Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weiß (German Edition)

Weiß (German Edition)

Titel: Weiß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harper Ames
Vom Netzwerk:
freudigen Überraschung war.
    Hinter der letzten Tür befand sich ein Zimmer, das bis unter die Decken mit Büchern vollgestopft war. Rote, blaue, schwarze und grüne Einbände stapelten sich, türmten sich auf zu riesigen Bücherwellen, die unter ihrem Gewicht zusammenbrachen und anschließend zerschellten, denn auch auf dem Boden lagen einige der gebundenen Exemplare verstreut, sodass Lewin aufpassen musste, wohin er seine Füße setzte. Auf einem Tisch in der Mitte des Raumes lagen mehrere aufgeschlagene Wälzer, die Lewin für die Lösung seines Problems vielversprechend erschienen. Was auch immer Galen beschäftigt hatte, bevor er seine Wohnung verließ, musste in diesen Büchern stehen. Sollte der Arzt tatsächlich mitten in der Recherche zu der geheimnisvollen Krankheit gesteckt haben, so wie Lewin es vermutete, dann würde er mit Sicherheit in diesen Büchern die besten Hinweise finden.
    Plötzlich keimte in Lewin der Gedanke auf, dass Galen vielleicht geflohen war. Aus Angst vor dem tödlichen Ausgang und der hohen Ansteckungsgefahr dieser heimtückischen Krankheit.
    Lewin schluckte, schüttelte die Vorstellung dann aber schnell ab. So schlimm konnte es nicht sein, schließlich lebte er selbst noch und im Gegensatz zu seiner gewöhnlichen Verfassung, ging es ihm heute wirklich ganz ausgezeichnet. Abgesehen von den Wutausbrüchen hatte er keinerlei Beschwerden.
    Lewin trat an den Tisch heran und blickte auf eines der dicken Bücher, dessen Seiten stark vergilbt waren. Augenblicklich machte sich Enttäuschung in ihm breit. War es möglich, dass in einem derart alten Buch etwas über eine Krankheit stand, von deren Symptomen er noch niemals etwas gehört hatte? Er versuchte etwas vom Inhalt der Seiten zu entziffern, musste sich aber bereits nach wenigen Augenblicken geschlagen geben. Die Zeichen, die Lewin den vergilbten Seiten entnahm, waren beim besten Willen in keinen sinnvollen Zusammenhang zu bringen. Selbstverständlich kannte er die Buchstaben, aber aus irgendeinem Grund konnte er die Worte, die sie bildeten, nicht entziffern. Dann waren die Worte plötzlich da, aber Lewin konnte sie nicht verstehen. Obwohl sie in seiner eigenen Sprache verfasst waren, ergaben sie für ihn keinen Sinn. Er fühlte sich wie ein Legastheniker, mit dem einzigen Unterschied, dass er normalerweise lesen konnte und dies auch gerne und häufig tat.
    Hörbar blies Lewin die Luft aus seinen Lungen und blähte dabei die Wangen auf. Zwischen seinen Augenbrauen bildete sich eine tiefe Furche und er wandte sich dem nächsten Buch zu. Bei diesem Exemplar waren die Seiten nicht ganz so vergilbt, doch auch hier war Lewin nicht dazu in der Lage, etwas vom Inhalt der Seiten zu verstehen.
    Bei den nächsten drei Büchern war es dasselbe. Erst beim fünften Buch gelang es ihm , einige Worte zu entziffern und mit Inhalt zu füllen. Allerdings hob das seine Laune nicht unbedingt an. Galen hatte sich hier nicht mit einer geheimnisvollen Seuche, sondern mit psychiatrischen Anliegen beschäftigt. Lewin hatte nicht gewusst, dass sein Arzt auf diesem Gebiet Interessen verfolgte. Allerdings wunderte ihn die neue Erkenntnis nur wenig, denn Galen schien immer über alles Bescheid gewusst zu haben.
    Mit den anderen verstreuten Büchern konnte Lewin nichts anfangen, weil sie entweder unlesbar waren oder sich mitpsychiatrischen oder sogar naturwissenschaftlichen und technischen Phänomenen beschäftigten. War Galen etwa neuerdings unter die Informatiker gegangen? Er besaß ja nicht einmal einen Computer. Der Besuch hier war reine Zeitverschwendung gewesen.
    Lewin seufzte, trat vom Tisch zurück und auf eines der Regale zu. Er ließ seinen Blick über die unzähligen Bücherrücken gleiten und hatte die Hoffnung auf einen brauchbaren Hinweis schon beinahe aufgegeben, als er auf einem der Regalbretter etwas entdeckte, dass ihm den Atem stocken ließ.
    Dort stand, an eines der dicken Bücher gelehnt, ein altes Foto von ihm.
    Das Bild zeigte ihn, als er ungefähr 14 Jahre alt war. Er konnte sich noch genau an den Tag erinnern, an dem seine Mutter es aufgenommen hatte. Wie zum Teufel war dieses Bild in Galens Wohnung gelangt?
    Zögernd griff Lewin nach dem zerknitterten Foto und steckte es in seine Hosentasche. Als er seinen Blick über die anderen Regale gleiten ließ, entdeckte er noch mehr Fotos, die allesamt Einwohner von Weiß zeigten.
    Dort gab es ein hässliches Bild von Kneif, ein Foto von Simon und Gaja und ein kleines, selbst gemaltes Portrait vom

Weitere Kostenlose Bücher