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Weiß (German Edition)

Weiß (German Edition)

Titel: Weiß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harper Ames
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und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. So langsam drehte er durch. Die Hitze und die merkwürdigen Ereignisse des Tages führten offenbar dazu, dass er unter Halluzinationen zu leiden begann. Es war absolut unsinnig, dass das kleine Mädchen ihn verfolgt hatte. Erstens war er viel zu schnell gerannt, als dass sie mit ihm hätte mithalten können und zweitens gab es verdammt nochmal keinen Grund für sie, ihm zu folgen. Er kannte das Mädchen nicht und folglich war es unwahrscheinlich, dass sie ihn kannte. Er musste sich wieder zusammenreißen und damit anfangen, einen kühlen Kopf zu bewahren.
    Kopfschüttelnd begab er sich zurück ins Haus und rauchte eine weitere Zigarette, als ihm erneut einfiel, dass er vorgehabt hatte, nach dem Alten zu sehen.
    Fluchend sprang er auf und ließ dabei die Zigarette fallen, die er soeben noch in der Hand gehalten hatte. Die glühende Asche landete auf seinem Bein und zwar genau dort, wo die Schlägerei mit Kneif ihm am Morgen die Hose zerrissen hatte. Lewin jaulte auf und begann mit abgehackten Bewegungen auf sein Bein einzuschlagen. Nach ein paar Augenblicken merkte er, dass es nichts mehr gab, worauf er einschlagen musste. Die Asche glühte längst nicht mehr. Auf seiner nackten Haut waren jetzt nur noch ein paar graue, schmutzige Streifen zu sehen.
    Lewin leckte seinen Finger an und wischte die Asche von seinem Bein. Dabei stellte er fest, dass der Kratzer, den er am Morgen noch genau an dieser Stelle gehabt hatte, vollständig verschwunden war. Wie war das möglich? Ungläubig rubbelte Lewin über sein Bein, bis die Haut rot wurde und brannte. Hatte er sich nicht heute Morgen noch wegen eben dieser Verletzung übergeben? Es mussten die Lichtverhältnisse gewesen sein. Die Aufregung wegen der Schlägerei und das plötzliche Auftauchen von Lydia. Er musste seinen körperlichen Zustand einfach völlig falsch eingeschätzt haben. Auch sein Gesicht war ja weitaus weniger versehrt, als er gedacht hatte.
    Lewin kratzte sich am Kopf, warf die Kippe in den Aschenbecher und erhob sich. Er musste wirklich aufpassen, bei all dem nicht den Verstand zu verlieren.
     
     
    Der beißende Geruch schlug ihm bereits am oberen Ende der Treppe entgegen. Erschrocken stellte er fest, dass die Tür zum Zimmer des Alten nicht verschlossen war. Dabei war er sich sicher, dass er die Tür beim Verlassen des Raumes hinter sich zugezogen hatte. Das war bereits eine Art Automatismus, der dem Selbstschutz gegenüber einer mehr als unangenehmen Geruchsbelästigung geschuldet war. Die Wut auf den alten Mann musste ihn derart benebelt haben, dass er selbst die einfachsten Vorgänge nicht mehr problemlos hatte bewältigen können.
    Vorsichtig näherte er sich der hal b geöffneten Tür und schob sie langsam auf. Der beißende Geruch wurde noch schärfer und Lewin spürte, wie sich ein klebriger Kloß in seinem Hals bildete. Er holte tief Luft und betrat das Zimmer.
    Der Alte saß noch immer im Stuhl vor dem Fenster, vom Kater war keine Spur zu sehen. Mit bedächtigen Schritten ging Lewin auf den alten Mann zu und hielt dabei ununterbrochen die Luft an. Der Greis rührte sich nicht. Sein Kopf ruhte auf dem nackten Oberkörper; die fettigen Haare glänzten im Licht, das durch die geöffnete Tür hereinfiel und von irgendwoher ereilte Lewin das dumpfe Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte.
    „Hallo ?“
    Lewins Stimme schaffte es kaum, sich den Weg durch die dicke Luft zu kämpfen. Mit weichen Knien schob er sich langsam durch das Zimmer.
    „Schläfst du?“
    K eine Reaktion.
    Lewin streckte widerstrebend die Hand aus und berührte den Alten an der Schulter. Seine Haut fühlte sich unangenehm kalt und schmierig an. Auf seinem Körper schien eine Art Film zu liegen, den Lewin auf die Hitze und die Versäumnis der Wäsche am Morgen zurückführte. Er unterdrückte den ersten Impuls, die Hand wieder zurückzuziehen und rüttelte stattdessen leicht an der Schulter des Mannes. Wenn der Alte eingeschlafen war, wurde es jetzt Zeit für ihn aufzustehen.
    Der Kopf des Greises rollte über den faltigen Brustkorb, als wäre er an einer Schnur und nicht an einem stabilen Knochengerüst befestigt. Lewin schauderte, überwand sich aber dennoch und schob den Kopf des Alten vorsichtig in den Nacken. Als er in das zum Vorschein kommende Antlitz blickte, begann es in seinen Ohren zu rauschen. Er hörte sein eigenes Blut pulsieren und schluckte schwer.
    Das Gesicht des Greises war unnatürlich verzogen, die Falten und Furchen

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