titel: Weiß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harper Ames
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brach es aus ihm heraus.
    Lewin konnte die Wut nicht länger kontrollieren. Er schrie und brüllte und konnte dabei seine eigenen Worte nicht verstehen. Seine Stimme schmerzte ihm in den Ohren und seine Kehle brannte von der Intensität seines Geschreis. Er geriet in einen wahren Rausch, taumelte und brüllte dabei ununterbrochen, als wäre er vom Teufel besessen. Sein ganzer Körper glühte. Am liebsten hätte er sich die Haut mit den bloßen Fingern vom Fleisch gerissen, nur um ein wenig Abkühlung zu verspüren. In seinen Eingeweiden brannte ein vernichtendes Feuer, das sich langsam durch ihn hindurchfraß und dabei eine Spur aus Asche und Tod hinterließ.
    Erst nach einer gefühlten Ewigkeit ließ das Brennen in ihm dann plötzlich nach und Lewin erlangte die Kontrolle über seinen Körper zurück. Er stolperte ein paar Schritte nach vorn und stützte sich auf einen alten, mit verschiedenen Farben beschmierten Holztisch. Schwindel überkam ihn. Lewin schluckte und kämpfte gegen die nebligen Schleier, die um ihn tanzten. Und dann war er plötzlich ganz klar.
    Seine Haut fühlte sich an seinem Körper wieder gut an. Das Jucken und Brennen hatte aufgehört. Trotz des Höllenfeuers, das noch vor wenigen Augenblicken in seinen Gedärmen zu lodern schien, fühlte er sich ausgesprochen wach und frisch, auf eine angenehme Weise ausgeruht und beinahe euphorisch.
    Was war nur mit ihm los? Wie konnte es geschehen, dass er so dermaßen die Kontrolle über sich selbst verlor? Lewin kannte ein derartiges Verhalten nicht von sich. Er hatte zwar schon öfter unter Panikattacken gelitten, aber das hier war anders; intensiver, drängender und vor allen Dingen unangenehmer. Es kam ihm mehr wie eine Art Krankheit vor, denn wie eine psychische Störung. Lewin stockte der Atem.
    Die Katze!
    Die Katze, die er heute Vormittag am Straßenrand gesehen hatte. Konnte es vielleicht sein, dass er sich dort doch angesteckt hatte? Er schlug sich mit der Faust an die Stirn. Wenn dem so war, musste er einen Arzt aufsuchen und sich untersuchen lassen. Er wusste nicht, womit die Katze infiziert gewesen war. Bei genauerer Betrachtung kam ihm der Gedanke an Tollwut auch plötzlich ganz abwegig vor. Bei Tollwut bildete sich zwar Schaum vor dem Mund, aber soweit er wusste, lief dieser nicht aus den Augen des Betroffenen.
    Lewin hob den Kopf und richtete seinen Blick auf den schönen Aaron. Der saß zusammengesunken auf dem Sofa, die Schultern nach vorn gerollt und das Kinn auf die Brust gelegt, sodass Lewin sein Gesicht nicht erkennen konnte.
    Er spürte, wie ihm erneut die Röte ins Gesicht stieg, nur dass es dieses Mal wieder die Scham war, die ihn überkam. Wenn Aaron den Anderen von diesem Ausraster erzählte, würde er, im Gegensatz zu ihnen, in Zukunft vermutlich noch weniger zu lachen haben.
    „Hör mal Aaron, ich weiß nicht, was gerade mit mir los ist. Ich glaube ich habe mich irgendwo angesteckt. Hab' Fieber oder irgendwas in der Art. Vielleicht könntest du die ganze Geschichte ja für dich behalten. Ich will dich nicht um einen Gefallen bitten, aber vielleicht kannst du ja …“, Lewin hielt mitten im Satz inne. Entgegen seiner Erwartung hatte sein Gegenüber sich noch immer nicht geregt. Der schöne Aaron war nicht aufgesprungen, hatte seine Fäuste geschüttelt und ihm zornig seine wohlklingende Stimme entgegengeschleudert. Stattdessen saß er noch immer zusammengesunken auf dem Sofa und rührte sich nicht.
    „Aaron … ?!“
    Lewin trat einen Schritt auf ihn zu und blieb dann wieder stehen. Was war hier los? Hatte der schöne Aaron sich über seinen Anfall so dermaßen erschrocken, dass er in Ohnmacht gefallen war oder versuchte er ihn hier gerade gehörig zu verarschen?
    „Aaron, die Scheiße ist echt nicht lustig!“
    Mit zwei schnellen Schritten trat Lewin an den unbeweglichen Körper heran und legte seine Hand energisch auf dessen Schulter. Augenblicklich durchfuhr ihn ein glühend heißer Pfeil, der sich durch seine Finger bohrte, seinen Arm hinaufschoss und anschließend in seinem Kopf explodierte. Erschrocken zog er die Hand zurück und stöhnte. Aarons Körper war unerträglich heiß.
    Lewin sah sich um. Wenige Schritte vom Sofa entfernt lag ein großer Malerpinsel mit einem dicken Holzgriff. Er hob ihn auf und kam dann zu Aaron zurück. An dem Pinsel klebten alte Farbreste, die sich glatt und kalt an Lewins Haut anfühlten. Der Schweiß lief ihm über das Gesicht. Ein Tropfen verirrte sich in sein Auge. Es brannte. Lewin

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